Paris. Für die wochenlange Untersuchungshaft des ehemaligen IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn soll die Pariser Regierung verantwortlich sein. Derweil hat ein französischer TV-Sender erstmals seit seiner Festnahme im Mai Bilder von Überwachungskameras des New Yorker Hotels ausgestrahlt.
Die französische Tageszeitung "Libération" macht die Pariser Regierung für Dominique Strauss-Kahns wochenlange Untersuchungshaft verantwortlich. So sollen nicht näher bestimmte Pariser Beamte mit Telefonanrufen dafür gesorgt haben, dass der frühere Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) nach den Anschuldigungen der Vergewaltigung in New York nicht gegen Kaution frei kam.
Die Beamten sollen der US-Staatsanwaltschaft Details aus französischen Ermittlungen um einen Call-Girl-Ring in Luxushotels mitgeteilt haben, in denen auch Strauss-Kahn eine Rolle spielte. Allerdings sei damit das Dienstgeheimnis gebrochen worden. Laut "Libération" weisen die französischen Beamten die Vorwürfe zurück.
Überwachungsvideo aus Hotel zeigt Strauss-Kahn, Zimmermädchen und andere Hotel-Mitarbeiter
Derweil hat ein französischer Nachrichtensender am Donnerstag ein Überwachungsvideo einer Hotellobby in New York ausgestrahlt, auf dem der ehemalige Präsident des Internationalen Währungsfonds Dominique Strauss-Kahn zu sehen ist. Auch die Hotelangestellte ist zu sehen, die ihm später vorwarf, sie sexuell genötigt zu haben. Die Sequenzen wurden nur Minuten nach dem mutmaßlichen Tatzeitpunkt am 14. Mai aufgenommen.
In den Aufzeichnungen war Strauss-Kahn zu sehen, wie er in aller Ruhe aus einem Aufzug ausstieg, an der Rezeption seine Rechnung beglich und anschließend in ein Taxi einstieg. In einem anderen Ausschnitt war das Zimmermädchen zu sehen, das von Mitarbeitern des Hotels betreut wurde. In diesen Szenen wird die Frau gestikulierend gezeigt. Einer der Angestellten rief daraufhin die Polizei.
Anschließend waren Bilder von zwei Hotel-Mitarbeitern zu sehen, wie sie sich freudig gegenseitig in die Hände klatschten und sich umarmten. Einer von ihnen begann zu tanzen. Die Szene dauerte laut Presseberichten 13 Sekunden. Die Accor-Gruppe, die das Hotel betreibt, teilte mit, die beiden Mitarbeiter hätten "kategorisch ausgeschlossen", dass die Szene etwas mit der Festnahme von Strauss-Kahn zu tun habe.
Anwälte sehen Video als Beweis für Glaubwürdigkeit des Zimmermädchens
Die Anwälte des Zimmermädchens erklärten am Donnerstag in New York, die Bilder seien "ein erneuter Beweis" dafür, dass die Frau nicht gelogen habe. Das Video zeige, wie sie vor ihren Vorgesetzten und dem Sicherheitspersonal den Angriff Strauss-Kahns mit Gesten nachstelle. Dies sei ein "sehr wichtiger Fakt".
Strauss-Kahn war am 14. Mai wegen eines angeblichen sexuellen Übergriffs auf das Zimmermädchen festgenommen worden. Nur wenige Tage später trat er von der Spitze des IWF zurück. Das zuständige New Yorker Gericht stellte das Verfahren gegen ihn Ende August ein, weil die Klägerin als unglaubwürdig eingeschätzt wurde. Das mutmaßliche Opfer reichte anschließend eine Zivilklage gegen Strauss-Kahn ein.