Essen/Oberhausen. . Etwa 100000 Männer und Frauen haben sich in Deutschland 2010 die Augen lasern lassen, um eine Fehlsichtigkeit zu korrigieren. Tendenz steigend. Im Schnitt kostet eine Laser-Op 2000 Euro. Experten raten, sich vor einem Eingriff zu informieren.

Noch trägt Sabine Boesler eine Brille und hat eine Dioptrienstärke von minus sieben. Diagnose: stark kurzsichtig. „Ohne Kontaktlinsen oder eine Brille kann ich kaum etwas erkennen“, sagt die 29-jährige Lehramtsstudentin. Ihr Wunsch ist, ihre Fehlsichtigkeit mit einer Laser-Operation zu beheben. Dafür nimmt Sabine Boesler Platz auf einem Behandlungsstuhl der EuroEyes-Augenlaserklinik in Oberhausen.

„In den letzten 20 Jahren hat es in Deutschland mehr als eine Million Augenlaser-Operationen gegeben“, erläutert Professor Thomas Neuhann vom Berufsverband der Augenärzte (BVA). Alleine im Jahr 2010 seien es gut 100 000 gewesen – Tendenz steigend, sagt Neuhann. Er ist beim BVA zweiter Vorsitzender für refraktive Chirurgie, also für Operationen, die die Brechkraft des Auges verändern.

Der Markt mit Laser-Operationen hat mittlerweile gewaltige Dimensionen angenommen: Mehr als 3,6 Millionen Laser-Eingriffe wurden weltweit nach Angaben der Firmen-Datenbank Market Scope im vergangenen Jahr vorgenommen. Der Umsatz betrug rund 4,5 Milliarden Euro. In Deutschland gab es fast 200 Augenlaser-Zentren und rund 400 operierende Ärzte. Exakte Zahlen zum Branchenumsatz hierzulande liefert Market Scope nicht. Neuhann schätzt diesen grob auf 200 Millionen Euro jährlich.

Im Schnitt kostet eine Laser-OP gut 2000 Euro. Gesetzlich Versicherte müssen die Kosten selbst tragen. Bei Privatversicherten ist die Lage nicht so eindeutig. Oft legen sich die Kassen quer, schlimmstenfalls müssen Patienten klagen. Allerdings gibt es laut Neuhann Urteile, „dass die Privatkassen zahlen müssten“. Außerdem kann nicht jede Fehlsichtigkeit gelasert werden. Bei Kurzsichtigkeit liegt der Maximalwert bei minus acht Dioptrien, in Einzelfällen bei minus zehn. Eine Weitsichtigkeit darf für eine Laser-OP nicht mehr als plus drei bis vier Dioptrien betragen. Und: „Die Alterssichtigkeit, wenn also Menschen zum Lesen eine Brille benötigen, kann nicht durch eine Laser-Operation behoben werden“, sagt Neuhann.

Gesetzlich Versicherte müssen die Kosten selbst tragen

Es gibt noch weitere Voraussetzungen für einen Laser-Eingriff. „Die Hornhaut muss einen Durchmesser von mindestens sechs Millimeter haben und darf nicht weniger als 500 tausendstel Millimeter dick sein“, so Neuhann. Die am weitesten verbreitete Augenlaser-Art sei die „Lasik“-Methode. Dabei wird die Hornhaut aufgeschnitten oder aufgelasert und dann aufgeklappt. Anschließend trägt der Laserstrahl tausendstel Millimeter an Hornhautgewebe ab.

Damit bei einer Laser-OP nichts schief geht, empfiehlt Neuhann, sich zuvor vom Augenarzt beraten zu lassen. In der Regel verlaufe ein Laser-Eingriff dann ohne Probleme. Diese Ansicht bestätigt Kai Vogel, Gesundheitsexperte bei der Verbraucherzentrale NRW. Ihm seien keine gehäuften Klagen bekannt. Doch gibt er grundsätzlich zu bedenken: „Bei jeder Operation kann auch etwas passieren.“

Daneben rät Vogel zur Vorsicht bei Billig-Angeboten im Ausland. Hier sei nicht immer klar, ob das Augenlaser-Zentrum die erforderlichen Standards einhalte. Vogel: „Man sollte nicht nur die Kosten in den Vordergrund stellen oder eine Augenlaser-Operation mit Badeurlaub verbinden.“

„Das Lasern von beiden Augen dauert zusammen zwölf Minuten“

Sabine Boesler aus Oberhausen hat sich jedenfalls mit der Hoffnung operieren lassen, schon nach wenigen Augenblicken besser sehen zu können. „Das Lasern von beiden Augen dauert zusammen zwölf Minuten“, erläutert Operateur Dr. Jörg Fischer. Dann folgt der Sehtest: „Wie viel Uhr ist es?“, fragt er Sabine Boesler und zeigt auf eine Wanduhr in zwei Metern Entfernung. „Vier Minuten nach zwölf“, antwortet die Studentin. Nur beim Sekundenzeiger muss sie passen. Zu sehr brennen die Augen.

Wenige Stunden später sind die Schmerzen verflogen, und die 29-Jährige kann klar sehen – und zwar für den Rest des Lebens, wie Jörg Fischer voraussagt. Eine Einschränkung gebe es allerdings: Auf eine Lesebrille werde Sabine Boesler wohl im fortgeschrittenen Alter angewiesen sein.

Für Menschen, die mehr als minus zehn oder plus vier Dioptrien haben und sich die Augen nicht lasern lassen können, gibt es Alternativen. Beim „refraktiven Linsenersatz“ (RLE) wird die Augenlinse durch eine Kunstlinse ersetzt. Das Verfahren kommt auch bei Erkrankungen wie dem Grauen Star zum Einsatz. Bei extremer Kurzsichtigkeit kann auch eine Linse aus Kunststoff dauerhaft vor das Auge eingesetzt werden. Manche Experten empfehlen auch, solche Alternativmethoden als Ersatz zum Lasern zu überprüfen und die Preise zu vergleichen.