Paris. Nach immer mehr schlüpfrigen Details über Sex-Partys ihres Mannes Dominique Strauss-Kahn scheint Anne Sinclair genug zu haben. Die französischen Medien spekulieren, dass die populäre Ex-Moderatorin den ehemaligen IWF-Chef verlässt.

Schon seit Wochen fragt sich der französische Boulevard, wie lange es Anne Sinclair an der Seite ihres notorisch untreuen Ehemanns Dominique Strauss-Kahn noch auszuhalten vermag. Tapfer wie eine Löwin hatte die populäre Ex-TV-Moderatorin in den dramatischen Wochen der New Yorker „Sofitel-Affäre“ für seine Freilassung gekämpft. Am Ende mit Erfolg. Doch seitdem fast täglich pikante und schlüpfrige Details über Sex-Partys mit Prostituierten ans Tageslicht dringen, scheint Anne Sinclair mit ihrer Geduld am Ende zu sein. „Das Wort Scheidung ist nicht mehr tabu“, schreibt die Zeitung „Le Parisien“.

Auch der „Figaro“ spekulierte über eine bevorstehende Trennung des Paares. Seine Anwälte wollen die Zeitung deshalb verklagen. Dominique Strauss-Kahn sieht sich als Opfer einer „medialen Lynchjustiz“.

Die „Place des Vosges“ in Paris zählt mit Quadratmeterpreisen von 20 000 Euro zu den teuersten Adressen der Seine-Metropole. Die „Haute volée“, die hier wohnt, blickt auf das imposante Reiterstandbild Ludwigs XIII. und das Wohnhaus des berühmten Dichters Victor Hugo. Als Dominique Strauss-Kahn noch Direktor des Weltwährungsfonds und Hoffnungsträger der Sozialisten war, gab sich ganz Paris hier die Klinke in die Hand. Doch nun ist es still um DSK geworden. Beklemmend still. Ohne Anne Sinclair wäre DSK ganz allein.

Selbst enge Parteifreunde meiden DSK

Selbst enge Parteifreunde meiden ihn, die „Strauss-Kahnie“, wie sein mächtiges Netzwerk hieß, ist zerfallen. Die schwarzen Jalousien seines Appartements sind meistens heruntergelassen, aus Angst vor Paparazzi wagt sich DSK kaum noch auf die Straße. Die wenigen aktuellen Bilder, die jetzt im Umlauf sind, zeigen einen um Jahre gealterten, verbitterten Mann mit weißem Bart. Und je mehr sich der einstige Polit-Star der Öffentlichkeit entzieht, desto heftiger schießen Spekulationen und Gerüchte, Wahrheiten und Halbwahrheiten ins Kraut.

Das „Journal du Dimanche“ ließ jetzt exklusiv einen DSK-Vertrauten zu Wort kommen. „Er kaut seine Fingernägel, bis nur noch Haut übrig bleibt“, erzählt dieser. Und fügt hinzu, woraus sein Tagesablauf neuerdings besteht, nämlich aus quälender Langeweile. „Er ist nicht in der Lage, sich auf ein Buch zu konzentrieren, er schaltet den Fernseher nicht mehr ein und liest auch keine Zeitungen.“

Ebenso dramatisch klingt ein anderes Detail in der „Causa DSK“. „Er ist krank und will sich nun heilen lassen“, behauptet der Intimus, der damit den Befund des französischen Ex-Premiers Michel Rocard bestätigt. Dieser hatte bei seinem Freund DSK schon im Sommer eine schwere Sexsucht diagnostiziert. Eine Malaise, die die freizügigen Franzosen nur aus dem puritanischen Amerika kennen, etwa bei Stars wie Michael Douglas und Tiger Woods.

Swinger-Clubs, Sex-Partys, Luxus-Prostituierte?

Dass DSK ein Schürzenjäger war, war hinlänglich bekannt. Doch die zahlreichen Sex-Affären ergeben nun das höchst unfeine Bild eines Mannes, der sein Triebleben offenbar nie unter Kontrolle hat. Mal heißt es, DSK besuche gerne Swingerklubs, dann ist von heißen Sex-Partys mit Luxus-Prostituierten die Rede. Ferner haben zahlreiche Frauen inzwischen irgendwo zu Protokoll gegeben, dass sie ein Techtelmechtel mit dem Polit-Promi hatten.

Als die New Yorker Justiz die Vergewaltigungsvorwürfe gegen DSK im Juli fallen ließ, hatten viele Parteifreunde noch auf ein schnelles Comeback ihres Stars gehofft. Doch davon ist längst keine Rede mehr. Nicht einmal im Wahlkampf wird DSK unterstützend auftreten können, er ist für die „Parti Socialiste“ nur noch eine Last, so schwer wie ein Mühlstein.

Dabei ist es weniger das ausschweifende Liebesleben an sich, das die Franzosen an DSK aufregt, sondern seine offenkundige Respektlosigkeit gegenüber Frauen. Strauss-Kahn ist nicht charmanter „Bel Ami“ und Verführer, sondern wohl eher ein gewalttätiger Wüstling, der in Frauen lediglich Gespielinnen und Sex-Objekte sieht.