Berlin.. Der Arbeitsplatz ist immer noch Stressfaktor Nummer eins und verursacht bei viel mehr Arbeitnehmern psychische Erkrankungen. Arbeitgeber setzten sich mit dem Problem noch immer nicht genügend auseinander. Der DGB hat nun die Bundesregierung zu klaren Regeln gegen zunehmenden Stress aufgefordert.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat die Bundesregierung zu klaren Regeln gegen zunehmenden Stress am Arbeitsplatz aufgerufen. "Wir brauchen eine Anti-Stress-Politik, damit Arbeit nicht länger krank macht", sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Die Bundespsychotherapeutenkammer erläutert an diesem Dienstag in einer Pressekonferenz in Berlin, in welchem Ausmaß psychische Erkrankungen Ursache von Arbeitsunfähigkeit sind. Die Kammer hat dafür die Statistiken der Kranken- und Rentenversicherung zur Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung für das Jahr 2012 ausgewertet.

Arbeitsplatz ist Stressfaktor Nummer eins

Buntenbach forderte: "Das Thema Psychostress am Arbeitsplatz muss ganz oben auf der politischen Agenda bleiben, weil der Arbeitsplatz Stressfaktor Nummer eins ist und Arbeitsstress Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe verursacht."

Die meisten Arbeitgeber setzten sich mit dem Problem noch immer nicht genug auseinander, so Buntenbach. "70 Prozent der Unternehmen setzen die nach dem Arbeitsschutzgesetz verpflichtende Gefährdungsbeurteilung im Hinblick auf psychische Belastungen nicht richtig um." Bei nur neun Prozent der Beschäftigten würden auch psychische Belastungen beim Arbeitsplatz-Check berücksichtigt.

Druck bei der Arbeit

"Die Beschäftigten sind nicht etwa plötzlich Weicheier geworden, sondern leiden nachweisbar unter einem steigendem Druck bei der Arbeit", mahnte Buntenbach. "Fast zwei Drittel der Beschäftigten müssen immer mehr in der gleichen Zeit leisten, mehr als die Hälfte arbeitet gehetzt und mehr als ein Viertel muss permanent erreichbar sein."

Bei den jährlichen Krankheitstagen wegen psychischer Erkrankungen habe es in den vergangenen 15 Jahren einen Anstieg um mehr als 80 Prozent auf 59 Millionen gegeben. Buntenbach: "Die verschärften Arbeitsbedingungen führen inzwischen dazu, dass 42 Prozent der Erwerbsminderungsrenten auf psychische Erkrankungen zurückzuführen sind."

Immer mehr Arbeitnehmer in Deutschland haben auch Probleme mit Alkohol und anderen Suchtstoffen, wie mehrere Krankenkassen in ihren jüngsten Gesundheitsreports dargestellt hatten. (dpa)