Erlangen. Schon allein durch eine ganz bestimmte Nebenwirkung könnten viele gängige Psychopharmaka gegen Depressionen helfen. Das fand die Psychiatrie am Universitätsklinikum Erlangen in einem Test an Mäusen heraus. Nicht nur das: Die Forscher sind damit sogar einer Ursache der Krankheit auf der Spur.
Zur Behandlung von Depressionen haben deutsche Forscher einen völlig neuen Ansatz entdeckt: Eine Begleitwirkung vieler gängiger Antidepressiva könnte eine der Hauptwirkungen sein. Viele Medikamente gegen Depressionen mindern ganz nebenbei auch den Gehalt des fettähnlichen Stoffes Ceramid in Nervenzellen, wie unter anderem Mediziner der Universitäten Duisburg-Essen und Erlangen-Nürnberg beobachtet haben. "Doch genau dieser Effekt scheint in Wirklichkeit eine zentrale Rolle zu spielen, um wieder in eine positive Stimmung zu kommen", sagte der Leiter der Psychiatrie am Universitätsklinikum Erlangen, Johannes Kornhuber.
Wie die Wissenschaftler bei Mäusen herausfanden, hemmt Ceramid die Bildung neuer Nervenzellen in einem besonderen Bereich des Gehirns, dem Hippocampus. Wird Ceramid reduziert, können sich den Angaben zufolge neue Nervenzellen bilden und die Stimmung verbessere sich wieder. Lassen sich die Aussagen bestätigen, hätten die Forscher zugleich eine neue Ursache der Krankheit entdeckt. "Unsere Annahme ist, dass es bei Depressionen zu viel Ceramid gibt." Auch Stress könne die Neubildung von Nervenzellen verhindern.
Neues Medikament noch nicht absehbar
Die Therapie soll in einem nächsten Schritt auf Menschen übertragen werden. Bis zu einem neuen Medikament vergehen allerdings in der Regel mehrere Jahre. Die Erkenntnisse hat das Team um Kornhuber und Erich Gulbins (Universität Duisburg-Essen) im Fachblatt "Nature Medicine" vom Juni veröffentlicht. (dpa)