London. Laut einem Forscherteam bekommen Menschen mit Blutgruppe A häufiger eine Durchfallerkrankung. Grund dafür seien einige durchfallauslösende Viren, die typische Blutgruppe-A-Zuckermoleküle binden. Das Ergebnis erkläre möglicherweise auch, warum Menschen überhaupt unterschiedliche Blutgruppen haben.
Ob jemand eine Durchfallerkrankung bekommt, hängt auch von seiner Blutgruppe ab. US-amerikanische und französische Forscher haben herausgefunden, dass einige durchfallauslösende Viren in die Zellen des Magen-Darm-Trakts gelangen, indem sie an Zuckermoleküle binden, die für Menschen mit der Blutgruppe A typisch sind.
Diese Personen seien daher besonders anfällig für diese Art von Virus, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "Nature". Die sogenannte Magen-Darm-Grippe, eine Entzündung des Verdauungstraktes, wird häufig von Rotaviren verursacht. Sie zerstören nach und nach die Zellen im Magen-Darm-Trakt.
Test in einer Laborschale
Vor allem für Kleinkinder ist die Krankheit wegen des extremen Flüssigkeitsverlusts gefährlich und endet oft sogar tödlich. Die Forscher um Liya Hu vom Baylor College of Medicine in Texas haben nun herausgefunden, dass der Rotavirenstamm P14 eine natürliche Bindungsstelle für Zuckermoleküle besitzt, die Menschen der Blutgruppe A auf ihren Blut- und anderen Körperzellen tragen. Dadurch kann das Virus diese Zellen besonders leicht infizieren.
Die Forscher testeten die Wirkung des Virusstammes auf Zellen in der Laborschale. Tatsächlich infizierte das Virus vor allem solche Zellen, die für die Blutgruppe A typische Zuckermoleküle auf ihrer Oberfläche trugen. Zellen, denen diese Markierung fehlte, entgingen dem Virenangriff hingegen größtenteils.
Möglicher Grund für unterschiedliche Blutgruppen
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Auch wenn die Forscher das Zuckermolekül auf den Zellen mit einem Antikörper blockierten, war das Virus erfolglos. In einer ersten Probandenstudie stellten die Forscher außerdem fest, dass Patienten mit Magen-Darm-Entzündung, die mit dem speziellen Virenstamm infiziert waren, fast immer die Blutgruppe A hatten. Um genaue Aussagen machen zu können, müssten sie allerdings zunächst eine größere Patientengruppe untersuchen, schreiben die Wissenschaftler.
Ihr Ergebnis erkläre möglicherweise auch, warum Menschen überhaupt unterschiedliche Blutgruppen haben, sagt Studienleiter Venkataram Prasad. Vielleicht sei diese Veränderung in der Evolution entstanden, nachdem Krankheitserreger erstmals Menschen mit der Blutgruppe A infiziert hätten. Andere Blutgruppen könnten somit ein Versuch gewesen sein, dem Angriff der Erreger zu entgehen.
Vergleich mit anderen Viren
Die Frage sei nun, welche anderen Virusstämme die blutgruppenspezifischen Zuckermoleküle noch nutzen, um Zellen zu infizieren und sich auszubreiten, schreiben die Forscher. Man weiß bereits, dass auch das Bakterium Helicobacter pylori sowie Noroviren denselben Weg gehen und besonders leicht Menschen mit der Blutgruppe A infizieren.
Helicobacter pylori verursacht Magengeschwüre, Noroviren sind wie die Rotaviren für Magen-Darm-Entzündungen verantwortlich. (dapd)