Zwei Wochen noch, dann soll’s was geben. Warum nicht ein Buch? Wir schenken Ihnen zehn Tipps – Romane, Erzählbände und Sachbücher von A wie Arztroman bis Z wie Zeitreise.
Für Patienten
„Einmal Brustschmerzen, einmal Blutzucker und einmal Bauch“ – eine normale Nacht für Anita. Der Rest ihres Ärztinnenlebens ist es nicht: Wie Kristof Magnusson in seinem Arztroman (Kunstmann, 320 S., 19,95€) die Klischees auf den Kopf stellt und trotzdem Emergency Room Konkurrenz macht, das zeugt von hoher Könnerschaft. Patchworkstress und Mittlebenskrisen im Blaulichttempo: volle Dosis Literatur für alle, die Blut sehen können.
Für Großstadtindianer
Apropos krank. Autorin Karen Köhler sorgte für Aufsehen, indem sie den Bachmannpreis nicht gewonnen hat: Weil sie Windpocken hatte und nicht lesen durfte. Eine Geschichte, wie entsprungen aus dem Band Wir haben Raketen geangelt (Hanser, 237 S., 19,90 €). Verpasste Chancen tummeln sich hier so zahlreich wie verlorene Rucksäcke, verschwundene Verlobte. Und Indianer, die in der Wüste Energydrinks trinken. Ähnlich wirken die Storys: höchst erfrischend.
Für Spieler
Pech in der Liebe – Glück im Spiel? Diese Gleichung machen Marion und Art auf, die kurz vor ihrer Scheidung zu den Niagara-Fällen reisen: Um am Roulette-Tisch gegen die Privatinsolvenz zu kämpfen. Stewart O’Nan zerlegt in Die Chance (Rowohlt, 224 S., 19,95 €) die Liebe in Wahrscheinlichkeiten – und bereitet uns so unwahrscheinlich viel Freude.
Für Vielflieger
Kommen wir an oder fliegen wir ab? Wenn die Britin Deborah Levy in ihren Storys Black Vodka (Wagenbach, 128 S., 16,90 €) das moderne Nomadentum scannt, stülpt sie zugleich das einsame Innere ihrer Helden nach außen.
Und findet auch noch das letzte Geheimfach voller unerfüllter Sehnsüchte. Mit dieser literarischen Überfliegerin gerät man gern lesenderweise in Turbulenzen.
Für Datenschützer
Paul O’Rourke erlebt einen Alptraum: Jemand kapert unter seinem Namen seine Social-Media-Accounts. Wie die virtuelle Identitätskrise zu einer höchst realen wird, das schildert Joshua Ferris in Mein fremdes Leben (Luchterhand, 384 S., 19,99 €): Wer bin ich, wenn ich online bin?
Für Kriminalisten
Gibt es einen grantigeren Privatdetektiv als Simon Brenner? Wolf Haas schickt den kultigen Ermittler mit Brennerova (Hoffmann&Campe, 240 S., 20 €) ins Wiener Rotlichtmilieu, weiter gen Russland und in die Mongolei.
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Eine taumelnde, staunende, sprachgewaltige Odyssee und eine bissige Hommage ans Klischee der schönen Russin: „Da musst du als Mann schon ein Hochhaus haben, damit sich so eine überhaupt von dir scheiden lässt“.
Für Träumer
Was passiert, wenn wir träumen? Was erzählen unsere Träume? Und wie können wir uns besser an sie erinnern? Stefan Klein hat mit Träume (Fischer, 288 S., 19,99 €) ein Sachbuch für Aufgeweckte geschrieben: aktuell und fundiert.
Für Träumerinnen
Sie hat einen Traum: Dass junge Frauen auch unhübsch sein dürfen, sich wichtig nehmen dürfen, eine Stimme haben. Lena Dunham, Produzentin und Darstellerin der US-Serie Girls, schrieb mit 28 ihre Autobiografie: Not that kind of girl. (Fischer, 304 S., 19,99 €). Für Töchter, Enkelinnen, Nichten!
Für Vielleser
Dieses Werk ist ein Pfund: Nino Haratischwili, in Georgien geboren, hat der deutschen Gegenwartsliteratur mit Das achte Leben (für Brilka) (Frankfurter Verlagsanstalt, 1280 S., 34 €) einen wuchtigen, epochalen, poetischen Roman geschenkt.
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Eine Schokoladenfabrik, sechs Generationen und die Geschichte Georgiens verbinden sich zu einem Reigen aus persönlichen Missgeschicken und Unglücken – und so setzt die Erzählerin der Geschichte ihre ganze Hoffnung auf ein kleines Mädchen. Berührend.
Für Zeitreisende
Jeder ist ein Zeitgenosse. Was es heißt, in einer bestimmten Zeit zu leben, fragt Andrew Sean Greer im Roman Ein unmögliches Leben (S. Fischer, 336 S., 19,99 €): Seine Heldin Greta gibt es gleich dreimal, in verschiedenen Varianten, sie führt ein Triple-Leben – nämlich 1918, 1941 und 1985. Ein neues, verrücktes Gedankenspiel vom Schöpfer des erstaunlichen Max Tivoli.