Heidelberg. Laut Heidelberger Wissenschaftlern soll der Grund für die lange Dauer chronischer Schmerzen am Kalzium liegen. Denn die unterschiedliche Gen-Bereiche sollen durch zu viel Kalzium in den Zellen beeinflusst sein. Durch diese Erkenntnis eröffnen sich neue Perspektiven für Therapien gegen chronische Schmerzen.
Kalzium macht Nervenzellen chronisch schmerzempfindlich und erweist sich zunehmend als Universal-Botenstoff bis tief in den Zellkern hinein. Offenbar sorgt der Botenstoff dafür, dass sich betroffene neuronale Kontakte potenzieren und dauerhaft sensibel reagieren.
Über diese Veränderungen im Rückenmark berichten Heidelberger Wissenschaftler im Journal "Neuron" und eröffnen damit Perspektiven für neue Therapien. Die Nervenzellen übersetzen Reize wie Hitze, Kälte, starken Druck oder Verletzungen in elektrische Signale, die über das Rückenmark ins Gehirn weitergeleitet werden. "Aber alle diese schnellen und kurzzeitigen Prozesse können die lange Dauer chronischer Schmerzen nicht erklären", sagt Professor Rohini Kuner.
Kalzium wird für die Signalweitergabe gebraucht
Des Rätsels Lösung liegt offenbar im Kalzium, das für die Signalweitergabe benötigt wird. Bei jedem elektrischen Signal nehmen die Nervenzellen Kalzium aus ihrer Umgebung auf und werden dadurch aktiviert. Das Team um Kuner entdeckte, dass bei sehr heftigen oder anhaltenden Schmerzen so viel Kalzium in die Zellen gelangt, dass es bis in den Zellkern vordringt. Dort beeinflusse es unterschiedliche Gen-Bereiche dauerhaft, heißt es.
Mäuse, in denen diese Wirkung blockiert wurde, entwickelten trotz chronischer Entzündung keine Überempfindlichkeit gegenüber schmerzhaften Reizen und kein Schmerzgedächtnis. "Diese von Kalzium regulierten Gene sind der Schlüssel für die Chronifizierung von Schmerzen im Rückenmark, da sie dauerhafte Veränderungen anstoßen können", sagt Kuner. (dapd)