Boston. . Wer dringend mal muss, sollte nicht mehr Auto fahren - denn extremer Harndrang wirkt wie Alkohol: Die Arbeit des Neurologen Peter Snyder ist nur eines jener abseitigen Wissenschafts-Projekte, für die's in Harvard den skurrilen “Ig-Nobelpreis“ gab.
Autofahren mit übervoller Blase sollte vielleicht verboten werden: Der Neurologe Peter Snyder und seine Kollegen fanden heraus, dass eine zum Bersten gefüllte Blase die Aufmerksamkeitsspanne und die Entscheidungsfähigkeit ähnlich stark herabsetzt wie ein niedriger Alkoholspiegel im Blut oder 24 Stunden Schlafentzug. Für ihre Forschung erhielten sie nun die höchste Auszeichnung für skurrile Forschungsarbeiten, den Ig-Nobelpreis.
"Wenn die Menschen einen Punkt erreichen, an dem sie es vor lauter Schmerzen nicht mehr aushalten können, dann ist das, wie betrunken zu sein", sagte Snyder von der Brown Universität in Rhode Island. Die Ig-Nobelpreise werden von der Elite-Universität Harvard alljährlich in mehreren Kategorien vor den "richtigen" Nobelpreisen verliehen und von echten Nobelpreisträgern überreicht.
Snyder und seine Kollegen hatten Spaß bei der Arbeit. Sie kürten sogar einen Blasen-Champion. Gewinner war der australische Forscher David Darby, der es drei Stunden aushielt, ohne zur Toilette zu gehen.
Mit Panzer gegen Parksünder
Ein weiterer Preis ging in Harvard an ein Team japanischer Wissenschaftler, die einen Feueralarm entwickelten, der nach Wasabi-Sauce riecht. "Der Geruch ist hilfreich als Feueralarm für taube Menschen, die mit konventionellen Methoden wie Geräuschen, Vibrationen oder Blitzlicht nicht zu wecken sind." Die Forscher testeten rund 100 Gerüche, darunter auch den von faulen Eiern.
Auch der Bürgermeister der litauischen Hauptstadt Vilnius, Arturas Zuokas, konnte sich über einen Preis freuen. Er wurde für seinen ruppigen Umgang mit Parksündern ausgezeichnet, nachdem er die Autos öffentlichkeitswirkam mit einem Panzer überfahren hatte. "Ich fand einfach, dass es Zeit war, den Rücksichtslosen, die kein Respekt vor den Rechten anderer haben, eine Lektion zu erteilen", sagte er. Inzwischen sei die Stadt zu den konventionellen "und langweiligen" Methoden wie Strafzetteln und Abschleppen zurückgegangen. Er warnte jedoch, sein Panzer stehe immer noch bereit.
Karl Teigen erforschte, warum die Menschen seufzen und gewann damit den Preis in der Kategorie Psychologie. Praktische Anwendungsmöglichkeiten für seine Forschung sieht er nicht - und verkörpert damit wohl am besten den Geist der Ig-Nobel-Preise. "Die Menschen denken, dass die Seufzer von anderen Traurigkeit und Schmerz ausdrücken, während ihre eigenen Seufzer auf Resignation zurückzuführen sind", sagte Teigen.
Übrigens: "Ig-Nobel" ist ein Wortspiel mit "ignoble", was unwürdig oder schändlich bedeutet. Die meisten Gewinner freuten sich dennoch über ihre Preise. (dapd)