München. . Ein Besuch beim Tierarzt kann teuer werden. Damit der Kontostand nicht zu sehr nach unten fällt, bieten Assekuranzen Krankenversicherungen für Haustiere an. Experten empfehlen aber, stattdessen lieber Geld beiseite zu legen. Im Zweifel für Tierbesitzer wichtiger: eine gute Haftpflichtversicherung.
Impfungen, Wurmkuren, Kastration oder verletzte Pfoten: Besuche beim Tierarzt gehen richtig ins Geld. Muss die Hornhautverletzung bei Kater Maunzerle genäht werden, sind um die 400 Euro fällig. Die Operation nach dem Bandscheibenvorfall bei Dackeldame Ella kann um die 1500 Euro kosten. Je moderner die künstlichen Gelenke, Tumormedikamente oder Computertomographie für die vierbeinigen Lieblinge, desto mehr ächzt der Geldbeutel von Frauchen und Herrchen.
Immer mehr Assekuranzen bieten an, das geliebte Tier für den Krankheitsfall zu versichern und die Besitzer finanziell zu entlasten. Das Potenzial scheint enorm hoch: In deutschen Haushalten leben laut Industrieverband Heimtiere allein weit über 14 Millionen Hunde und Katzen. Die circa eine Million Pferde oder die unzähligen Kleintiere wie Hamster, Vögel oder Meerschweinchen sind da noch gar nicht mitgezählt.
Versicherung ist jungen, gesunden Tieren vorbehalten
Doch die Krankenversicherung für Bello & Co. ist vergleichsweise teuer. Nur gesunde, junge Tiere werden versichert und längst nicht alle Behandlungen bezahlt. Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern hält den löchrigen Schutz in den meisten Fällen für "tierisch überflüssig". Es rechne sich in der Regel nicht. Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten ist überzeugt: "Die Besitzer sollten zuerst selbst optimal versichert sein und dann erst ans Tier denken."
Grundsätzlich lässt sich zwischen zwei Varianten wählen: der Vollversicherung und einer abgespeckten Operationskostenpolice. Der vermeintliche Rundum-Schutz übernimmt die Kosten bei Unfällen oder Erkrankungen und Operationen, für ambulante und stationäre Behandlungen. Auch Vorsorge wie Parasitenbehandlung ist häufig enthalten. Auf den Rechnungen für Standards wie Impfungen und Kastration bleibt der Halter allerdings sitzen. Diese sind nicht mitversichert.
Abwägen zwischen Preis und Leistung
Je nach Tier, Größe, Gewicht und Alter sowie Konditionen, mit oder ohne Selbstbehalt, inklusive oder exklusive Kostendeckelung, gibt es deutliche Preisunterschiede. Für seinen Hund muss der Besitzer zwischen 250 und 800 Euro jährlich einkalkulieren. Ein Berner Sennenhund, der als besonders anfällig für Gelenkerkrankungen gilt, kommt teurer zu stehen als ein kleiner Rauhaardackel. Die Tarife für Katzen beginnen bei etwa 130 Euro im Jahr und enden bei 400 Euro. Versicherungen für Pferde sind in jedem Fall kostspieliger.
Die reine Operationskostenpolice ist immer deutlich günstiger zu haben, für Waldi & Co. etwa ab 130 Euro, für Mietzen ab 100 Euro. Aber: Je billiger der Vertrag, desto eingeschränkter die Leistung. Die OP-Versicherung deckt meist nur Eingriffe unter Narkose nach Unfall oder Krankheit ab. Häufig inbegriffen sind die Ausgaben für den letzten Untersuchungstag vor der Operation, für Unterbringung und Nachbehandlung. Eine Sterilisation oder Kastration muss der Tierhalter wiederum selbst bezahlen genauso wie Impfungen.
Alte Tiere will keiner mehr versichern
Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen rät, darauf zu achten, bis zu welchem Betrag die OP-Kosten übernommen werden. Viele Verträge sind gedeckelt. Kostet das Richten des gebrochenen Oberschenkels bei Maunzerle beispielsweise mehr als 1400 Euro, muss Herrchen den Rest aus eigener Tasche drauflegen. Wichtig: Je betagter die Vierbeiner, desto teurer wird die Police. Einige Versicherer nehmen Hunde ab acht Jahren gar nicht mehr. Die risikoträchtigen Jahre bleiben ausgeschlossen. Anfällige, bereits erkrankte Tiere werden so gut wie nie akzeptiert.
Wer nicht genau auf das Kleingedruckte achte, bleibe im Endeffekt doch wieder auf einem Teil der Rechnung sitzen, warnt Rudnik. Denn die meisten Versicherer zahlen nur bis zum zweifachen Satz, während viele Tierärzte zum dreifachen Satz der Gebührenordnung abrechnen. Den Rest muss der Halter drauflegen. "Deshalb abwägen, ob es sich rechnet, monatlich viel Geld für einen keinesfalls lückenlosen Schutz hinzublättern", empfiehlt Weidenbach. Ihr Alternativtipp: Privat sparen, am besten Monat für Monat. Bleibt der Liebling gesund, ist das Geld nicht weg. Für Hundehalter sei eine Haftpflichtversicherung wichtiger als der Krankenschutz. (dapd)