Düsseldorf. In den dunklen Monaten müssen manche Menschen leiden. Ihnen schlägt die Dunkelheit auf das Gemüt. Im schlimmsten Fall können sogar Depressionen entstehen. Experten erklären, warum Sonne wichtig für den Körper ist und was eine Lichttherapie bewirken kann.
„Sehnsucht nach Licht ist des Lebens Gebot“ – kein Wunder, dass ein Mann wie der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen (1828-1906) diesen mehrdeutigen Spruch prägte: In seinem Land scheint die Sonne noch weniger als bei uns. Und das ist um diese Jahreszeit selten genug. Zum Vergleich: Laut dem Deutschen Wetterdienst gab es im Januar 2013 im Schnitt nur 22 Stunden lang Sonnenschein, im Juli waren es 290 Stunden. Zwei Spezialisten sagen, warum Sonne wichtig für den Körper ist und was eine Lichttherapie bewirken kann.
Warum hat Licht positive Auswirkungen auf den Körper?
Man könnte sagen, Licht bewirkt, dass unsere innere Uhr im Takt bleibt. Dr. André Karger, Oberarzt im Klinischen Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Uni-Klinik Düsseldorf, beschreibt es so: „Der Tag-Nacht-Rhythmus und damit das Licht führt dazu, dass die biologischen Prozesse unseres Körpers – etwa der Stoffwechsel und die Kommunikation unserer Zellen – synchronisiert werden. Außerdem regt Licht den Serotonin-Stoffwechsel an, der auf biologischer Ebene unsere Stimmungen mit beeinflusst.“ Hautärzte wie Dr. Ludger Klepper aus Neuss wissen zudem, dass Sonnenlicht die Haut dazu bringt, Vitamin D zu produzieren. Ein Mangel kann die Knochen spröde machen.
Wie viel Licht braucht der Mensch?
Generelle Angaben dazu machen die Mediziner nicht. Hautarzt Klepper rät, keine ausgiebigen Sonnenbäder zu nehmen, um Folgeschäden wie Hautkrebs zu verhindern. Zu wenig Sonne schadet laut dem Psychotherapeuten André Karger auf andere Weise: „Bis zu drei Prozent der Bevölkerung leiden in der dunklen Jahreszeit vermehrt unter depressiven Beschwerden.“
Experten sprechen von einer saisonal abhängigen Depression, wenn Menschen in zwei aufeinander folgenden Jahren im Herbst und Winter unter Antriebsarmut und Freudlosigkeit leiden. Dazu kann kommen, dass man mehr Appetit entwickelt und sich tagsüber müde fühlt. „Ganz geklärt sind die Ursachen nicht, aber man vermutet, dass die jahreszeitliche Verkürzung des Tageslichts und die Veränderung des Tag-Nacht-Rhythmus’ eine Rolle spielen“, sagt Karger.
Kann eine Therapie helfen?
Bei der saisonal abhängigen Depression ist die Lichttherapie laut dem Psychotherapeuten Karger ein wissenschaftlich anerkanntes Behandlungsverfahren: „Das bedeutet, die Menschen erleben eine Stimmungsaufhellung und damit Verbesserung ihrer seelischen Gesundheit, wenn sie sich eine halbe bis ganze Stunde am Tag gezielt hellem Licht aussetzen.“ Auch Menschen, die jetzt einfach nur vermehrt unter niedergedrückter Stimmung leiden, können nach seinen Worten im Alltag von hellem Licht profitieren. Hautarzt Klepper setzt die Lichttherapie bei Erkrankungen mit chronischen Entzündungen ein, dazu gehören Neurodermitis, Schuppenflechte und Akne. „Lichtverfahren können auch therapeutisch gegen hellen Hautkrebs oder Vorstufen von Hautlymphomen eingesetzt werden“, sagt der Dermatologe.
Was ist eine Lichttherapie?
