Berlin. Lange Arbeitszeiten, ständiger Druck: Die Belastung in Kliniken und Arztpraxen steigt, und immer wieder passieren Fehler. Mehr als 12200-mal wandten sich Patienten im vergangenen Jahr mit Beschwerden an Gutachter und Schlichter der Ärzteschaft. Und die erkannten 2243 Fälle von Behandlungsfehlern an.

Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Ärzteschaft haben auf Antrag von Patienten im vergangenen Jahr in 2243 Fällen einen Behandlungsfehler anerkannt. Damit wurde nach mehr als jeder vierten der untersuchten 7922 Behandlungen der Verdacht der Patienten bestätigt, wie die Bundesärztekammer am Montag in Berlin mitteilte.

Die Zahl der Patientenbeschwerden sank von 12.232 auf 12.173. Für das Jahr 2013 seien 77 Todesfälle durch Behandlungsfehler nachgewiesen worden. Gerichte und Krankenkassen hinzugerechnet, gebe es pro Jahr rund 40.000 Anträge von Patienten, die einen Fehler vermuten, sagte der Chef der Gutachtergremien, Andreas Crusius.

Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, führte die Fehlerquote auf wachsenden Stress der Mediziner zurück: "Seit Jahren steigt die Arbeitsintensität in deutschen Kliniken und Praxen", sagte er dem "Spiegel". Lange Arbeitszeiten und ständiger Leistungsdruck erhöhten die Fehlerwahrscheinlichkeit. Daher sei es "bemerkenswert", dass die Zahl der registrierten Behandlungsfehler in den vergangenen Jahren weitgehend konstant geblieben sei.

Stiftung fordert zentrales Register für Behandlungsfehler

Mit Blick auf die neue Statistik forderte die Deutsche Stiftung Patientenschutz ein nationales Register für Ärztefehler. "Jeder zählt die Behandlungsfehler einzeln, niemand hat den gesamten Überblick", sagte Vorstand Eugen Brysch.

In einem nationalen Register müssten die Zahlen der Ärztekammern, des Medizinischen Dienstes der Kassen und der Zivil- und Sozialgerichte zusammenlaufen, forderte Brysch. "So gewinnen wir einen Überblick." Die Bundesregierung müsse solch ein Register aufbauen. "Ebenso macht es Sinn, die Behandlungsfehler je nach Einrichtungen einzeln zu veröffentlichen", forderte Brysch. "Die Menschen wollen wissen, was vor Ort los ist." (dpa)