Rom. Politische Ränkespiele, Lügen, Sexpartys - Silvio Berlusconi dominiert Italiens Politik seit 15 Jahren. Auch deshalb gehört das Land zu den großen Sorgenkindern Europas.
Silvio Berlusconi ist wohl die schillerndste Person in der europäischen Politik. Im Bau- und Mediengeschäft brachte er es zeitweise bis zum reichsten Mann Italiens, als Politiker prägt er das Land seit über 15 Jahren. Nun feiert er seinen 75. Geburtstag - an einen Rückzug aus der Politik denkt der Senior jedoch offenbar nicht.
In den vergangenen Monaten machte der italienische Ministerpräsident weniger mit politischen Initiativen Schlagzeilen, sondern vielmehr mit jugendlichen Geliebten und wilden Partys. Offenbar ließ er sich für seine Feiern junge Frauen von einem Geschäftsmann aus Bari zuführen. Die mutmaßlichen Prostituierten sollen sogar in Regierungsflugzeugen zu den Partys geflogen sein.
In abgehörten Telefongesprächen zwischen Berlusconi und dem inzwischen festgenommenen Geschäftsmann Gianpaolo Tarantini prahlt der Regierungschef mit seiner Manneskraft. So habe er damit angeben, dass elf Frauen vor seinem Zimmer Schlange gestanden hätten. Er habe aber nur mit acht von ihnen geschlafen, weil "du es nicht mit allen treiben kannst".
Berlusconi gilt als begnadeter Selbstdarsteller, der sich für sein jugendliches Image mehreren Schönheitsoperationen unterzog und eine Haarverpflanzung durchführen ließ. Bereits sein Jurastudium finanzierte er sich als Pianist auf Kreuzfahrtschiffen und mit Auftritten als Sänger. Noch vor seinem Abschluss 1959 wurde Berlusconi Geschäftsführer eines Mailänder Bauunternehmens. 1961 machte er sich mit der Firma Cantieri Riuniti Milanesi selbstständig. Berlusconi etablierte sich schnell als Investor großer Wohn- und Geschäftskomplexe um Mailand.
Unternehmerische Erfolge im Mediensektor In den 70er Jahren richtete Berlusconi sein unternehmerisches Interesse zunehmend auf den Mediensektor. Er war maßgeblich am Aufbau des Privatfernsehens in Italien beteiligt und vereinte bereits Mitte der 80er Jahre fast zwei Drittel der TV-Werbung Italiens in seiner Senderfamilie. Über die Holdings Fininvest und Mediaset ist Berlusconi an Filmproduktionsgesellschaften und Videotheken, Verlagen und Sportvereinen beteiligt. Von 1986 bis 2004 war er Präsident des Fußballvereins AC Milan.
Mit der Gründung seiner Partei Forza Italia (FI) trat Berlusconi 1994 in die Politik ein. Dabei halfen ihm auch seiner seichten Fernsehsender, die unverblümt Werbung für den Populisten machen. Bei den Wahlen im März 1994 wurde die FI mit 21,5 Prozent auf Anhieb stärkste Partei, Berlusconi konnte seine Regierung allerdings nur bis Dezember behaupten. Nach dem Rücktritt als Ministerpräsident arbeitete er am Aufbau eines stabileren Mitte-rechts-Bündnisses und gewann damit zwischen 1996 und 2001 sämtliche Kommunal- und Regionalwahlen.
Bei den Parlamentswahlen im Mai 2001 sicherte sich Berlusconis neues Bündnis Casa delle Libertà die absolute Mehrheit. Die FI wurde mit Abstand stärkste Partei, Berlusconi hatte das Amt des Regierungschefs bis 2006 inne.
Bereits seit Mitte der 90er Jahre liegt Berlusconi mit der italienischen Justiz im Dauerclinch. Zu den Vorwürfen gegen Berlusconi gehörten Meineid, Bestechung, illegale Parteienfinanzierung, Bilanzfälschung, Steuerhinterziehung und Mafiakontakte, ohne dass es in insgesamt elf Verfahren zu einer rechtskräftigen Verurteilung kam. Im Juni 2003 verabschiedete das Parlament unter Boykott der Opposition ein umstrittenes Immunitätsgesetz ("Lex Berlusconi") für die vier höchsten Amtsträger der Republik.
Nach dem Scheitern der Mitte-links-Koalition unter Ministerpräsident Romano Prodi gewann Berlusconi 2008 mit seiner neuen Partei Volk der Freiheit die vorgezogenen Neuwahlen und kehrte ins Amt des Ministerpräsidenten zurück.
