Essen. Mehr Menschen als im vergangenen Jahr informieren sich via Google über die Grippe. Für die Statistiker legt das den Verdacht nahe, dass die Grippe-Saison heftiger ausfällt als zuletzt. Deutsche Grippe-Experten zweifeln an dem Verfahren und setzen lieber auf eigene Daten.

Die diesjährige Grippesaison könnte NRW härter treffen als im vergangenen Jahr. Das legt die Echtzeit-Auswertung von Google nahe, die analysiert, wie oft Menschen in NRW nach "Grippe" oder verwandten Begriffen suchen.

Die Grafik zeigt, dass sich im Januar 2013 deutlich mehr Menschen zwischen Rhein und Ruhr mit dem Thema Grippe befasst haben als im Vorjahr. Zudem ist das Interesse in NRW größer als beispielsweise Bayern und Baden-Württemberg. Google kann dabei natürlich nicht erkennen, ob die Menschen wirklich krank sind oder ob sie sich nur über die Symptome einer Grippe informieren wollen.

Die Statistiker von Google sind sich dennoch sicher, verwertbare Ergebnisse zu prognostizieren. Ein Vergleich zwischen Suchanfragen zur Grippe und offiziellen Auswertungen der Gesundheitsbehörden habe in den USA klare Übereinstimmungen gezeigt.

Mediziner nutzen Google-Daten, um Grippewellen zu beobachten

Das bestätigen die Mediziner vom US-Zentrum für Seuchenkontrolle, die an der Entwicklung des Programms mitgearbeitet haben. Mit "Flu Trends", wie Google seinen Grippe-Monitor nennt, lasse sich die Schwere einer Epidemie sehr gut erkennen - und zwar schneller als Gesundheitsämter das leisten könnten.

In Deutschland sind Experten noch skeptisch, was Googles Fähigkeiten als medizinischer Berater betrifft. "Das ist interessant, weil es bestechend einfach klingt", sagt Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut. Für die alltägliche Arbeit nütze das Tool den Experten des Robert-Koch-Instituts aber nicht: "Dafür sind Googles Daten zu unpräzise." Schließlich wisse man nur, dass die Menschen nach einem Begriff gesucht hätten, aber nicht warum.

Die Arbeitsgemeinschaft Influenza, die vom RKI koordiniert wird, habe bessere Erkenntnisse über die Art der im Umlauf befindlichen Viren und über die Schwere der Fälle. Und was ist mit Googles Fähigkeit als Frühwarnsystem? Auch da vertraut Glasmacher lieber den eigenen Leuten: "Wir sehen auch sehr früh, was auf uns zukommt."

Grippe-Saison ist noch am Anfang

Was die Entwicklung in diesem Jahr angeht, sind sich Google und die Experten des Robert-Koch-Instituts aber einig. Denn auch die Gesundheitsexperten des RKI rechnen damit, dass die Zahl der Grippepatienten noch deutlich ansteigt. "Wir stehen am Anfang der diesjährigen Grippewelle", sagte RKi-Epidemologen Silke Buda im ZDF-"Morgenmagazin". Sie erwartet in den nächsten Wochen eine deutliche Zunahme der Fälle.

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Dieses Jahr hat die Grippe-Saison relativ frühzeitig begonnen. Schon in den letzten beiden Meldewochen im Jahr 2012 wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) bereits 388 Influenza-Fälle gemeldet. Das sei relativ früh, sagen die Experten vom RKI. Allerdings betonen sie auch regelmäßig, dass es unmöglich sei, vorherzusagen, wann die Grippe-Saison beginnt und wie schwer sie verläuft.

Wie schütze ich mich vor der Grippe?

Die Auswirkungen der Grippe werden oft unterschätzt: Allein in Deutschland sterben jährlich etwa 5000 bis 8000 Menschen an Influenza. Um sich vor einer Ansteckung zu schützen, empfehlen Ärzte, Abstand zu bereits Erkrankten zu halten sich die Hand häufig zu waschen. Wer zur Risikogruppe gehört also Schwangere, Senioren und Menschen mit Atemwegserkrankungen, sollte sich gegen die Grippe impfen lassen.