Québec/London. Kanadische Wissenschaftler haben in Versuchen an Mäusen herausgefunden, dass ein Folsäure-Mangel beim Vater zum Zeitpunkt der Zeugung Auswirkungen auf die Gesundheit der Nachkommen haben kann. Wer plant, Vater zu werden, sollte also auf seine Ernährung achten.
Männer mit konkretem Kinderwunsch sollten womöglich genau wie Frauen besonders auf ihre Ernährung achten. Das legt zumindest eine Untersuchung an Mäusen nahe. Kanadische Wissenschaftler zeigten darin, dass ein Folsäure-Mangel bei männliche Tieren vor der Zeugung die Gesundheit des Nachwuchses beeinträchtigen kann. Fehle es an dem Vitamin, verändere sich die Markierung des Erbguts in den Spermien an einigen Stellen und damit die Aktivität von Genen. Die Forscher um Romain Lambrot von der McGill University in Québec präsentieren ihre Studie im Fachblatt "Nature Communications".
Folsäure ist ein Vitamin, das zum Beispiel in Hefe, Weizenkeimen, grünem Blattgemüse, Fleisch und Fisch vorkommt. Oft wird es auch Kochsalz zugesetzt. Frauen, die schwanger werden wollen, wird empfohlen, frühzeitig vermehrt Folsäure in Form eines Nahrungsergänzungsmittels zu sich zu nehmen. Es ist nachgewiesen, dass dadurch das Risiko bestimmter Fehlbildungen beim Nachwuchs gesenkt wird, zum Beispiel ein sogenannter offenen Rücken.
Veränderte epigentische Markierungen
Lambrot und seine Mitarbeiter, untersuchten nun an Mäusen, ob auch Väter über die Ernährung einen vergleichbaren Einfluss auf die Gesundheit ihrer Kinder nehmen. Sie verabreichten dazu unter anderem schwangeren Mäusen und dem aus ihnen hervorgehenden männlichen Nachwuchs eine Kost mit besonders wenig Folsäure.
Die Untersuchung der Spermien zeigte bei diesen Tiere eine veränderte epigentische Markierung des Erbguts. Unter epigenetischen Veränderungen werden chemische Modifizierungen der DNA zusammengefasst, zum Beispiel das Anhängen einer Methylgruppe an einen DNA-Baustein. Sie werden durch Umweltfaktoren oder das Verhalten mit beeinflusst, etwa durch Rauchen, Alkohol oder die Ernährung und verändern die Aktivität der Gene. Erst kürzlich hatten Wissenschaftler an Mäusen gezeigt, dass auf diesem epigenetischen Wege Eltern offenbar Erfahrungen an ihre Kinder weitergeben können.
Häufigere Fehlbildung beim Nachwuchs
Die Forscher um Lambrot fanden nun bei Folsäure-Mangel etliche epigenetische Veränderungen an Genen, die bei der Entwicklung und der Entstehung von einigen chronischen Krankheiten, wie Krebs oder Diabetes eine Rolle spielen. Zwei solcher Gene waren sowohl in den Spermien verändert, als auch bei Weibchen in der Plazenta, was eine Weitergabe der Veränderungen plausibel mache.
Der Nachwuchs der Nager, die wenig Folsäure bekommen hatten, kam dann auch deutlich häufiger mit einer Fehlbildungen zur Welt als der von Kontrolltieren, die eine Nahrung mit ausreichend Folsäure bekommen hatten: 27 Prozent der Jungtiere von Vätern mit Folsäure-Mangel hatten sichtbare anatomische Fehlbildungen, vor allem am Skelett, wie dem Schädel oder der Wirbelsäule. Bei den Kontrolltieren waren es nur drei Prozent.
Die Studie lege nahe, dass es Regionen des Spermas gebe, die auf Umwelteinflüsse wie die Ernährung reagieren, schreiben die Forscher. Es könne auch sein, dass diese Regionen eine sogenannte epigentische Karte weitergeben, die die Entwicklung und möglicherweise auf lange Sicht den Stoffwechsel des Nachwuchses und seine Krankheiten beeinflussen. (dpa)