Berlin. . Ärzte begründen ihre Honoraraufschläge häufig mit der fortschreitenden Alterung der Bevölkerung. Die Barmer GEK hält diese Einschätzung für überzogen. Eigene Berechnungen zeigten, dass ältere Patienten viel weniger Kosten verursachen, als allgemein angenommen wird.
Die durch die Alterung der Gesellschaft entstehenden Kostensteigerungen im Gesundheitswesen werden nach Einschätzung der Krankenkasse Barmer GEK weit überschätzt. Neue eigene Berechnungen zeigten, dass nur rund 18 Prozent der jährlichen Ausgabensteigerungen auf Effekte aus der sich wandelnden Altersstruktur entfielen, teilte Deutschlands größte Krankenkasse am Donnerstag in Berlin mit. In den Jahren 2007 bis 2011 seien die Kosten pro Jahr um durchschnittlich rund 88 Euro pro Kopf gestiegen, wovon aber je nur 16 Euro demografiebedingt gewesen sein.
Barmer-Chef Christoph Straub sieht damit ein wichtiges Argument der Ärzte für Honorarzuschläge widerlegt: "Routinemäßig begründen Ärzte und Kliniken ihre Forderungen nach Honoraraufschlägen mit der altersbedingten Zunahme von Krankheitslasten."
Mehr ältere Patienten bedeuteten aber nicht zwangsläufig mehr Behandlungsbedarf. Viel größere Ausgabentreiber seien der medizinisch-technische Fortschritt, veränderte Angebotsstrukturen, Preiserhöhungen und die zunehmende Vermarktung medizinischer Leistungen.
Mediziner und Krankenkassen am Verhandlungstisch
Straub äußerte sich damit parallel zur entscheidenden Verhandlungsrunde von Medizinern und Krankenkassen über die Honorare der rund 130.000 niedergelassenen Ärzte, über die seit Monaten erbittert gestritten wird. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) fordert eine Anhebung der Vergütung um gut zehn Prozent, was ein Plus von 3,5 Milliarden Euro bedeuten würde. Sie begründet dies mit den gestiegenen Betriebskosten und Inflationseffekten.
Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hält die Forderung hingegen für überzogen und fordert eine Absenkung des sogenannten Orientierungswerts, der entscheidend für die Höhe der Bezahlung ist. Die Kassen wollen den Ärzten damit das Honorar um insgesamt 2,2 Milliarden Euro kürzen. Das Jahresgehalt eines Mediziners würde damit nach Kassenberechnungen auf 115.000 Euro pro Jahr reduziert. (Reuters)