Bruch mit ehemaligem Vertrauten Fini
Eine der Affären Berlusconis: Die Marokkanerin Karima El Mahroug, genannt Ruby
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Ein Zerwürfnis mit seinem ehemaligen Vertrauten Gianfranco Fini kostete Berlusconi die Mehrheit im Parlament. Zudem zog Fini im November vergangenen Jahres vier seiner Gefolgsleute aus dem Kabinett ab und schwächte die Regierung damit weiter.
Trotz der Gerichtsverfahren und Sexaffären sitzt der italienische Ministerpräsident derzeit fest im Sattel. Zuletzt hatte seine Partei Volk der Freiheit ihm den Rücken gestärkt und erklärt, sie unterstütze den Regierungschef weiterhin. Berlusconi hatte zuvor angekündigt, er wolle bis zur Wahl im Frühjahr 2013 im Amt bleiben.
Doch die wiederholten Angriffe auf seine Person und der Dauerbeschuss aus dem Justizapparat nagen offenbar auch an einem Mann mit einem solch ausgeprägten Ego wie dem von Berlusconi. In einem abgehörten Telefonat mit einem Zeitungsverleger brach sich kürzlich eine Frustration Bahn. "In ein paar Monaten verschwinde ich aus diesem Scheißland, von dem mir schlecht wird", soll der Regierungschef gepoltert haben. Doch Berlusconi wäre nicht Berlusconi, wenn er solche Ausfälle nicht einfach aussitzen könnte. Das sei eines dieser Dinge, die man am späten Abend mit einem Lächeln sage und nicht ernst meine, wurde er kurz darauf von italienischen Medien zitiert.
Berlusconis Frauen
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Ruby Rubacuori ist der Name dieser jungen Dame aus Marokko, sie arbeitet als Prostituierte, auch sie war ihren eigenen Angaben zufolge im Jahr 2010 Gast im Hause Berlusconi. Zu diesem Zeitpunkt war sie noch minderjährig.
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Deshalb steht der italienische Ministerpräsident jetzt in Mailand vor Gericht.
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Ruby plauderte in der Presse aus dem Nähkästchen und berichtete unter anderem von Sex-Parties nach afrikanischem Vorbild, Bunga-Bunga genannt. Diese Miniaturstatue spielt auf diese berüchtigten Bunga-Parties an. Mittlerweile bestehen aber Zweifel an Rubacuoris Glaubwürdigkeit.
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Ruby Rubacuori, zu deutsch Herzensdiebin, heißt eigentlich Karima El Mahroug. Foto: Reuters
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Gegenüber der "Repubblica" äußerte Ruby Rubacuori, dass sie demnächst heiraten wolle... Foto: afp
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... ihr Verlobter heißt allerdings nicht etwa Silvio Berlusconi, sondern Luca Rizzo.
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Außerdem wolle sie dringend ihr Abitur machen, sagte sie gegenüber der "Repubblica" weiter. Foto: afp
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Silvio Berlusconi inszeniert sich gern als weltmännischer Staatsmann. Mit seinen Frauengeschichten sorgte er in den letzten Jahren aber immer wieder für Aufsehen.
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Sie war die erste angebliche Geliebte von Berlusconi, auf die die italienische Öffentlichkeit aufmerksam wurde: Noemi Letizia, ein aufstrebendes, gerade 18 Jahre junges Model, soll eine Liaison mit ihm gehabt haben.
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Der kam zu ihrem 18. Geburtstag und schenkte ihr eine goldene Halskette. Pikant: Letizia soll ihn mit "Papi" anreden, was Gerüchte nährte, das junge Mädchen sei vielleicht sogar seine Tochter. Nach dieser Affäre reichte Berlusconis Frau die Scheidung ein.
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Auch die Edel-Prostituierte Patrizia D'Addario sorgte im Sommer 2010 mit einem Tonband für Aufsehen. Sie sagte, sie habe bei einer Party bezahlten Sex mit Berlusconi gehabt und nahm einige Gespräche auf Band auf. Sie schrieb ein Buch über diese Nacht.
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Berlusconi selbst leugnete immer den Kontakt zu Prostituierten. Diese Demonstranten nahmen ihm seine Beteuerungen jedenfalls nicht ab.
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Anscheinend ganz begeistert von der jungen Dame und ihrer Beziehung zum italienischen Ministerpräsidenten ist dieser Demonstrant.
