Essen. . Das neue Album “Rock Or Bust“ bietet elf Songs in nur 35 Minuten, gefertigt nach dem bewährten Rezept. Einer Anekdote zufolge soll Angus Young die These eines Rock-Journalisten empört zurückgewiesen haben, der behauptete, AC/DC habe 19 Alben ohne große musikalische Variation veröffentlicht: “Es waren 20 Alben!“

Die Alben von AC/DC sind die Big Macs des Rock: Immer wieder gleich, aber für viele ein unvergleichlicher, weltweit beliebter Genuss, vorausgesetzt, dass man diese spezielle Art von Appetit verspürt. Und so richtig satt wird man davon auch nicht, was für den Verkaufserfolg ja nicht von Nachteil ist.

Die letzte nennenswerte Änderung der Rezeptur wurde 1980 vorgenommen, als man gezwungenermaßen von Bon Scott zu Brian Johnson wechselte, der seine Stimme oft wie eine Gitarrensaite zerrt. Ansonsten sind die meisten Zutaten klar erkennbar: Youngs bis zur Selbstimitation kopierten Gitarrenriffs, ein dicker Schuss Blues im Rock – und stampfende Drums. Allein: Was aus den Zutaten ein so unwiderstehliches Ganzes macht, bleibt ein Geheimnis.

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Rotzige Hintergrundgesänge

Das begeisterte Rätseln geht auf „Rock Or Bust“ (Sony) weiter, elf kurze, prägnante Songs in 35 Minuten, bei denen man vielleicht den dramaturgischen Aufbau eines „Thunder­struck“ oder „Highway To Hell“ vermisst. Allerdings sind alle Songs auf den Punkt, und man erfreut sich an den bekannt rotzigen Hintergrundgesängen, dem kinderliedhaften „Nananana“ in „Miss Adventure“. Dass es mal um scharfe Frauen geht, mal ums Donnern des Rock’n’Roll oder oder um echt harte Zeiten, kann keinen AC/DC-Fan erschüttern. Die Australier funktionieren sogar ohne Angus Youngs an Demenz erkrankten Bruder Malcolm.

Erst wenn der Lead-Gitarrist in der Schuljungenuniform und der Sänger nicht mehr können, wie sie wollen, wird AC/DC der Saft ausgehen. Doch dass beinahe 60-jährige Rocker noch eine lange Karriere vor sich haben können, haben ja die Rolling Stones vorgelebt.