Frankfurt/Main. Schon wieder gibt es den Verdacht, dass minderwertiges Fleisch massenweise verarbeitet worden und auf den Markt gekommen ist. Verbraucher haben allerdings schlechte Karten, sich vor Ware zu schützen, die daraus hergestellt wurde.
Verbraucher erfahren oft erst von Lebensmittelskandalen, wenn die meiste Ware schon im Handel oder sogar bereits verzehrt ist. Davon sei auch im aktuellen Fall auszugehen, sagte Andrea Schauff, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Hessen, im Interview mit dem dpa-Themendienst. Ein Betrieb in Niedersachsen steht im Verdacht, tonnenweise schlechtes Fleisch zu Wurst verarbeitet zu haben.
Was kann ich als Verbraucher tun, um Gammelfleisch zu meiden?
Andrea Schauff: Das Problem für Verbraucher ist, dass die Produkte oft in der verarbeiteten Form auf den Markt kommen, gewürzt, mariniert und so weiter. Dann ist es ganz schwer, überhaupt zu erkennen, ob es sich um minderwertiges Fleisch oder im schlimmsten Fall um gammelig gewordenes Fleisch handelt.
Bestehen Gefahren für die Gesundheit, wenn man davon isst?
Schauff: Es kann Gesundheitsprobleme verursachen, wenn es eine erhöhte Belastung mit bestimmten Keimen hat. Es ist also nicht auszuschließen, dass es dann zu Magen-Darm-Problemen und Übelkeit kommt. Oftmals ist es schwer, zuzuordnen, woher das denn kam, dass es wirklich um ein verdorbenes Lebensmittel ging. In diesem Fall fehlen uns noch die Informationen, was in welchem Zustand auf den Markt gekommen ist. Wenn es vermischt wird mit anderem Fleisch, dann kann die Belastung geringer sein und zu keinen Problemen führen. Aber es ist natürlich ein Produkt, das nicht verkehrsfähig ist und so nicht auf den Markt darf - egal, ob es dazu gereicht, auch die Gesundheit zu gefährden.
Kommt so etwas eher bei Billigprodukten vor? Sollten Verbraucher daher lieber zu teurerer Ware greifen?
Schauff: Natürlich ist das Risiko bei Billigfleisch- und Billigwurstangeboten höher, dass man an Ware kommen könnte, die aus solchen dunklen Kanälen stammt. Aber man kann nicht sagen, teuer ist in jedem Fall gut. Das haben Lebensmittelskandale in der Vergangenheit gezeigt. Aber natürlich hat qualitativ hochwertiges Fleisch schon seinen Preis. Wichtig ist für Verbraucher, besser erkennen zu können, wo überhaupt das Fleisch herkommt. Und da liegt ja noch viel im Argen. Die Herkunftskennzeichnung wird nach den bisherigen Plänen der Europäischen Union nicht so viel Klarheit für Verbraucher bringen.
Wie wirksam ist das bestehende Kontrollsystem? Reicht es aus, um Gammelfleisch auf die Spur zu kommen?
Schauff: Offensichtlich nicht. Denn ein Skandal folgt dem anderen, das haben die vergangenen Jahre ja gezeigt. Es bestehen Mängel in den Lebensmittel- und Futtermittelkontrollen. Es bestehen Mängel in den Veröffentlichungen, wenn es Verstöße gab, dass dann immer noch nicht Ross und Reiter genannt werden, dass bestimmte Firmen bekanntwerden oder Verbraucher rechtzeitig über Produkte informiert werden, die sie gegebenenfalls schon eingekauft haben. Da haben wir einfach noch große Lücken.