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Auch die norditalienische Prostituierte Nadia Macri will Sex mit dem 74-jährigen Berlusconi gehabt haben.
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Sie sei zu einer Party eingeladen worden, wo es auch Drogen gegeben habe, erzählte Macri der Presse.
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Sex-Skandale und Parties mit Prostituierten oder nicht: Berlusconi umgibt sich ganz offensichtlich gern mit schönen Frauen. Das sei ein Ausgleich für sein stressiges Leben, sagte er.
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Immer wieder prahlte der 74-Jährige aber auch mit seiner jugendlichen Energie und seinen Fähigkeiten als Liebhaber.
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Politische Kreise zogen Berlusconis Affären, als ihm Kritiker Befangenheit bei der Auswahl einiger Ministerinnen vorwarf. Er habe mehr auf das Äußere der Damen denn auf ihre Qualitäten geachtet.
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Berlusconi bestritt dies vehement.
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Trotzdem sorgte der rasante Aufstieg etwa von Mara Carfagna vom Akt-Modell zur Ministerin für Gleichstellung für Aufsehen, spätestens als Berlusconi ihr in aller Öffentlichkeit seine Verehrung gestand und sagte, er würde sie sofort heiraten, wenn er nicht schon verheiratet wäre.
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Auch Nicole Minetti ist dank Berlusconis Fürsprache nun Regionalabgeordnete der Lombardei.
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Berlusconi schlug Schauspielerin Barbara Matera als Kandidatin für das EU-Parlament vor. Immerhin sollen die italienischen Abgeordneten Berlusconis Vorstellung nach kultiviert sein, angenehm riechen und gut gekleidet sein.
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Die gleiche Karriere hatte er auch Ex-Big-Brother-Kandidatin Angela Sozio...
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...und Fernsehschauspielerin Eleonora Gaggioli zugedacht. Berlusconis damalige Ehefrau Veronica Lario nannte diese jungen Damen „schamlose Luder im Dienste der Macht“.
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Leidtragende des wilden Lebens ihres Gatten ist Berlusconis mittlerweile geschiedene Exfrau Veronica Lario.
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Sie hatte den Ehestreit in die Öffentlichkeit getragen und war dafür von ihrem Mann gemaßregelt worden.
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Berlusconi attackiert
Silvio Berlusconi nach dem Angriff in Mailand.
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Er wurde mit blutiger Nase ins Krankenhaus gebracht.
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Der Angreifer Massimo T., 42.
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Berlusconi gab gerade Autogramme, als er attackiert wurde.
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Der Täter soll ihm auch mehrere Zähne ausgeschlagen haben.
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Berlusconi auf dem Weg in die Klinik, wo er die Nacht verbrachte.
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Der Täter soll geistig verwirrt sein.
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Die Fernsehbilder des verletzten Premiers.
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Genesungswünsche für den verletzten Berlusconi vor der Klinik...
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... aufgestellt von Anhängern des Premiers.
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Polizei vor der Klinik, in der Berlusconi die Nacht verbrachte.
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Silvio Berlusconi I.
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14. Dezember 2010: Der Tag der Wahrheit, der Tag, an dem Silvio Berlusconis politische Zukunft entschieden wird. Man sieht dem Italienischen Ministerpräsidenten die Spannung an....
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...auch wenn er sich gelassen gibt, Espresso schlürft...
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... heimlich....
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... und auc h weniger heimllich telefoniert, ...
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schließlich geht es hier um seinen Kragen.
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Am gestrigen Montag, dem 13. Dezember 2010, noch hatte sich Berlusconi kampfeslustig und siegesgewiss wie immer gegeben...
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Strahlend hatte er da das Parlament verlassen...
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Alles klar, so wird's gemacht.
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Berlusconi und Litauens Präsidentin Dalia Grybauskaite: sein Gast Anfang Dezember 2010.
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Hier gibt er sich gelassen: Silvio Berlusconi nach der Entscheidung des italienischen Verfassungsgerichts, das ihm die Immunität als Ministerpräsident aberkannt hat. Damit kann gegen ihn ermittelt werden.
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Das Verfassungsgericht hob eine Regelung der Berlusconi-Regierung aus dem Juli 2008 auf.
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Doch die beherrschte Fassade hielt nicht lange. Über einen Sprecher unterstellte Berlusconi dem Verfassungsgericht eine "politische Motivation". Staatspräsident Giorgio Napolitano wolle nur weiterregieren: "Man weiß doch, auf welcher Seite er steht", so Berlusconi.
