Köln. Camembert-Salami, Burger zum Toasten, ein Sushi-Reis-Sandwich und Zucker von der Palme – auf der Messe Anuga in Köln werden neue Lebensmittel vorgestellt. Manche schmecken sogar, andere sind vor allem: praktisch.
„Ist doch ganz einfach“, sagt der Mann im eleganten Zwirn und reißt – ritsch-ratsch – die Tüte auf. Zwei flache Rindfleisch-Fladen kommen zum Vorschein, die er in den vor ihm stehenden Toaster steckt. Zwei Brötchenhälften werden darüber geröstet. „In zwei, drei Minuten ist alles fertig. Und die Küche bleibt sauber“, strahlt der Firmen-Vertreter. Ein Zuschauer des Fast-Food-Einsatzes beißt ins warme Endprodukt und scheint zufrieden. Was Fachbesucher auf der größten Ernährungsmesse der Welt, der Anuga in Köln, in diesen Tagen so alles kosten können!
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Lars Schwenk verdiente seine Brötchen früher in der Internet-Branche. Bis er sich entschloss, etwas zu tun, was ihm mehr Freude und anderen Genuss bereitet. Zusammen mit Sascha Jürgens, der in der Küche des Hamburger Sternekochs Thomas Martin am Herd stand, machte sich Schwenk vor zwei Jahren in der Hansestadt selbstständig. „Heute haben wir einen Dreieinhalb-Mann-Betrieb.“ Die Idee: „Wir erfinden den neuen, gesunden Snack.“ Sie nennen ihn Wichy’s, das dreieckige Sandwich aus Sushi-Reis. Das gibt es jetzt in diversen Geschmacksrichtungen – wie Curry-Mango-Chutney, Thunfisch-Kapern oder Tomate-Rucola. Die Reis-Füllung ist eingewickelt in ein leicht geröstetes Algenblatt. Ist gesund und macht nicht dick. „Keine Fabrikkost, sondern alles Handarbeit“, versichert Schwenk, der seine Wichy’s (Kostenpunkt: 1,99 € bis 2,99 €) jetzt gerne deutschlandweit an die Frau und den Mann bringen möchte.
Dass Schweizer fast alles tun, um ihren Käse zu verkaufen, ist bekannt. Jetzt spritzen sie ihn sogar in ihre Wurst. Und die sieht dann aus wie ein Bergrücken mit Pulverschnee. Die pfiffige Idee der Wurstwaren-Firma Meinen aus Bern. Man nehme eine Salami und „impfe“ sie mit einem Camembert-Bakterium. Nach achtwöchiger Reifung nennt man das Ganze marketingträchtig Bergspitzsalami. „Echt pikant. Die fördert auch den Absatz der Getränke-Industrie“, wirft ein Mitarbeiter des Unternehmens lachend ein. Wer schon in die wirklich köstliche Salami gebissen hat, nickt.
Zucker von der Palme
Ein bischen exotischer ist die Geschichte, mit der Christine Grotendiek zur Anuga gekommen ist. Die 46-Jährige wirbt für ihren braunen Kokosblüten-Zucker. Acht Jahre lang hat sie auf den Philippinen gelebt. Ihr Mann ernährte Frau und Kinder als Buschpilot. Dann ging es zurück nach Bayern. Und Frau Grotendiek dachte immer wieder an ihre gute Zeit in Südostasien. 2004 gründete sie ihre Firma Tropicai und verschrieb sich mit dieser der Kokosnuss. Von den Philippinen bezieht sie seither biologisch zertifizierte Produkte der „einsamigen Steinfrucht“, wie die Nuss im korrekten Biologen-Deutsch heißt. Und alles aus „fairem Handel“, wie Grotendiek betont.
Und wie produziert eine Palme Zucker? „Sie blüht bis zu zwölfmal im Jahr. Und es gibt Farmer, die sich auf das Ernten des süßen, vitaminreichen Blütensaftes spezialisiert haben. Hieraus wird Kokosblütenzucker gewonnen“, erläutert die Expertin, die auch Kokosblütenessig und Kokos-Chips mit Curry im Programm hat. Da staunt der Laie. Die Kundschaft reicht von Feinkost Käfer bis zum Bioladen.
Der Möhren-Hafertaler
Wie es offenbar um die Kochkünste der Deutschen und die Geschäftstüchtigkeit großer Lebensmittel-Ketten bestellt ist, zeigt auf der Anuga eine andere Geschäftsidee: der Rezeptberater, der aussieht wie ein Parkschein-Automat. Funktioniert so: Beim Einkaufen sieht jemand zum Beispiel Möhren und fragt sich, was er damit wohl in der Küche anstellen kann. Der Rezeptberater verfügt über ein Buchstaben-Feld, in das man das Gemüse eintippt.
Und schon spuckt der Kasten ein paar Gerichte aus: Spaghetti mit Möhren-Fischragout und Möhren-Hafertaler etwa. Eine Entwicklung der Firma XPlace aus Göttingen. Edeka setzt schon drauf, Rewe sei noch in der Testphase, heißt es. Dann allen einen guten Appetit!