An der Schulpolitik scheiden sich acht Wochen vor der Landtagswahl erneut die Geister. Mit welchen politischen Folgen, erscheint offen.

Machttechnisch gebührt der FDP durchaus Respekt: Als kleinster Regierungspartner in Bund und Land haben die Liberalen trotz galoppierender Corona-Infektionszahlen einen Lockerungskurs durchgesetzt. Die Schutzmaßnahmen werden ab Montag weitgehend abgeschafft oder allenfalls noch um zwei Wochen verlängert. Was bei wirtschaftsnahen und freiheitsliebenden FDP-Stammwählern auf Wohlgefallen stoßen dürfte, bringt die Koalitionsparteien von CDU, SPD und Grünen in Berlin und Düsseldorf in die Bredouille. Die Mehrheit der Deutschen ist weiterhin skeptisch, ob sich die seit zwei Jahren versprochene Normalität wirklich einstellt, nur weil man sie herbeisehnt. Trotz inzwischen weitgehend milder Corona-Verläufe wächst die Sorge vor einer „Durchseuchung“, die doch wieder Krankenhäuser belastet, Menschenleben kostet und Virusvarianten begünstigt.

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Vor allem NRW-Ministerpräsident Wüst kann die liberalen Lockerungsübungen aktuell gar nicht gebrauchen. In acht Wochen muss er eine Landtagswahl bestehen, und in den Schulen herrschen Verunsicherung und nervöse Gereiztheit. Wüst hat es in nur sechs Amtsmonaten geschafft, bekannt und im „Team Vorsicht“ verortet zu werden. Der geballte Eltern- und Lehrer-Zorn traf bislang nur seine FDP-Schulministerin. Mit seiner Ankündigung, die Maskenpflicht in den Klassen bis Ostern beizubehalten, hat er jedoch den Mund zu voll genommen. Dafür lässt ihm der Bund gar keine Rechtsgrundlage. Ab 4. April fällt die Maske für 2,5 Millionen Schüler, nach Ostern sind auch die Tests Geschichte. Mit unabsehbaren Folgen - infektionslogisch wie politisch.