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Aus den beschädigten Reaktoren des Atomkraftwerks Fukushima ist hoch giftiges Plutonium ausgetreten. An mehreren Stellen auf dem Re­aktorgelände wurden Spuren des radioaktiven Stoffs entdeckt. Sie stammen entweder aus einem der Abklingbecken oder – weit bedenklicher – aus dem Reaktorblock 3 der Anlage.

Arbeiten im Problem-Reaktor

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Rund 50 Männer kämpfen in dem Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi gegen eine mögliche Kernschmelze. Die Männer...
Rund 50 Männer kämpfen in dem Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi gegen eine mögliche Kernschmelze. Die Männer... © REUTERS | REUTERS
... sind zum Teil Angestellte des AKW-Betreibers Tepco, zum Teil aber auch Freiwillige. Mit Taschenlampen bahnen sie sich ihren Weg durch das zerstörte Kernkraftwerk, in dem...
... sind zum Teil Angestellte des AKW-Betreibers Tepco, zum Teil aber auch Freiwillige. Mit Taschenlampen bahnen sie sich ihren Weg durch das zerstörte Kernkraftwerk, in dem... © REUTERS | REUTERS
... die Elektrizität ausgefallen ist. Die Techniker prüfen Geräte und kontrollieren die Parameter-Einstellungen an Schalttafeln. Die Helfer...
... die Elektrizität ausgefallen ist. Die Techniker prüfen Geräte und kontrollieren die Parameter-Einstellungen an Schalttafeln. Die Helfer... © REUTERS | REUTERS
... sind der radioaktiven Strahlung ausgesetzt. Ihnen drohen schwere Gesundheitsschäden, vielleicht sogar der Tod. Immer wieder...
... sind der radioaktiven Strahlung ausgesetzt. Ihnen drohen schwere Gesundheitsschäden, vielleicht sogar der Tod. Immer wieder... © AP | AP
... müssen die Männer ihre Arbeit unterbrechen - etwa wenn das Risiko einer Explosion zu groß wird. Immerhin...
... müssen die Männer ihre Arbeit unterbrechen - etwa wenn das Risiko einer Explosion zu groß wird. Immerhin... © Tokyo Electric Power Co./a | Tokyo Electric Power Co./a
... konnten die Helfer einen ersten Erfolg verbuchen: Die Stromversorgung...
... konnten die Helfer einen ersten Erfolg verbuchen: Die Stromversorgung... © REUTERS | REUTERS
... zum Kontrollraum des ersten Reaktors wurde wiederhergestellt. Am Donnerstag sei in der dortigen Schaltzentrale...
... zum Kontrollraum des ersten Reaktors wurde wiederhergestellt. Am Donnerstag sei in der dortigen Schaltzentrale... © AP | AP
... die Beleuchtung wieder angegangen, berichten die Behörden. Es sei aber noch nicht klar, ...
... die Beleuchtung wieder angegangen, berichten die Behörden. Es sei aber noch nicht klar, ... © AP | AP
... ob damit auch das Kühlsystem des Reaktors 1 wieder in Betrieb gehen könne. Zuvor...
... ob damit auch das Kühlsystem des Reaktors 1 wieder in Betrieb gehen könne. Zuvor... © REUTERS | REUTERS
... hatten Polizei und Armee bereits versucht, mit Wasserwerfern und...
... hatten Polizei und Armee bereits versucht, mit Wasserwerfern und... © Reuters | Reuters
... Löschflugzeugen die Reaktoren zu kühlen. Bilder aus dem Herbst 2010...
... Löschflugzeugen die Reaktoren zu kühlen. Bilder aus dem Herbst 2010... © REUTERS | REUTERS
... zeigen den Alltag in dem Atomkraftwerk vor der Katastrophe. Mehrere...
... zeigen den Alltag in dem Atomkraftwerk vor der Katastrophe. Mehrere... © AP | AP
... hundert Menschen arbeiteten in dem Kernkraftwerk. Heute ist...
... hundert Menschen arbeiteten in dem Kernkraftwerk. Heute ist... © AP | AP
... die Gegend rum um den Meiler evakuiert. Eine Bannzone...
... die Gegend rum um den Meiler evakuiert. Eine Bannzone... © REUTERS | REUTERS
... im Umkreis von 30 Kilometern wurde errichtet. Die Folgeschäden...
... im Umkreis von 30 Kilometern wurde errichtet. Die Folgeschäden... © REUTERS | REUTERS
... der Katastrophe für die Helfer und die Bürger in Japan sind dennoch ungewiss.
... der Katastrophe für die Helfer und die Bürger in Japan sind dennoch ungewiss. © Tokyo Electric Power Co./a | Tokyo Electric Power Co./a
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Dieser Meiler wurde mit Brennelementen betrieben, die sieben bis acht Prozent Plutonium enthalten. Sollte das Gift aus diesen Mischoxid-Elementen (MOX) stammen, würde das darauf hinweisen, dass der Reaktordruckbehälter geborsten ist.

