Essen. Die getönten Gläser sollen die Augen vor den schädlichen UV-Strahlen der Sonne schützen. Doch nicht jedes Modell hält, was es verspricht. Worauf Sie beim Kauf von Sonnenbrillen achten sollten, lesen Sie hier.
Schick soll sie sein. Modern. Und besser als jedes Make-up die Spuren einer langen Nacht kaschieren. Beim Kauf einer Sonnenbrille wird oft weniger Wert auf Funktionalität als auf Attraktivität gelegt. Obwohl die getönten Gläser vor allem eine Aufgabe haben: Sie sollen die Augen vor dem schädlichen Ultraviolett, also vor UV-Strahlen schützen. Denn grelles Sonnenlicht kann dauerhaften Schaden anrichten. Worauf Sie beim Kauf achten sollten und welche Brillen diesen Sommer getragen werden.
Wovor schützen Sonnenbrillen?
Was bei der Haut die Sonnencreme ist, ist bei den Augen die Brille. „Bei starker Sonneneinstrahlung können sowohl das sichtbare als auch das unsichtbare Licht, also die UV-A- und UV-B-Strahlung, bleibende Schäden im Auge hervorrufen“, sagt Kerstin Kruschinski vom Kuratorium Gutes Sehen (KGS) in Berlin. Die Strahlen können Zellen der Netzhaut zerstören oder eine Trübung der Linse begünstigen. Verminderte Sehschärfe, Wahrnehmungsstörungen, Kopfschmerzen und eine beeinträchtigte Verkehrstauglichkeit sind mögliche Folgen.
Besonders für den Urlaub ist die Wahl der richtigen Gläser wichtig. Dr. Barbara Schaperdoth-Gerlings, Augenärztin am Uniklinikum Essen, rät: „Dort, wo Sonnenlicht stark reflektiert wird, also beim Skifahren oder am Strand, sollte in jedem Fall eine Sonnenschutzbrille getragen werden.“ Schmerzhafte Augenveränderungen und -entzündungen könnten sonst Folgen einer derart hohen Strahlendosis sein.
Kinder und Menschen mit Grauem Star
Zu besonderer Vorsicht rät Kerstin Kruschinski Menschen, die einen Grauen Star haben. Die künstliche Linse, die Patienten bei einer OP eingesetzt werde, gewährleiste nicht den gleichen Schutz wie eine natürliche Linse. Auch die Augenlinsen von Kindern sind „klarer und damit durchlässiger als die von Erwachsenen“, so Kruschinski. In beiden Fällen müsse verstärkt auf UV-Schutz geachtet werden. „Um das Verletzungsrisiko zu minimieren, sollten Kinder in jedem Fall Gläser aus Kunststoff bekommen“, rät Augenärztin Schaperdoth-Gerlings.
Warum sind schlechte Brillengläser gefährlich?
In Kategorien 0 (schwach) bis vier (sehr stark) ist der Blendschutz bei Sonnenbrillen eingeteilt. Für unsere Breitengrade ist die Kategorie 2, und damit mittelstark getöntes Glas, in der Regel ausreichend. Stark getönte Brillengläser garantieren nicht automatisch optimalen Schutz, im Gegenteil. „Die Pupille weitet sich hinter den verdunkelten Gläsern aus. UV-Strahlen gelangen bei schlechten Gläsern also umso stärker auf Linse und Netzhaut“, sagt Schaperdoth-Gerlings.
Endlich Frühling in NRW!
Denn die weitgestellte Iris reguliert die Lichteinstrahlung weniger als in Engstellung. Ein guter UV-Schutz ist also zusätzlich notwendig. Vor Materialschäden warnt zudem KGS-Sprecherin Kerstin Kruschinski: „Jeder noch so kleine Kratzer zwingt die Augen zu ständiger Korrektur.“ Brillen mit zerkratzen Gläsern seien daher ein Fall für den Mülleimer.
Worauf muss beim Kauf geachtet werden?
Auch wenn es teurer ist, rät Dr. Barbara Schaperdoth-Gerlings, die Sonnenbrille grundsätzlich beim Optiker zu kaufen. „Vollständigen Schutz gewährleisten nur hochwertige Gläser.“ Von Trödelmarkt-Schnäppchen rät sie ab.
In jedem Fall sollten Kunden auf die Kennzeichnungen UV-400 und CE achten. Aber auch hier ist Vorsicht geboten. „Leider“, bedauert Kerstin Kruschinski, „gibt es keine offizielle Institution, die die Brille auf die Einhaltung dieser Standards prüft.“ Demnach könne der Kunde Qualität guter Gläser oder Fassungen kaum einschätzen. Ein weiterer Grund für den Besuch beim Optiker.
Einige Merkmale könnten aber auch beim Anprobieren selbst getestet werden: „Nur eine Brille, die richtig sitzt, kann optimal schützen. Weder Nasenauflage noch Scharniere oder Bügel dürfen drücken.“ Gute Gläser bieten dem Träger ein unverzerrtes Blickfeld durch kratzfestes, blasenfreies, makelloses Material. Große Gläser schützen zudem vor seitlichem Lichteinfall. Damit ist die Stubenfliegen-Optik nicht nur modern, sondern auch sicher.
Vorsicht im Straßenverkehr
Nicht nur, weil der Heuschrecken-Look nicht jedem zusagt, sollte der Käufer grüne und gelbe Gläser vermeiden. Im Straßenverkehr können diese gefährlich sein. Die Töne verfälschen die Farbwahrnehmung. Braun oder grau getönte Gläser sind dagegen optimal – und zeitlos schön. „Die Blendschutz-Kategorie 4 ist zu dunkel für den Straßenverkehr“, warnt Kruschinski.
Machen Sie den Test
Brillengläser sollten frei von Verzerrungen und Schlieren sein. Das Kuratorium Gutes Sehen rät Kunden, vor dem Kauf einen kurzen Test zu machen.
Nehmen Sie die Brille in die Hand und halten Sie sie zehn Zentimeter vor das Gesicht. Fixieren Sie eine senkrechte gerade Linie im Hintergrund. Bewegen Sie die Brille waagerecht und senkrecht hin und her. Bei schlechten Gläsern wölbt und verzerrt sich die gerade Linie.