Essen. Ariyadasa Kandege zeichnet die Revierstädte aus ungewöhnlichen Perspektiven. Seine Werke stellte der Künstler sogar schon in den USA aus. Und einen eigenen Ruhrgebiets-Slogan hat der 57-Jährige auch.






„Osten oder Westen – Ruhrstadt ist am besten”: So simpel, ganz ohne hochgestelltes n und ®, ist der Slogan von Ariyadasa Kandege. Der Singhalese nennt sich „Ruhrstadt-Maler”. Vor vier Jahren, als Essen sich als Kulturhauptstadt bewarb, begann der 57-Jährige die Arbeit an einer Reihe von Bildern, auf denen die markantesten Punkte der Revierstädte zu sehen sind. Essen, Bochum, Gelsenkirchen, Dortmund, Duisburg, Oberhausen und Mülheim hat er seitdem auf die Leinwand gebannt. Die Gemälde zeichnen sich durch ihre Farbenvielfalt und der Liebe zu Details aus. Seine Werke zeigte Kandege in Ausstellungen im Pott - und in Amerika: Im vergangenen Jahr waren sie in Santa Fe im US-Bundesstaat New Mexiko zu sehen.

„Die Welt um sich herum mit Optimismus, Freude, buddhistischer Gelassenheit und einem Hauch von Romantik betrachtend, hat Ariyadasa Kandege seine Nische mit einem Stil gefunden, der sich von der Postmoderne ableitet.” Diese Worte schrieb die amerikanische Journalistin Julia Bell anlässlich der Vernissage im Juni 2007 in der Zeitung „Free New Mexican”. Abgedruckt war neben dem Bericht Kandeges Bild „Ruhrstadt Essen”. Damit verschaffte der Künstler Europas Kulturhauptstadt 2010 im Ausland vermutlich mehr Werbung als es dem Initiativkreis Ruhrgebiet mit sämtlichen Slogans dieser Welt jemals gelingen wird.


Die Essener Skyline ist das Bindeglied aller Gemälde





Kandege probierte in seiner Karriere verschiedene Stile aus. „Von abstrakten oder ornamentalen Werken bis zu realistischen Darstellungen habe ich mit meinen detaillierten Stadtbildern meinen eigenen Stil gefunden.” Bevor er eine neue Ruhr-Impression beginnt, sammelt er Infos über die wichtigsten Punkte der Stadt im Internet und in Gesprächen mit Menschen. Anschließend sucht er hohe Aussichtspunkte auf, von denen aus er Fotos macht.

Dabei fotografiert der Künstler immer in Richtung Essen, denn die Essener Skyline bildet das gemeinsame Bindeglied all seiner Gemälde. Ergänzend zieht Kandege Luftbilder heran, um sich ein Gesamtbild von den Städten zu verschaffen. Diese Eindrücke aus der Vogelperspektive überträgt er anschließend in Ölfarben auf die Leinwand.

Wer sich Kandeges Bilder anschaut, der verharrt lange vor ihnen. Zahlreiche Details wollen entdeckt werden: In dem Bild „Essen” sind das die Fachwerkhäuser in Kettwig, der Stadtteil Werden, der Baldeneysee, die Villa Hügel, der RWE-Turm, das Rathaus, Zollverein und vieles mehr.




Das Gemälde „Bochum” zeigt unter anderem die Ruhr-Uni und das Bergbaumuseum, im Vordergrund des Werkes „Dortmund” steht das BVB-Stadion. Die Arena „Auf Schalke” werden Gelsenkirchener auf „ihrem” Bild identifizieren, während der Gasometer das Exemplar „Oberhausen” dominiert. Kandege versteht seine Exponate als Hommage an das Revier, das für ihn zum zweiten Zuhause geworden ist. „Ich will die Schönheiten des Ruhrgebietes zeigen und das weitverbreitete graue Image meiner Wahlheimat farblich aufwerten.”

Bereits als Schüler malte Kandege gerne und drückte durch die Kunst seine Gefühle aus. Ende der 1970er kam der gelernte Restaurantfachmann nach Deutschland. „Während meines Aufenthaltes in Bayern, wo ich erfolglos auf die Aufnahme in eine Hotelfachschule gewartet habe, malte ich zum Zeitvertreib Bilder meiner Heimat.”

Dies brachte ihm Anerkennung, doch leben konnte er davon nicht. Ein weiterer Aufenthalt in Deutschland führte ihn 1979 nach Hamburg, wo er für sechs Monate auf einem Schiff anheuerte – um Geld für ein Kunststudium anzusparen. Die Malerei geriet in den Hintergrund, als Kandege heiratete und wieder als Restaurantfachmann arbeitete. „Erst nach dem Scheitern meiner Ehe 1994 begann ich wieder intensiv zu malen, was mir geholfen hat, diese schwierige Lebensphase zu bewältigen.”

Um sich rund um die Uhr der Kunst widmen zu können, hat Kandege mittlerweile seinen Job an den Nagel gehängt und ein eigenes Atelier im Essener Unperfekthaus eröffnet. Auch künftig will sich der 57-Jährige künstlerisch dem Pott widmen. Sollte es ihn dabei mal wieder nach Amerika ziehen, kann er seinen Slogan „Osten oder Westen – Ruhrstadt ist am besten” mitnehmen, denn bei Kandege gibt es diesen auch in einer international tauglichen Version: „East or West – Ruhr is best”.