Brüssel. . Die EU-Kommission will Medikamenten-Tests an Menschen erleichtern. Das soll Europa als Forschungsstandort attraktiver machen und Stellen schaffen. „Hohe Standards für Patienten-Sicherheit“.

Pharma-Hersteller sollen neue Medikamente in Europa bald einfacher und günstiger testen können. Einen entsprechenden Gesetzesvorschlag machte EU-Gesundheitskommissar John Dalli am Dienstag in Brüssel. „Dabei halten wir an unseren hohen Standards für Patienten-Sicherheit fest“, sagte er.

Zudem will die EU-Kommission dafür sorgen, dass Arzneimittel-Tests an Menschen in ärmeren Ländern außerhalb Europas sicherer werden. „Unsere Experten werden auch in außereuropäischen Staaten prüfen, ob die Tests unseren Standards entsprechen“, sagte Dalli. Zudem müsse jede Arzneimittel-Studie gleich zu Beginn registriert werden.

Schon nach bisherigem Recht lassen die Europäer lediglich Medikamente zu, deren Tests die EU-Kriterien erfüllen – auch wenn die Pharma-Konzerne diese Tests außerhalb Europas abhalten. Da die so genannten „klinischen Tests“ neuer Medikamente viel Geld kosten, testen Pharma-Unternehmen oder Wissenschaftler neue Mittel auch in ärmeren Staaten. Nach EU-Recht müssen die Menschen freiwillig bei Arznei-Tests mitmachen. Sie müssen zudem umfassend informiert werden. Nicht immer ist das jedoch einfach zu kontrollieren.

EU-Kommission will Medizin-Forschung stärken

Die EU-Kommission möchte das bestehende Recht in Europa ändern, um bürokratische Hürden bei klinischen Tests abzubauen. Sie möchte zudem die diesbezüglichen Vorschriften in Europa vereinheitlichen. Das soll der Arzneimittel-Forschung neuen Schwung verleihen – und Arbeitsplätze schaffen. Zudem sänken die Verwaltungskosten um jährlich 800 Millionen Euro, wenn die Vorschriften geändert würden, erklärten die EU-Experten.
Die klinische Erprobung möglicher neuer Medikamente hat in Europa laut EU-Angaben abgenommen. Im Zeitraum 2007 bis 2011 sank die Zahl der klinischen Tests um etwa 25 Prozent – von 5000 auf 3800. Jährlich flössen in Europa rund 20 Milliarden Euro in die klinische Forschung.

Nun müssen das Europäische Parlament und die Staaten über den Gesetzesvorschlag der EU-Kommission beraten. Die Änderungen sollen 2016 in Kraft treten. Der EU-Parlamentarier Peter Liese (CDU) begrüßte den Gesetzesvorschlag der EU-Kommission. „Damit wird verhindert, dass negative Ergebnisse verheimlicht werden", sagte der Arzt, der gesundheitspolitischer Sprecher der konservativen EU-Abgeordneten ist.

Liese sprach auch die Verlagerung von Medikamenten-Tests in Entwicklungs- und Schwellenländer an. Dort würden wichtige Standards zum Schutz der Test-Personen nicht eingehalten. „Die Teilnehmer werden nicht ausreichend untersucht und häufig nehmen einkommensschwache Menschen gleichzeitig an verschiedenen klinischen Prüfungen teil, um ihr Einkommen zu erhöhen, ohne das dies gewissenhaft kontrolliert wird“, sagte Liese. „Das gefährdet auch die Gesundheit der Patienten in der EU, denn Risiken und Nebenwirkungen werden dann möglicherweise falsch eingeschätzt.“