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Die Opposition ist empört: Solche Äußerungen seien in anderen Ländern unmöglich, "und waren es bis vor einigen Jahren auch in Italien", sagte der Generalsekretär der Demokratischen Partei, Dario Franceschini. Berlusconis Verhalten sei vollkommen "unverantwortlich".
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Dem italienischen Cavaliere sind schon viele verbale Fehltritte passiert...
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So verglich er die italienischen Flüchtlingslager für illegale Einwanderer aus Afrika mit Konzentrationslagern. Wegen der Zustände sei es besser, die Menschen gar nicht erst ins Land zu lassen. Na dann ist ja alles in Ordnung mit ihrer Politik, Herr Ministerpräsident!
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Dem italienischen Regierungschef entgleist häufiger mal der Wortschatz: So sagte er über den neuen US-Präsidenten Barack Obama, dieser sei "jung, hübsch und gebräunt".
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Nach 9/11 äußerte er: "Leider ist ein Teil der muslimischen Welt um 1.400 Jahre zurückgeblieben. Die westliche Gesellschaft hat Werte wie Freiheitsliebe, (...), die leider nicht zu den Idealen anderer Zivilisationen, wie z.B. den islamischen (...) Vorstellungen, passen.“
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Trotz seiner verbalen Entgleisungen hält Berlusconi sich hartnäckig auf der politischen Bühne. Seine Art stößt den Politikerkollegen aber mitunter ganz schön auf, wie etwa 2003 im EU-Parlament als er auf einen kritischen Beitrag des deutschen Abgeordneten Martin Schulz konterte...
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„Herr Schulz, ich kenne in Italien einen Produzenten, der einen Film über Konzentrationslager der Nazis macht. Ich werde Sie für die Rolle eines Kapos vorschlagen. Sie sind dafür wie geschaffen.“
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Oder auch seine Einschätzung des faschistischen Diktators Mussolini: "Mussolini hat nie jemanden getötet. Mussolini schickte Menschen in Lager in den Urlaub."
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Seine Landsleute haben ihm übel genommen, dass er die Frage, warum die italienische Polizei an der Küste Tretboote verwenden müsse, um schiffbrüchige Flüchtlinge aus Afrika zu bergen, so beantwortete: "Manchmal funktionieren Tretboote gut. Keine der Leichen hat sich beschwert."
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Auch gegenüber den Erdbebenopfern in den Abbruzzen rutschten dem Cavaliere wieder ungeschickte Formulierungen heraus. So bezeichnete er die Zeltlager für die 20.000 obdachlosen Erdbebenopfer als Campingurlaub...
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... und empfahl den Menschen, sich mit günstigen Möbeln bei Ikea neu einzurichten.
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Im Kampf gegen die linke Opposition spart er nicht mit Angriffen unter der Gürtellinie: "Es tut mir leid, dass ich gesagt habe, Kommunisten würden Babys fressen. Wenn Sie wollen, organisiere ich eine Konferenz, auf der ich beweisen werde, dass Kommunisten Babys fressen."
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Solche verbalen Ausrutscher quitiert der Strahlemann der Nation in der Regel mit einem Lächeln. Nur bei einer Sache geriet er richtig ins Schwitzen...
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Seine zweite Ehefrau Veronica Lario will die Scheidung einreichen und hat sich zur Unterstützung gleich die Star-Anwältin Maria Cristina Morelli mit ins Boot geholt.
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Den Rosenkrieg rund um die Trennung trug die scheue Veronica zum Ärger des italienischen Staatsoberhauptes ganz öffentlich in den Medien aus: "Jetzt rede ich" titelten die Boulevardblätter über die Vorwürfe der First Lady.
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Berlusconi sah sich gezwungen, seine Frau ebenfalls über die Medien zurechtzuweisen. In der Talkshow "Porta, Porta", die sein Freund Bruno Vespa moderiert, forderte er sie auf, sich bei ihm zu entschuldigen.
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Dass seine Frau an die Öffentlichkeit gehen würde, hatte Berlusconi nicht erwartet. Nur selten zeigte sich die ehemalige Schauspielerin in der Öffentlichkeit...
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... und sogar noch seltener in Begleitung ihres Mannes. Einen ihrer seltenen Auftritte gab sie zu Ehren von Ex-US-Präsident George W. Bush in Rom.
