Stuttgart.. In Stuttgart haben sich erneut Tausende Menschen versammelt und gegen den Bahnhofsneubau „Stuttgart 21“ zu protestieren. Dabei riefen die Demonstranten dazu auf, Ministerpräsident Mappus bei den Landtagswahlen abzuwählen.

Tausende Menschen haben am Samstag erneut gegen das umstrittene Bahnprojekt „Stuttgart 21“ demonstriert. Nach Angaben der Veranstalter beteiligten sich etwa 40.000 Menschen an der Kundgebung auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Die Polizei sprach von weniger als 15.000 Demonstranten.

Bei der Protestaktion unter dem Motto „Let“s putz – weg den Mief“ riefen Redner dazu auf, der Landesregierung von Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) bei der Landtagswahl Ende März eine Absage zu erteilen. „Demokratie lebt vom Wechsel, sonst rostet sie“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Werner Wölfle. Er kündigte an, die Grünen würden mit keiner Partei koalieren, die nicht zumindest zustimme, dass die Bürger über „Stuttgart 21“ entscheiden dürften.

Der Spitzenkandidat der Linken, Roland Hamm, kritisierte mangelnde Aufklärungsanstrengungen im Zusammenhang mit dem umstrittenen Polizeieinsatz am 30. September, bei dem die Polizei mit Wasserwerfern und Pfefferspray gegen Demonstranten vorgegangen war. Über 100 Menschen wurden damals verletzt. Hamm forderte, eine unabhängige Kommission müsse die Strafanzeigen gegen die Polizei prüfen und nicht diese selbst.

Der Stuttgarter Stadtrat Hannes Rockenbauch kritisierte die jüngsten Baumverpflanzung im Zusammenhang mit „Stuttgart 21“. Es sei fraglich, ob wirklich alle Bäume an den neuen Standorten anwachsen.

Auch Projekt-Befürworter treffen sich

Nach der Kundgebung zogen die Projektgegner in einem angemeldeten Demonstrationszug durch die Innenstadt und riefen unter anderem „Mappus weg!“ Zu Zwischenfällen kam es nach Angaben der Polizei nicht. Schon am vergangenen Montag hatten Tausende Menschen vor dem Hauptbahnhof demonstriert. Ein landesweiter Aktionstag gegen das Bahnprojekt wurde für den 5. März angekündigt.

Auch „Stuttgart 21“-Befürworter trafen sich am Nachmittag in der Landeshauptstadt. Einem Sprecher der Initiative „Bürger für Stuttgart 21“ zufolge kamen etwa 300 Menschen zu der Veranstaltung auf dem Marktplatz. Den Befürwortern ging es mit der Aktion eigenen Angaben nach vor allem darum, dass der Schlichterspruch von Vermittler Heiner Geißler akzeptiert werde. Dieser hatte umfangreiche Nachbesserungen beim Bau des Tiefbahnhofs gefordert. Auf eine Kundgebung haben die Befürworter von „Stuttgart 21“ am Samstag nach eigenen Angaben bewusst verzichtet.

Bei dem Bahnprojekt soll der Stuttgarter Hauptbahnhof für mehr als vier Milliarden Euro von einem Kopf- in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof umgebaut werden. Gegen „Stuttgart 21“ gibt es seit Monaten heftige Proteste. (dapd)