Berlin. Das Dengue-Fieber bedroht etwa 2,5 Milliarden Menschen in über 100 Ländern. Selbst in Europa gibt es wiederholt Infektionen. Eine Impfung gegen die Tropenkrankheit gibt es bislang nicht. Gerade Urlauber sind gefährdet - etwa bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien.
Per Flugzeug oder Schiff reisen Menschen und Waren um die Welt. Oft sind blinde Passagiere mit an Bord, etwa Mücken und Krankheitserreger. Sie können Tropenkrankheiten weltweit verbreiten - auch nach Europa. Gerade Dengue-Fieber breitet sich seit Jahren rapide aus: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stieg die Zahl der Fälle in den vergangenen 50 Jahren um das 30-Fache.
Dengue-Fieber zählt zu den Erkrankungen, deren Erreger durch sogenannte Vektoren, übertragen werden, die selbst nicht erkranken, in diesem Fall Mücken. Der Weltgesundheitstag am 7. April ist den vektorübertragenen Krankheiten gewidmet.
Dengue-Viren bedrohen der WHO zufolge zurzeit etwa 2,5 Milliarden Menschen. Forscher schätzten vor einem Jahr, dass sich jährlich rund 390 Millionen Menschen mit dem Erreger infizieren.
In seltenen Fällen kann Dengue tödlich enden
In Deutschland registrierte das Robert Koch-Institut (RKI) im vergangenen Jahr 879 Dengue-Infektionen, die Reisende sich unterwegs zugezogen hatten. "Das sind so viele gemeldete Fälle wie noch nie. Seit 2001 hat sich die Zahl mehr als verzehnfacht", sagt Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der Virusdiagnostik am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg.
Einen Schutz vor der Krankheit, etwa in Form einer Impfung, gibt es nicht. Lediglich lange Kleidung oder mückenabwehrende Mittel senken das Risiko, von einer infizierten Mücke gestochen zu werden.
Im Fall einer Infektion reicht das klinische Spektrum von milden Formen, die fast symptomfrei verlaufen, über grippeartige Beschwerden mit Muskel- und Gelenkschmerzen bis zu hohem Fieber. In seltenen Fällen treten Schock oder Blutungen auf, die tödlich enden können.
Asiatische Tigermücke lebt auch in Deutschland
Die Krankheit wird nicht nur aus Ländern wie etwa Thailand, Indien oder Brasilien eingeschleppt, auch in Europa können sich Menschen den Erreger zuziehen: 2010 wurde ein Reisender in Kroatien mit dem Dengue-Virus infiziert, kurz darauf gab es Fälle in Südfrankreich. 2012 infizierten sich auf der portugiesischen Insel Madeira mehr als 2000 Menschen. Zwar gilt der Ausbruch dort als beendet, aber dauerhafte Entwarnung gibt es für Madeira nicht. "Es kann immer wieder zu einem Ausbruch kommen", sagt Thomas Jänisch vom Universitätsklinikum Heidelberg.
Hauptüberträger von Dengue-Viren sind zwei Mückenarten, wie Jänisch erklärt: die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) und die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus). Hinter den Fällen auf Madeira steckte die Gelbfiebermücke. Sie sei die effizientere Überträgerin, sagt Jänisch. Auf dem europäischen Festland komme diese Mücke aber bisher nicht vor - dank des kühlen und wechselhaften Wetters.
Die Asiatische Tigermücke ist weniger anspruchsvoll: Inzwischen lebt sie etwa in Italien, Frankreich, Spanien und seit etwa drei Jahren auch in Süddeutschland. Allerdings trug in Deutschland bisher kein untersuchtes Exemplar das Dengue-Virus, sagt Schmidt-Chanasit. Zumindest theoretisch könnte sich das jederzeit ändern: "Prinzipiell kann jede Mücke, die einen Infizierten sticht, das Virus weiter übertragen", sagt Schmidt-Chanasit.
Reisende können sich unbemerkt infizieren
Ein Risiko für die weitere Ausbreitung des Dengue-Fiebers sind internationale Großveranstaltungen. Zur Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien werden allein aus Deutschland Zehntausende Besucher erwartet. Manche Bundesstaaten wie etwa Bahia, wo auch das deutsche Team spielt, seien Hochendemie-Gebiete, sagt Schmidt-Chanasit. Dort tritt Dengue gehäuft auf.
Mit den vielen Fans, die zur WM reisen, steige die Gefahr, dass infizierte Mücken nach Europa gelangen. Außerdem könnten sich Reisende in Brasilien unbemerkt infizieren und das Dengue-Virus zuhause auf Asiatische Tigermücken übertragen. Und wenn Mücken das Virus einmal in sich tragen, können sie es auch an ihre Nachkommen weitergeben. (dpa)