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Lieber blieb sie in ihrem Palast in einem Vorort von Mailand und zog die drei Kinder groß, die sie mit dem italienischen Premier hat. Wie zum Beispiel Tochter Barbara.
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Dass Berlusconi weltweit die Gemüter spaltet, ist nichts Neues. Noch-Ehefrau Veronica störte aber vor allem sein Geturtel mit anderen - deutlich jüngeren - Frauen.
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Letzter Stein ihres Anstoßes ist dieses Girly hier: Die 18-Jährige Noemi Letizia, zu deren Geburtstagsparty Berlusconi kürzlich auftauchte und dem Mädchen teuren Schmuck schenkte. Jetzt mehren sich die Gerüchte um eine Affäre mit dem - damals noch minderjährigen - Mädchen.
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Berlusconi seinerseits streitet eine sexuelle Beziehung zu Noemi ab und stellt seine Beziehung als väterlich dar. Dass er sich gern mit schönen Frauen umgibt, leugnet er dagegen nicht, wie hier mit Moderatorin Michelle Hunziker am Rande eines Fußballspiels des AC Mailand.
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Sein Faible für hübsche Begleitungen schlägt sich auch in seinem Kabinett wieder: Immer wieder ernennt er ehemalige Miss-Wahlen-Gewinnerinnen und Models zu Ministerinnen wie Giorgia Meloni, Mariastella Gelmini, Mara Carfagna und Stefania Prestigiacomo (von links nach rechts).
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Und trotz seines hohen Alters will Berlusconi keineswegs nur gucken und träumen: Nach drei Stunden Schlaf habe er genug Energie für drei Stunden Sex, tönte er vor Pressevertretern.
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Auch seine Noch-Ehefrau Veronica Lario hat ihn vor 30 Jahren mit ihrer Schönheit betört. Für sie verließ er seine erste Frau Carla Elvira Lucia Dall’Oglio, mit der er ebenfalls zwei Kinder hat. Eine Tochter namens Maria Elvira...
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.. und seinen Sohn Pier Silvio.
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Gerade an solchen Tagen, an denen der 72-Jährige wegen seiner vermeintlichen Beziehung zu einer 18-Jährigen in der Kritik steht, geriert sich Berlusconi als "guter Papi".
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Familie sei ihm sehr wichtig, betont der fünffache Vater und mehrfache Großvater bei jeder Gelegenheit. Mit seiner Mutter Rosa verband ihn ein inniges Verhältnis.
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Außer der Familie, braucht der Cavaliere vor allem Freunde. Er pflegt gern persönliche Freundschaften zu anderen Staatsoberhäuptern. Den ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush bezeichnete er als "guten Freund".
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Auch der frühere britische Premier Tony Blair gehörte zum elitären Kreis der Berlusconi-Spezies...
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... und sogar mit dem unnahbaren Ex-Präsidenten Russlands, Wladimir Putin, verband den Italiener nach eigenen Angaben eine Männerfreundschaft.
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Die Beziehungen zu Russland sind dem Cavaliere sehr wichtig. Auch den steifen Dmitri Medwedew, den neue russischen Präsidenten, umgarnt Berlusconi mit seinem Charme.
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Mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy verbindet ihn etwas ganz Besonderes...
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... Sarkozy ist genauso klein wie er! Berlusconi misst nur 1,64 Meter, obwohl er von sich selbst behauptet 1,71 Meter groß zu sein und damit größer als der französische Premier. In Wahrheit trägt der kleine Mann stets hohe Absätze und stellt sich für Fotos auf die Zehenspitzen.
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Wenn er überhaupt pünktlich zu den Fototerminen erscheint: Beim NATO-Gipfel 2009 in Straßburg spazierte Berlusconi lieber telefonierend am Rhein entlang, statt seine Kollegen angemessen zu begrüßen und sich brav zum Gruppenfoto aufzustellen.
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Der 72-Jährige íst insgesamt überaus eitel und hat sich schon diversen Schönheitsoperationen unterzogen. So etwa einer Gesichtsstraffung und einer Haartransplantation. So sah er vorher aus...
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... und so nachher. Außerdem hält er Fotografen an, stets einen dünnen Seidenstrumpf über das Objektiv zu ziehen, um seine Konturen weicher abzulichten. Zudem trägt er bei offiziellen Terminen ein aufwändiges Make-Up.
