Jena. Nach Routineeingriffen wie einer Blinddarmentfernung klagen Patienten oft über deutlich stärkere Schmerzen als nach größeren Operationen. Wissenschaftler sehen darin Defizite bei der Schmerzbehandlung. Die Leitlinien hierzu würden besonders bei orthopädischen Operationen oft ignoriert.
An deutschen Krankenhäusern wird die Schmerzbehandlung nach kleineren Operationen einer Studie zufolge oft vernachlässigt. Patienten klagten nach Routineeingriffen wie Blinddarm- oder Mandelentfernungen über deutlich stärkere Schmerzen als etwa nach einer aufwendigeren Lungen-, Magen- oder Prostata-OP, teilte das Universitätsklinikum Jena am Mittwoch mit.
Wissenschaftler aus Jena, Köln und Utrecht (Niederlande) hatten 179 verschiedene Eingriffe an mehr als 100 Kliniken untersucht. Auch bei orthopädischen Operationen gebe es Defizite. Für die Studie wurden die Schmerztherapien an den Kliniken verglichen und rund 50.000 Patienten befragt.
Bei Mandel- und Blinddarmoperationen sind die starken Schmerzen nach Angaben der Mediziner möglicherweise mit den ausgeprägten Entzündungen zu erklären, die zu den Eingriffen führten. Bei orthopädischen Operationen hingegen würden oftmals die Leitlinien zur Schmerztherapie ignoriert, wie der Jenaer Studienleiter Winfried Meißner sagte.
Nur bei 16 Prozent dieser Eingriffe erhielten die Patienten bei der OP zusätzlich zur Narkose eine lokale örtliche Betäubung zur Schmerzminderung. Bei Lungen-, Darm- oder Prostataoperationen sei dies längst Standard. Auch minimalinvasive Eingriffe mit nur sehr kleinen Hautschnitten verringerten Wundschmerzen. (dpa)