Dortmund. . Richard O’Briens kultiges Grusical „Rocky Horror Show“ riss in Dortmund die Zuschauer von ihren Sitzen. Weitere Termine im Ruhrgebiet und in Düsseldorf.
Ein Sprung nach links, dann ein Schritt nach rechts: Die Sitzreihen des Dortmunder Konzerthauses bieten nun wirklich keine Gelegenheit, den „Time Warp“ korrekt auszutanzen. Aber man kann es ja wenigstens andeutungsweise versuchen. Auf den Sitzen hält es jedenfalls niemanden.
Attacken aus Wasserpistolen
Bis dahin hat es in den Rängen bereits Konfetti geschneit, haben sich Zuschauer mit bunten Karnevalshütchen und Mützchen aus Zeitungspapier vor einsetzendem Regen und vor Attacken aus Wasserpistolen geschützt, wurden Leuchtstäbe geschwenkt. Ganz zu Beginn schon hatten Ausschnitte aus alten, heute unfreiwillig komisch wirkenden Horror-Filmen wie „Tarantula“, „The Village of the Damned“ und anderen einschlägigen B-Pictures für die richtige Einstimmung gesorgt.
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Inoffizielles Script für die Zuschauer
Später werden dann noch Ratschen ratschen, kommen rote Gummihandschuhe zum Einsatz, werden Spielkarten geschnibbelt, fliegen mitgebrachte Klopapierrollen durch den Saal…
Wer Richard O’Briens kultiges Grusical „Rocky Horror Show“ nur durch die legendäre Filmversion (1975) mit Tim Curry und der wunderbaren Susan Sarandon kennt, der merkt schnell: Bei der Bühnenfassung gibt es neben dem Skript für die Akteure wohl ein zweites, inoffizielles für den Zuschauer mit präzisen Regieanweisungen, die Eingeweihten offensichtlich vertraut sind. Einschließlich der gebotenen Zwischenrufe, die vor allem den Erzähler (Stefan Müller-Ruppert) treffen. „Boring“ (langweilig) schallt es dem regelmäßig entgegen, wenn er eine kurze Lageschilderung auf Deutsch liefert und damit dem vielleicht nicht ganz so anglophonen Zuschauer etwas auf die Sprünge hilft.
„The Time Warp“ und „Sweet Transvestite“
Denn die aufwändige, von Sam Buntrock eingerichtete Tournee-Produktion der „Rocky Horror Show“ belässt es (wie die Filmfassung, zu der es auch nie eine deutsche Synchronisation gab) beim englischsprachigen Originaltext. Wobei die im Grunde simple Erzählung ohnehin eher zweitrangig ist. Die verrückte Story um das flitternde Spießer-Pärchen Janet und Brad, das nach einer Autopanne im Schloss des transsexuellen Frank’n’Furter und dessen transsilvanischer Alien-Kohorte um Riff Raff und Magenta landet und dort geradezu Swinger-Club-mäßig von allen sexuellen Hemmungen befreit wird, lebt nun einmal von der Musik, den Songs, von zeitlosen Ohrwürmern wie „The Time Warp“, „Hot Patootie“, „Sweet Transvestite“ oder „Eddie’s Teddy“.
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Hinreißend kostümiert
In dem klugen, konsequent B-Picture-Charme verströmenden Bühnenbild agiert, hinreißend kostümiert, ein darstellerisch wie stimmlich gleichermaßen exzellentes Ensemble mit einem überragenden Rob Fowler als Frank’n’Furter. Eine hervorragende sechsköpfige Band, oberhalb der Bühne auf einer Empore platziert, liefert den adäquaten Rocksound und trägt dazu bei, dass für den Zuschauer die zweistündige „Zeitreise“ viel zu schnell vergeht.
Termine und „Fanbag“ mit Wasserpistole:
An den Veranstaltungsorten wird ein „Fanbag“ (10 €) angeboten. Die Schultertasche enthält neben dem Programm die wichtigsten Utensilien wie Wasserpistole, Leuchtstab, Konfetti, Hütchen, Zeitung und Handschuh.
Termine und Karten bei http://www.rocky-horror-show.de/