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Seine Haartransplantation begründete Berlusconi übrigens folgendermaßen: „Durch mein politisches Engagement hat sich mein Gehirn so stark vergrößert, dass kein Platz mehr für meine Haare blieb.“
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Der 72-Jährige hält sich für unwiderstehlich, keine Frau ist vor seinem Balzverhalten sicher. Seiner Bildungsministerin Letizia Moratti rückt er bei einer Pressekonferenz in Mailand den Stuhl zurecht...
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... hilt ihr beim Platznehmen...
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... und fängt sofort an mit ihr zu schäkern.
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Auch unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel ist vor dem Testosteronbündel Berlusconi nicht sicher. Mal kommt er ihr vertraulich nahe, wie bei einem romantischen Kuss...
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...mal hüpft er bei einem offiziellen Staatsbesuch hinter einer Säule hervor und schreit "Kuck-kuck!" Unsere Kanzlerin ist gegen solche Avancen allerdings immun.
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Trotz seiner Geck-haften Auftritte schätzt das italienische Volk seinen Premier. Bereits zum dritten Mal wählten sie ihn zu ihrem Ministerpräsidenten.
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Laut einer aktuellen Studie vertrauen 70 Prozent der Italiener auf seine Führungsqualitäten.
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Zu seiner Popularität beigetragen hat in letzter Zeit vor allem sein beherzter Umgang mit den Opfern des Erdbebens in den italienischen Abbruzzen. Berlusconi reiste sofort an, krempelte die Ärmel auf und tröstete die Menschen.
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Sich selbst sieht er als Heiligen, wie er im Wahlkampf 2006 äußerte: "Ich bin der Jesus Christus der Politik. Ich bin ein geduldiges Opfer, habe mich selbst für alle geopfert." Oder er lobt sich selbst: „Der Heilige Silvio hat ein neues Wunder vollbracht.“
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Der kleine Mann scheint ständig über sich hinauszuwachsen. Als er im Februar 2006 auf seine Karriere zurückblickt, resümiert er "Nur Napoleon hat mehr getan als ich. Aber ich bin definitiv größer."
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Dabei sind sein extravaganter Lebensstil und seine politischen Entscheidungen oft durchaus umstritten. In vielen Fällen ermittelte die Polizei gegen Berlusconi. Manche Bürger vermuten sogar eine Nähe zur Mafia.
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International besonders kritisch gesehen wird sein Interessenkonflikt in Bezug auf die Medien: Berlusconi besitzt den größten Medienkonzern "Mediaset" in Italien und übt als Premier gleichzeitig großen Einfluss auf die staatliche Frensehanstalt RAI aus.
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Sein Vermögen wird auf 9,4 Milliarden US-Dollar geschätzt. Er ist damit einer der reichsten Männer Italiens.
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Begonnen hat die Karriere des Staatsmannes als Animateur auf einem Kreuzfahrtschiff. Noch heute singt er gern und hat 2004 eine CD mit Liedern im neapolitanischen Dialekt veröffentlicht.
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Fremdsprachen sind dagegen nicht direkt seine Stärke. Das Englische beherrscht er kaum. Er behauptet allerdings, sein Latein sei so gut, dass er mit Cäsar zu Mittag essen könne.
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Auch was die Geschichte seine Vorfahren angeht, kennt er sich offenbar nicht so gut aus: Gegenüber Journalisten behauptete er, "Romulus und Remulus" hätten Rom erbaut.
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Doch während ihn all diese geistigen Aussetzer bislang nicht zu Fall brachten und ihm das italienische Volk ihm auch nicht verübelte, dass er in drei Amtszeiten kaum etwas für die italienische Wirtschaft geleistet hat...
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...könnte ihn die Schlammschlacht mit seiner Noch-Ehefrau tatsächlich ins Straucheln bringen. Veronica will sich rächen, das hat sie mehr als deutlich gemacht. Da muss sich auch ein Silvio Berlusconi warm anziehen...
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Vor vier Wochen wollte es der starke Mann aus Rom dann noch einmal wissen. Er verknüpfte eine Abstimmung über weitere Sparmaßnahmen mit der Vertrauensfrage. Das kalkulierte Muskelspiel ging auf: Die italienischen Parlamentarier stellten sich erneut hinter ihren Ministerpräsidenten. Aber dem Land geht es schlecht. Berlusconi hat weder die Kraft noch die politische Einsicht, um die tiefgreifenden Reformen durchzusetzen, die notwendig wären, um das Land aus der Krise zu führen. Er setzt weiterhin darauf, dass die Italiener seinen seichten Versprechungen Glauben schenken und sich mit ihm identifizieren. (dapd)