Essen. Trailer, die Lockvögel in Kurzfilmgestalt, werden immer aufwendiger produziert – und dabei zu einem eigenen Wirtschaftszweig mit Milliarden Internet-Klicks.

Es gibt sie für Fernsehserien, für Computerspiele und – natürlich – für Kinofilme. Sie sind kurz, meist rasend schnell geschnitten und es stellen sich, hat man sie erst einmal gesehen, oft mehr Fragen als zuvor. Trotzdem werden Trailer immer beliebter und wichtiger – als Kunstform wie auch als Wirtschaftszweig. Plattformen wie Apple reißen sich förmlich um die Exklusivrechte für die neusten Vorschauen. Denn sie bringen die Internet-Nutzer auf ihre Seiten. Mehr als fünf Milliarden Klicks gibt es jedes Jahr für Filmtrailer. Öfter angesehen werden nur Nachrichten- und Amateurvideos.

Sieht man von der Verbreitung im Internet ab, ist diese spezielle Art der Werbung alles andere als neu, sondern beinahe so alt wie das Kino selbst. Schon in den Filmtheatern des frühen 20. Jahrhunderts werden Trailer gezeigt, allerdings nicht vor, sondern nach dem Hauptfilm – was auch den Begriff Trailer, auf deutsch „Anhänger“ oder „Abspann“, erklärt. Appetit machen auf den Film der kommenden Woche sollen die schlichten Texthinweise, aber auch klarstellen, dass für heute Schluss ist.

Teaser kündigen Trailer an

Mit der Zeit werden aus den Texttafeln eigens produzierte Filmchen, deren Machart über Jahrzehnte fast identisch bleibt. Bombastische Musik ertönt, während Schnipsel der eindrucksvollsten Szenen, streng linear der Handlung folgend, über die Leinwand flimmern. Und der unsichtbare Erzähler schwadroniert, als würde er auf dem Rummelplatz die Karussells vollquatschen.

Schnee von gestern. Mittlerweile sind Trailer kleine Kunstwerke, für viel Geld produziert und immer prominenter platziert. Im Kino laufen sie längst vor dem Hauptfilm. Was an einem Novemberfreitag des vergangenen Jahres dazu geführt hat, dass sich nicht wenige US-Kinos bereits 90 Sekunden nach Beginn der Vorstellung leerten. Viele Besucher waren nämlich nur gekommen, um den ersten Trailer zum neuen Star-Wars-Film zu sehen, der kurz vor Weihnachten 2015 anlaufen soll. Als die Vorschau wenige Stunden später auch online zu sehen ist, brechen einige Seiten unter der Last der Anfragen kurzzeitig zusammen.

Die Kampagne beginnt zwei Jahre vor dem Filmstart

Sogenannte Blockbuster werden heute von Kampagnen beworben, die manchmal zwei Jahre vor Veröffentlichung beginnen – mit ersten Trailern oder mit den noch kürzeren Teasern, die nicht den Film, sondern den Trailer ankündigen. All das zu produzieren ist zu einer eigenen Kunst geworden. Denn ein guter Trailer muss Interesse wecken, darf aber weder zu viel verraten noch zu viel versprechen. Und er muss das einmal geweckte Interesse über Monate wach halten, muss mit jeder neuen Ankündigung Neues bieten und doch vertraut wirken. Die Zuschauer sollen sich zu Hause fühlen.

Wie viel das alles kostet, verraten die Studios sehr selten. Branchenkenner gehen allerdings davon aus, dass ein Trailer für einen „kleinen“ Film bei 50 000 Dollar liegt. Bei Großproduktionen wie „The Avengers“ kann es – auch wegen der meist speziell komponierten Musik – schnell mal siebenstellig werden.

Erfahren, ob sich der Film lohnt

Aber ohne gut gemachte Vorschau geht es nicht mehr. Trailer-Produzent Mark Woollen erklärt warum: „Die Leute“, hat er dem US-Magazin „Premiere“ gesagt, „wollen einfach wissen, ob es sich lohnt, extra einen Babysitter zu engagieren und 50 Dollar für Tickets, Parkhaus und den ganzen Kram auszugeben.”