„Es ist nicht verwunderlich, dass jetzt Plutonium gefunden wurde“, sagt der unabhängige Atomexperte Mycle Schneider dieser Zeitung. „Man hat es zuvor vermutlich einfach nicht gemessen.“ Denn ein Geigerzähler registriert die von Plutonium ausgehende Alpha-Strahlung nicht. „Die Messung ist komplizierter, dafür muss man ins Labor gehen“, sagt Schneider. „Seit zwei Wochen besteht kein Zweifel daran, dass alle drei Reaktorkerne in Fukushima schwer beschädigt sind.“ Wie viele Brennelemente ge­schmolzen sind, könne man von außen nicht feststellen.

„Der Kern ist wieder kritisch“

Stutzig geworden sei er durch die Messungen des radioaktiven Isotops Technetium-99m. Es hat nur eine Halbwertszeit von sechs Stunden, verliert also nach dieser kurzen Zeit bereits die Hälfte seiner Strahlung. Schneider: „Wie kann es dann sein, dass nach 14 Tagen immer noch sehr hohe Dosen gemessen wurden?“ Und er gibt sogleich die Antwort: „Das zeigt, dass der Kern wieder kritisch ge­worden ist und die Kettenre­aktion andauert.“

Plutonium ist einer der tödlichsten Stoffe, den die Menschheit kennt. Bereits winzige Partikel im Körper wirken tödlich. „Das Problem mit Plutonium ist, dass es bei großer Hitze seine chemische Form ändert“, erklärt der Atomexperte. „Es entstehen winzige Partikel, die problemlos die Atemwege passieren und tödlichen Lungenkrebs auslösen. Wir reden hier von Millionstel Gramm.“ Plutonium hat zudem eine sehr lange Halbwertszeit von 24  000 Jahren. Es kommt in der Natur kaum vor, entsteht aber bei der nuklearen Kettenreaktion in Atomkraftwerken.

Reisanbau unmöglich

Die Folgen der Katastrophe für Menschen und Umwelt seien bislang kaum abzuschätzen. Radioaktives Jod sowie Cäsium gelangen über den Boden leicht in die Nahrungskette, also auch in Milch oder Fleisch. Da es in Japan bislang kaum geregnet hat, geht Schneider davon aus, dass ein Großteil der Radioaktivität noch in der Luft ist: „Wo es runterkommt, weiß niemand.“ Es sei klar, dass der Boden im weiten Umkreis von Fukushima für Jahrzehnte nicht mehr bewirtschaftet werden könne. „In Japan wird jeder Quadratmeter für den Reisanbau ge­nutzt. Das geht nicht mehr.“

Greenpeace warnt vor un­absehbaren gesundheitlichen Folgen für die Menschen rund um die havarierten Meiler. Heute will die Umweltorganisation in Japan eigene Strahlenmessungen vorstellen. Sie zweifelt an den Angaben der Regierung. „Wir fragen uns, ob die Sperrzone mit einem Ra­dius von 30 bis 40 Kilometern noch ausreicht“, sagte Greenpeace-Atomexperte Tobias Münchmeier.

Erfolg: Neue Glühbirne

Ob die Rettungsversuche in Fukushima in absehbarer Zeit erfolgreich sein werden, be­zweifelt Schneider. „Wenn der Betreiber Tepco sogar als Er­folg vermeldet, eine Glühbirne in den Kontrollraum eingeschraubt zu haben, bin ich sehr skeptisch.“ Es könne Monate dauern, bis sich die Lage stabilisiert. Er fordert eine internationale Eingreiftruppe, die Sze­narien für Maßnahmen entwickelt. „Wieso Europa und die USA das noch nicht auf die Beine gestellt haben, ist mir ein Rätsel.“

Mycle Schneider ist ein international tätiger Gutachter für Atomanlagen und berät zahlreiche Regierungen in Energiefragen. Seit 2007 ist er Mitglied des Internationalen Forums für spaltbare Materialien an der Universität Princeton. Er ist Autor des renommierten „Welt-Statusbericht Atomindustrie 2009“ und wurde 1997 mit dem Alternativen Nobelpreis geehrt. 1959 in Köln geboren, lebt er derzeit in Paris.