Freiwillige Platzrunden als Knirps nach dem Fußballtraining: Einmal schnell sein wie Michael Johnson, dem Olympiasieger von 1996.
Es war schon in den 90ern in Deutschland keine leichte Aufgabe für andere Sportarten, mit König Fußball in Konkurrenz zu treten. Doch es gab immer wieder überragende Sportler und Persönlichkeiten, die Menschen dazu inspirierten, ihren Sport auszuüben. Im August 1996 lief ich als Elfjähriger regelmäßig mit meinen Kollegen aus der Fußballmannschaft vor und nach dem Training halbe Platzrunden. Das waren in der Regel rund 200 Meter. Wir wollten so sein wie Michael Johnson.
Am 1. August 1996 lief die US-Legende bei den Olympischen Spielen in Atlanta ein Rennen für die Ewigkeit. Nur 19,32 Sekunden benötigte Johnson für die 200 Meter. Ein Weltrekord, der erst zwölf Jahre später von Usain Bolt geknackt wurde. Der Texaner Johnson lief in einer eigenen Welt: Er gewann auch Gold über 400 Meter. Das war zuvor keinem Mann bei Olympia gelungen.
Gold als Markenzeichen
Doch es waren nicht nur die unglaublichen Zahlen, die mich und viele andere Menschen begeisterten. Der viermalige Olympiasieger hatte auch das Auftreten eines Superstars. Beim Sieg über 200 Meter in Atlanta trug er goldene Nike-Schuhe, einen goldenen Ohrring und natürlich seine protzige Goldkette, die zu seinem Markenzeichen wurde.
Dazu kam Johnsons einmaliger Laufstil. So aufrecht, als hätte er einen Besenstiel verschluckt, lief der muskelbepackte Amerikaner der hoffnungslos unterlegenen Konkurrenz davon. Diesen Stil versuchte ich bei meinen Läufen um unseren Aschenplatz zu kopieren. Mit mäßigem Erfolg. Letztlich blieb ich beim Fußball. Aber zumindest für einen Sommer hatte Michael Johnson mir und meinen Freunden einen unvergesslichen Moment beschert.