Grefrath..
Drei Wochen nach dem Verschwinden des elfjährigen Kindes haben sich die Eltern im Fernsehen an die Entführer Mircos gewandt. Die Polizei hat auf der Suche nach Spuren alle vorbeifahrenden Autos im Heimatort des Jungen geblitzt.
Rund drei Wochen nach dem Verschwinden ihres elfjährigen Sohnes Mirco aus dem rheinischen Grefrath haben sich die Eltern im WDR Fernsehen an den Täter gewandt. Ein Sprecher der Polizei in Mönchengladbach sagte: „Wir haben die Hoffnung, dass der Täter sich beeindrucken lässt und uns einen anonymen Hinweis gibt, dass wir Mirco finden können.“
Die von Mircos Mutter unter Tränen verlesene Erklärung hat folgenden Wortlaut: „Wir vermissen unseren Jungen. Mirco ist seit 22 Tagen nicht nach Hause gekommen. Für viele ist er ein zehnjähriger Junge, der seine Zeit damit verbringt, die Haare zu gelen, jede freie Minute mit seinen Freunden zu verbringen, der den Schulalltag mal mehr, mal weniger begeistert angeht. Für uns ist er einzigartig. Mirco war schon als Baby ein Sonnenschein. Wenn er gelächelt hat, waren die Sorgen vergessen. Er hat jeden Tag Leben ins Haus gebracht - kein Essen ohne Lachen. Jetzt ist sein Stuhl leer und sein Zimmer auch. Vor einer Woche war sein elfter Geburtstag, der erste ohne uns. Wir haben alles vorbereitet: Kerzen, Kuchen, Geschenke.
Ich weiß, dass Mirco etwas Schlimmes zugestoßen ist, das fühlt eine Mutter. Ich mache mir Gedanken, ob er friert, hungrig ist, Schmerzen hat, nach mir ruft. Wir und seine Geschwister würden ihn gerne in unsere Arme nehmen, sagen, dass wir ihn liebhaben und dass alles wieder gut wird. Und falls das Schlimmste eingetroffen ist, müssen wir Abschied nehmen und irgenwie weiterleben.
Gib uns bitte unser Kind zurück oder sage, wo wir Mirco finden können!“
Die Polizei hat derweil ihre Suche nach Zeugen verstärkt. Am Freitagabend seien im Heimatort des Jungen vier Stunden lang alle vorbeifahrenden Fahrzeuge geblitzt worden, teilten die Ermittler am Samstag mit. Auf diese Weise wolle die „Soko Mirco“ feststellen, wer Freitagabend mit seinem Auto im Bereich der tatrelevanten Orte unterwegs sei. „Mit viel Glück und Zufall ist vielleicht auch der Täter geblitzt worden“, sagte der Leiter der Sonderkommission, Ingo Thiel. Die Fotos sollen nach Angaben eines Polizeisprechers nun in einer Datenbank gesammelt und ausgewertet werden.
Polizei legt Listen in Gaststätten aus
Der inzwischen elfjährige Mirco war am 3. September zuletzt an einer Bushaltestelle in der Nähe einer Skater-Anlage in Grefrath gesehen worden. Von dort aus wollte er mit dem Fahrrad nach Hause fahren, kam dort aber nicht an. Auf einem Parkplatz in der Region waren wenige Tage später Kleidungsstücke des Jungen gefunden worden. Die Polizei befürchtet, dass das Kind einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Sie geht davon aus, dass der Täter aus der Region stammt.
Um weitere Zeugen zu finden, legten die Ermittler nun zudem in den Gaststätten der Region Listen aus, in die sich alle eintragen sollen, die dort freitags regelmäßig zu Gast sind. Auch Besucher, die sich am Tag von Mircos Verschwinden in einem der Lokale aufhielten, bittet die Polizei, sich einzutragen.
Insgesamt gingen bei den Ermittlern inzwischen rund 2.400 Hinweise ein. Eine heiße Spur ist nach derzeitigem Stand jedoch nicht dabei. (dapd)