Berlin. .
Eine ganze Reihe Zusatzleistungen beim Arzt muss der Patient selbst bezahlen. Den Ärzten gehe es dabei weniger um den Kranken als vielmehr um ihre Gewinne. Das behaupten die Krankenkassen und fordern eine Beschränkung der Zusatzleistungen.
Die gesetzlichen Krankenkassen wollen ärztliche Zusatzleistungen, die die Versicherten aus eigener Tasche bezahlen müssen, beschränken. „Bei den sogenannten individuellen Gesundheitsleistungen geht es vorrangig um Umsatz und Gewinn der Ärzte und nicht um medizinische Hilfe für Kranke“, sagte Gernot Kiefer, Vorstand im Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung, der „Berliner Zeitung“ vom Donnerstag.
Die sogenannten Igel-Angebote seien mehrheitlich nutzlos und damit überflüssig. Es widerspreche dem ärztlichen Ethos, „kranken Menschen fragwürdige Leistungen unterzujubeln“, kritisierte Kiefer. „Wir müssen dem einen Riegel vorschieben.“
Ärzte sollen über Vor- und Nachteile aufklären
Konkret verlangt der Spitzenverband, dass die Patienten ein Igel-Angebot erst nach einer 24-stündigen „Einwilligungssperrfrist“ annehmen dürfen, es sei denn, der Patient fragt ausdrücklich danach. Außerdem muss ein schriftlicher Behandlungsvertrag vorliegen, wobei der Arzt vorher über Vor- und Nachteile und Alternativen aufklären muss. Die Änderungen sollen nach dem Willen der Kassen in dem von der schwarz-gelben Koalition geplanten Gesetz zur Stärkung der Patientenrechte aufgenommen werden.
„Es kann nicht sein, dass es bei jedem Haustürgeschäft mit Staubsaugern eine Widerspruchsfrist gibt, aber bei medizinischen Behandlungen nicht“, sagte Kiefer. Der Patient könne für sich nur sehr schwer entscheiden, welche Bedeutung und Konsequenz eine zusätzliche Diagnostik und Therapie auf eigene Kosten habe. Die Entscheidung werde häufig noch durch die Angst der Patienten erschwert, im Falle einer Ablehnung schlechter behandelt zu werden.
Der Umsatz der Ärzte mit Igel-Angeboten ist dem Bericht zufolge seit 2005 um rund 50 Prozent auf etwa 1,5 Milliarden Euro jährlich gestiegen. Die häufigsten Leistungen sind das Glaukom-Screening auf Grünen Star und der vaginale Ultraschall auf Eierstock- und Gebärmutterkrebs. (afp)