Die Lichttherapie ist ein Verfahren, bei dem es wissenschaftliche Beweise dafür gibt, dass es bei der saisonal abhängigen Depression hilfreich ist. André Karger: „Neben der Lichtart, die keinen UV-Anteil hat, sind die Lichtdosis von 2500 bis 10.000 Lux, die Dauer der Behandlung von einer halben bis zu einer Stunde sowie die Tageszeit entscheidend.“ Bei den meisten Menschen wirke die Lichttherapie morgens am besten, allerdings müsse sie auf die individuelle innere Uhr abgestimmt werden. Währenddessen kann man zum Beispiel lesen, sollte aber regelmäßig in Richtung der Lichtquelle blicken. Der Hautarzt geht bei seinen Behandlungen anders vor als der Psychosomatiker: „Der ganze Körper wird erst einige Sekunden von einer UVA-Lampe bestrahlt. Die Dosis kann auf einige Minuten gesteigert werden“, sagt Klepper.
Um welche Art von Licht handelt es sich?
In der Lichttherapie gegen die saisonal abhängige Depression werden üblicherweise Geräte genutzt, die mit Weißlicht arbeiten. Mediziner André Karger: „Solche Weißlicht-Lampen wurden in den meisten Studien verwendet, es gibt aber auch Lampen mit blauem oder blau-weißem Licht.“ Hautarzt Ludger Klepper behandelt seine Patienten mit einer Lichtquelle, die UVA- und UVB-Licht in bestimmten Wellenlängen abgibt. Gegen Akne verwendet er auch Blaulicht, um Bakterien zuzusetzen.
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Bei der Balneo-Phototherapie gegen Schuppenflechte kann der Effekt des Lichts noch verstärkt werden, indem man vorher in einer Substanz badet. Bei einer photodynamischen Therapie (PDT) gegen Vorstufen von hellem Hautkrebs wird vor der Bestrahlung eine Creme aufgetragen, die die Krebszellen so beeinflusst, dass sie durch das Licht zerstört werden können.
Wann zeigt die Therapie Effekte?
Psychosomatiker André Karger sagt: „Bei der saisonal abhängigen Depression ist ein Effekt meist innerhalb weniger Tage zu erwarten. Die Therapie dauerte in den meisten Studien ein bis sechs Wochen.“ Auch bei „normaler“ Depression kann die Standardbehandlung aus Psychotherapie, die teils von antidepressiven Medikamenten begleitet wird, in manchen Fällen durch Lichttherapie unterstützt werden. Sie kann auch bei Schlafstörungen helfen. Hautarzt Ludger Klepper beraumt etwa in seinen Behandlungen bei Schuppenflechte bis zu 35 Sitzungen an, seine Patienten kommen oft drei- bis viermal pro Woche. „Das kann zum vollständigen Abklingen der Beschwerden führen.“
Kann man die Therapie zuhause fortsetzen?
„Ja“, sagt Psychotherapeut André Karger. Hautarzt Ludger Klepper verneint für die Behandlung der Haut, da diese vom Experten überwacht werden muss. Es gibt allerdings spezielle UV-Lichtkämme, die vom Arzt gegen Kopfhauterkrankungen eingesetzt werden. Diese kann man nach genauer Anleitung auch zuhause benutzen.
Kosten, Experten und Adressen
Die Therapien beim Hautarzt werden teilweise von der Kasse bezahlt, etwa bei Patienten, die unter einer starken Schuppenflechte leiden. Ob und welche Kosten übernommen werden, sollte man mit seiner Kasse klären.
Wer auf der Suche nach Experten in der Nähe seines Wohnortes ist, die sich mit Lichttherapie auskennen, kann diese über die Arzt- und Psychotherapeutensuchfunktion der Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein (www.kvno.de) und Westfalen-Lippe (www.kvwl.de) finden.
Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) vermittelt Kontakt zu Hautärzten, die besondere Erfahrungen in der Behandlung mit Licht haben: www.uptoderm.de
Der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen bewertet individuelle Gesundheitsleistungen auf der Homepage www.igel-monitor.de, – hier kann man auch mehr über die Einschätzung der Lichttherapie (als Suchwort eingeben) lesen.