Lüdenscheid. Nierenversagen kann schnell lebensgefährlich werden. Anders als bei einem chronischen Ausfall des Organs sind die Heilungschancen bei einem akuten Nierenversagen allerdings gut. Doch so weit muss es mit der richtigen Prävention erst gar nicht kommen - der Weltnierentag soll dafür das Bewusstsein schärfen.
"Akutes Nierenversagen vermeiden" - unter diesem Motto steht der Weltnierentag am 14. März in diesem Jahr. Nicht ohne Grund. Denn Nieren reinigen das Blut von Giftstoffen. "Ihre Funktion ist daher lebensnotwendig", sagt Nierenspezialist Prof. Jan Galle von der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie. Neben dieser wichtigen Entgiftungs- und Entwässerungsfunktion haben die Nieren auch andere Aufgaben. "Sie sind Produktionsstätte wichtiger Hormone für die Blutdruckregulation, die Bildung von roten Blutkörperchen und für den Knochenstoffwechsel", erklärt Galle, der am Klinikum Lüdenscheid die Klinik für Nephrologie und Dialyseverfahren leitet. Darüber hinaus regulieren Nieren den Salzgehalt des Körpers.
Nierenerkrankungen sind besonders tückisch, weil es kaum Symptome gibt. "Häufig treten Spätsymptome auf wie Bluthochdruck, Blutarmut und teilweise auch schäumender Urin, also eine vermehrte Eiweißausscheidung", sagt der Nephrologe Prof. Bernhard Krämer vom Universitätsklinikum Mannheim. Hinweise auf Nierenschäden könnten zudem blutiger Urin, Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Erbrechen sein. "Ein weiteres Symptom für Nierenkrankheiten sind Ansammlungen von Wasser in den Beinen - sogenannte Ödeme", ergänzt Prof. Hermann Pavenstädt, Direktor der Klinik für Innere Medizin des Universitätsklinikums Münster.
Mehrheit aller Nierenversagen ist chronisch
Die wohl häufigste Erkrankung der Organe ist das chronische Nierenversagen. "Dabei nimmt die Funktion der Nieren oft unmerklich ab, bis sie dauerhaft und irreversibel ganz versagt", sagt Galle. Ursache sei häufig ein dauerhaft erhöhter Blutdruck oder ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus. "Etwa 60 Prozent aller chronischen Nierenversagen sind auf eine dieser beiden Ursachen zurückzuführen." Darüber hinaus gebe es entzündliche oder genetische Nierenerkrankungen, die ein dauerhaftes Nierenversagen verursachen können.
Nichtrauchen sei bei einer chronischen oder länger andauernden Störung der Nierenfunktion selbstverständlich, sagt Pavenstädt. "Zudem sollte man insbesondere auf einen sehr gut eingestellten Blutdruck und bei Patienten mit Diabetes mellitus zusätzlich auf die richtige Blutzuckereinstellung achten", rät der Nephrologe. Auch die Blutfettwerte müssen gut eingestellt sein, da Nierenerkrankte ein höheres Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen haben.
Gute Heilchancen bei akutem Nierenversagen
Neben dem chronischen ist das akute Nierenversagen ein Problem. "Gesunde Nieren geben da innerhalb kurzer Zeit ihre Funktion auf", erklärt Galle. Der Zustand könne durch unterschiedliche Ursachen plötzlich hervorgerufen werden - etwa durch einen Blutverlust und Schockzustände nach Unfällen, durch schwere Infektionen mit Blutvergiftung, aber auch durch Medikamente und Flüssigkeitsmangel. Ein akutes Nierenversagen ist in der Regel jedoch heilbar. Die Betroffenen werden wieder gesund und benötigen keine dauerhafte Dialysebehandlung. "Es handelt sich dabei aber immer um einen lebensbedrohlichen Zustand, der häufig eine intensivmedizinische Versorgung erfordert", betont Galle.
Die Prävention eines akuten Nierenversagens ist zwar nur bedingt möglich. Einige vorbeugende Maßnahmen gibt es dennoch. "Beispielsweise sollten Medikamente nie ohne triftigen Grund eingenommen werden. Ist dennoch eine Medikation notwendig, muss in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt immer auf die richtige Dosierung geachtet werden", sagt Pavenstädt. Darüber hinaus sei eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig, insbesondere bei Infektionen mit Fieber oder Durchfall. Wichtig sei auch, eine Herzschwäche richtig zu behandeln, da sie ebenso wie schwere Infektionen ein akutes Nierenversagen begünstigen könne, erklärt Krämer.
Urintest gibt frühzeitig Aufschluss
Aufgrund der geringen Symptome sei die Früherkennung besonders wichtig, betont Galle. "Früh erkannt, kann ein Nierenfunktionsverlust aufgehalten oder zumindest deutlich hinausgezögert werden. Ein Urintest gibt frühzeitig Aufschluss über die Filterleistung der Nieren", sagt der Nierenspezialist. Sinnvoll ist es daher, alle zwei Jahre die Vorsorgeuntersuchung "Check-up 35" machen zu lassen. Diese bietet jede Krankenkasse ihren Mitgliedern ab dem 35. Lebensjahr an. Neben dem Urintest gehört dazu, dass Blutzucker- sowie Blutdruckwerte bestimmt werden. "Fällt der Test schlecht aus, sollte der Patient an einen Nephrologen überwiesen werden", rät Galle. (dpa)