Hamburg. . Unwohlsein und Völlegefühl können Folgen einer chronischen Verstopfung sein, von der viele Deutsche betroffen sind. Die möglichen Ursachen sind vielfältig und nur durch genaue Untersuchungen festzustellen. Die Behandlungsmethoden reichen von spezieller Ernährung bis hin zu Operationen.

Etwa zehn bis 15 Prozent der deutschen Erwachsenen - darunter vor allem Frauen - leiden unter chronischer Verstopfung (Obstipation). Die Folgen sind für die Betroffenen oft quälend: Blähbauch, ständiges Unwohlsein und Völlegefühl. "Chronische Obstipation ist keine Befindlichkeitsstörung, an der Betroffene womöglich selbst schuld sind", so Professor Peter Layer, Direktor der Medizinischen Klinik am Israelitischen Krankenhaus, Hamburg.

"Zu einer gründlichen Diagnostik gehört auch die Klärung, ob die Verstopfung Folge einer anderen Erkrankung ist", erläutert Layer. So kämen zum Beispiel Diabetes mellitus oder eine Schilddrüsenunterfunktion als Ursache in Frage. Auch eine Dauermedikation mit bestimmten Schmerzmitteln könne zu einer gestörten Darmmotorik führen.

Neue Therapien dank Prokinetika

Um chronische Verstopfung zu therapieren, wendet der Experte ein spezielles Stufenkonzept an. Bei milderen Formen reicht es meist schon, wenn der Patient mehr Ballaststoffe und Flüssigkeit zu sich nimmt sowie Sport treibt. Helfen diese Maßnahmen nicht, sieht die nächste Stufe dann den Einsatz von Abführmitteln vor. Bei weiterhin hartnäckiger Verstopfung empfiehlt der Stufenplan die Einnahme sogenannter Prokinetika.

"Prokinetika vom Typ der 5-HT4-Agonisten sind eine gute, neue Therapieoption", erklärt Dr. Viola Andresen, ebenfalls Ärztin an der Medizinischen Klinik am Israelitischen Krankenhaus. "Diese Mittel regen die Bewegung des Magen-Darm-Trakts an und helfen in der Mehrzahl der Fälle, die Beschwerden zu lindern." Wenn auch das nicht hilft, bleibt nur noch die Operation. Dabei werden Dickdarm-Anteile entfernt oder ein "Darmschrittmacher" eingesetzt, der mit schwachen elektrischen Impulsen die Sakralnerven stimuliert. (sid)