Essen. . Zwölf Musiker der Münchner Philharmoniker scheren seit 30 Jahren aus: „Blechschaden“-Chef Bob Ross im Gespräch – Gastspiel in Essen.

Schwer genug, nicht den roten Faden zu verlieren, wenn Robert „Bob“ Ross erzählt. Denn der Schotte, Solohornist der Münchner Philharmoniker, sprudelt über vor Orchester-Anekdoten. Reine Notwehr, der 1,58 Meter kleine Instrumentalist zählt sich zu den Underdogs im Orchester. Schuften doch die Blechbläser stets in den hinteren Reihen und stehen meist am schärfsten in der Kritik. Es sei denn, die Trompeter, Posaunisten und Tubaspieler blasen bei „Blechschaden“, jener zwölfköpfigen Erfolgs-Combo aus Mitgliedern des Weltklasseorchesters: Dann bejubelt das Publikum die Arrangements von Mozart bis Bon Jovi. Vor ihrem Konzert in Essen hat Christoph Forsthoff mit dem 60-jährigen Klassik-Clown gesprochen.

Wie kam es 1984 zur Gründung von „Blechschaden“?

Bob Ross: Das war eine Reaktion auf das strenge Leben in der Kulturvollzugsanstalt Philharmonie unter Celi-Gaddafi wie ich unseren Maestro Sergiu Celibidache immer genannt habe. Eines unserer ersten Konzerte war im „Kaffee Giesing“ von Konstantin Wecker, wo wir für Freibier aufgetreten sind.

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Bei Blasmusik denkt man hierzulande immer gleich an das Tätärätä deutscher Blaskapellen.

Ross: Ich bin in Schottland im Brass-Milieu einer Bergarbeiter-Siedlung aufgewachsen – dort spielt man ganze Beethoven-Sinfonien, arrangiert für 35 Bläser. Die ersten Kapellen sind in den 60er-Jahren des 19. Jahrhunderts gegründet worden – als Ausgleich für die harte Arbeit in den Kohlegruben. Die Musik errang rasch eine ungeheure Popularität; schon um 1870 gab es die ersten Wettbewerbe, die bis zu 100 000 Menschen anlockten.

Sie selbst haben es schon mal auf 50 000 Besucher bei einem Konzert in Taipeh gebracht. Was lockt die Menschen zu „Blechschaden“?

Ross: Zu uns kommen auch Leute, die keine Ahnung von Musik haben – das reicht von unseren Orchesterwarten, die sich freiwillig kein Konzert der Philharmoniker anhören würden, bis zu George Bush senior.

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Vielleicht auch wegen Ihrer lockeren Moderationen ...

Ross: Ja, ich rede einfach dazwischen, weil das sonst zu viel Musik für den Einstieg wäre. Außerdem hat das auch einen pädagogischen Wert, denn ich beschreibe die einzelnen Musiker eines Orchesters ...

... und ziehen dabei gern über die Warmduscher bei den Holzbläsern her oder die Geiger, die keine Ahnung von Fußball hätten. Was sagen denn Ihre Philharmoniker-Kollegen dazu?

Ross: Die finden das lustig, sitzen selbst oft im Publikum unserer Konzerte. Kennen Sie übrigens den Unterschied zwischen einer Waschmaschine und einem Geiger? Eine Waschmaschine vibriert gleichmäßig, gerät erst am Ende des Programms ins Schleudern – und es kommt trotzdem noch was Sauberes heraus ...