Rostock. Bei Katrin Gosmann wurde eine seltene Erbkrankheit diagnostiziert. Nun muss sie wöchentlich ins Rostocker Apherese-Zentrum um dort ihr Blut reinigen zu lassen. Patienten wie sie sind unter anderem Thema beim 39. internationalen Kongress der Europäischen Gesellschaft für künstliche Organe in Rostock.

Der Mittwochnachmittag ist fest geblockt im Terminkalender von Katrin Gosmann. Bis zu vier Stunden verbringt sie im Rostocker Apherese-Zentrum, um ihr Blut reinigen zu lassen. "Ich habe selten Angst", sagt die 47-Jährige und lächelt. Sie sitzt auf einem Liegestuhl, beide Arme sind über Kanülen mit den Apparaten verbunden. Der Pfefferminztee steht auf einem Tisch daneben. "Ich habe nette Gesprächspartner um mich herum", erzählt sie mit einem Seitenblick auf die anderen Patienten. "Wir sehen uns regelmäßig und haben immer Gesprächsstoff."

Die Behandlung von Patienten wie Katrin Gosmann ist Thema auf dem 39. internationalen Kongress der Europäischen Gesellschaft für künstliche Organe vom 26. bis 29. September in Rostock, zu der rund 400 Experten aus Asien, Amerika und Europa erwartet werden. Katrin Gosmann leidet an einer seltenen Erbkrankheit, die bei ihr allerdings früh diagnostiziert wurde.

Fettversorgung im Blut stimmt nicht

Ihre Schwester starb im Alter von 25 Jahren. Genau wie sie hatte Katrin Gosmann Fettablagerungen in den Händen, Füßen, Knien und Schulterblättern. Während für ihre Schwester, die an Herzversagen starb, jede Hilfe zu spät kam, erkannten die Ärzte an der Klinik in Karlsburg, dass bei ihr etwas mit der Fettversorgung im Blut nicht stimmt. Seit dieser Zeit wird Katrin Gosmann regelmäßig behandelt, zunächst mit Blutplasmaaustausch, dann mit künstlichem Plasma, inzwischen mit Apherese, also einem Verfahren zur Blutreinigung.

Katrin Gosmann hat zusätzlich noch zwei Herzoperationen hinter sich. Das Schlimmste am Tod ihrer Schwester war für die 47-Jährige, die beiden kleinen Kinder der Schwester leiden zu sehen. Der frühe Verlust der Mutter habe sie hart getroffen. "Sie haben sich gequält", sagt Gosmann. So stand für sie früh die Entscheidung fest, niemals Kinder zu bekommen: "Ich will es nicht weitervererben."

Manchmal kommt der Kreislauf nicht in Schwung

Sie hat ihre Krankheit akzeptiert: "Ich kenne meine Grenzen", sagt Katrin Gosmann. Manchmal kommt der Kreislauf nicht in Schwung. Sie fängt dann an zu torkeln, hat Druckschmerzen, viele kleine Blutgefäße sind kaputt. Die Energiereserven sind leer. Dennoch versucht sie, fit zu bleiben. Regelmäßig geht sie walken.

Seit sechs Jahren gilt ihre Leidenschaft dem orientalischen Tanz. "Ich liebe das Zusammenspiel von leichten und zackigen Bewegungen, die Körperbeherrschung, die Musik und die bunten Kostüme", erzählt die schlanke Frau, die regelmäßig auch vor Publikum auftritt. "Wer mich nicht kennt, merkt mir meine Krankheit nicht an", sagt die Standesbeamtin.

Täglich 18 Tabletten

Sie arbeitet nur 30 Stunden, damit sie den Blutwäschetermin immer einhalten kann. Ihre Kollegen seien sehr verständnisvoll. "Dass es mir so gut geht, habe ich den Ärzten zu verdanken." Neben der Apherese muss sie täglich 18 Tabletten einnehmen, für Gefäßerweiterung, zur Senkung des Cholesterinspiegels, für die künstliche Herzklappe und Wassertabletten. Sie achtet auf eine magere Ernährung und verzichtet weitgehend auf Alkohol.

Sie sei zufrieden mit dem, was sie erreicht habe. Sie hat gelernt, die Einschränkungen in ihrem Leben zu akzeptieren. Auch Urlaubsreisen kann sie mal machen. So war sie bereits auf den Kanaren und in Ägypten. Weitere Flugreisen traut sie sich allerdings nicht zu. "Aber nach Dubai, das wäre mein Traum", sagt Katrin Gosmann, lächelt gelassen, blickt auf das Blutwäschegerät und trinkt ihren Pfefferminztee. (dapd)