Cyber-Mobbing kann jeden treffen: Plötzlich wird einer von allen fertiggemacht.
Das Whatsapp-Zeichen auf seinem Smartphone poppt auf. Eine neue Nachricht. Vielleicht will sich jemand mit mir verabreden, hofft Kevin. Der Sechstklässler ruft die Nachricht auf. Doch mit ihm trifft sich keiner mehr.
Stattdessen liest Kevin diese Worte: „Und du bis hässlich dass ich kptzen muss!!“ Kevin heißt eigentlich anders, die Nachricht mit den Tippfehlern gab es tatsächlich. Und dieser Satz gehört zu den harmlosen Nachrichten, die Kevin ertragen muss. Ein Junge aus Kevins Klasse hat es auf ihn abgesehen. Er terrorisiert ihn ständig, wünscht ihm sogar den Tod.
Terror 24 Stunden täglich
Rechtsanwältin Gesa Stückmann bearbeitet viele solcher Fälle. Sie sagt: „Cyber-Mobbing hört nicht auf, wenn der Unterricht zu Ende ist. Es dauert 24 Stunden, jeden Tag, jede Woche.“ Oft sind es mehrere Täter. Ganze Whatsapp-Gruppen stürzen sich dann auf den einen oder auf die eine.
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„Mobbing gibt es schon immer“, weiß Gesa Stückmann noch aus ihrer Schulzeit. Doch durch soziale Netzwerke, durch Handy und Chat spitzen sich die Fälle zu. „Schreibe ich eine Nachricht, dann sehe ich gar nicht, wie das Opfer reagiert.“ Was Mobber also oft gar nicht empfinden, ist das Gefühl von Mitleid.
Tatsächlich hört die Rechtsanwältin von den Mobbern am Ende häufig Sätze wie diesen: „Ich habe gar nicht gemerkt, dass es immer schlimmer wurde.“ Das ist schwer vorstellbar. Das Fertigmachen wirkt offenbar wie ein Sog, ein fieser Gruppenzwang. Und meist wissen die Täter genau, dass es Unrecht war, was sie gemacht haben.
Es sind Straftaten
Jeder dritte Jugendliche kennt ein Opfer von Cyber-Mobbing. Bei verletzenden Worten bleibt es oft nicht. Peinliche Fotos, auch Nacktbilder und Videos werden gnadenlos verbreitet. Bilder werden fies verändert, wieder und wieder verschickt.
Das ist nicht nur gemein, es ist auch strafbar. Denn andere zu beleidigen, Lügen oder Gerüchte, auch Bilder von ihnen zu verbreiten, ist verboten. Auch das Weiterschicken ist strafbar. Der Junge, der Kevin fertiggemacht hat, weiß das inzwischen. Er muss Kevin 1500 Euro Schmerzensgeld zahlen. Denn auch seelische Schmerzen sind Schmerzen.
Zweiter Teil in der nächsten Ausgabe
In der April-Ausgabe des KiDS Nachrichtenmagazins geht es um weitere Gefahren aus dem Internet: Wenn Erwachsene sich als Kinder ausgeben.
Die Ausgabe erscheint am 13. April und ist in allen Leserläden zu kaufen.