Essen. . 140 Unternehmen und Institutionen an Rhein und Ruhr haben dem Darmkrebs den Kampf angesagt. Sie bezahlen ihren Mitarbeitern einen Stuhlbluttest. Allein 10 000 Mitarbeiter der ThyssenKrupp AG machen mit. „1000 Leben retten – Ruhr“ sucht weitere Mitstreiter.

Im Februar haben sie dem Darmkrebs den Kampf angesagt. Zunächst waren es rund 50 Unternehmen und Institutionen an Rhein und Ruhr, die sich entschlossen: Wir machen dieses noch mit Scham und Angst besetzte Thema öffentlich und bezahlen unseren Mitarbeitern eine Früherkennungs-Untersuchung – einen immunologischen Stuhlbluttest.

Das Aktionsbündnis „1000 Leben retten – Ruhr“ wurde ein großer Erfolg. Mittlerweile machen 140 Firmen und Institutionen mit. Darunter die ThyssenKrupp AG. Der Konzern wies seine deutschlandweit 70 000 Mitarbeiter per Flyer bei der Gehaltsabrechnung, über E-Mails und mit Plakaten in Kantinen auf die Möglichkeit der Darmkrebs-Früherkennung hin. „10 000 Mitarbeiter und 1250 Familienangehörige machen seit Anfang Juni mit“, freut sich Ralph Labonte, Personalvorstand der ThyssenKrupp AG. Für alle Mitarbeiter, die älter sind als 45 Jahre und für Menschen mit einem Darmkrebsrisiko, wird der Stuhltest vom Unternehmen bezahlt.

Der Test verläuft anonym. Der Arbeitgeber erfährt nicht, wenn jemand an Krebs erkrankt ist. Neben ThyssenKrupp engagiert sich auch die E.ON AG beim Aktionsbündnis, ebenso die Duisburger Hafen AG, das Essener Ruhrbistum, die Straßenbahn Herne-Castrop-Rauxel GmbH oder die Firma Schönsteiner Kommunikation in Wesel.

„Eine feige und gemeine Krankheit sieht die Rote Karte“

Ein betrieblicher Einsatz zur Gesundheitsvorsorge, der helfen soll, menschliches Leid zu verhindern, aber auch krankheitsbedingte Arbeitsausfälle und Kosten zu vermeiden. Initiiert wurde das Aktionsbündnis von „Essen forscht und heilt“, einem Zusammenschluss von Gesundheitsanbietern und Gesundheitswirtschaft, umgesetzt gemeinsam mit dem Initiativkreis Ruhr, sowie der Stiftung Lebensblicke, die sich dem Kampf gegen den Darmkrebs verschrieben hat.

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Das Aktionsbündnis hat sich auch dafür stark gemacht, dass ab sofort jeder – auch wenn er nicht bei einem teilnehmenden Unternehmen beschäftigt ist – einen immunologischen Stuhltest für 8,50 Euro anfordern kann. Was deutlich preiswerter ist, als wenn man ihn in der Apotheke kaufen würde. Wie man hierbei vorgehen muss, erklärt der Infokasten unten: „So kommt man an den Test.“

Die WAZ-Mediengruppe unterstützt „1000 Leben retten – Ruhr“. Geschäftsführer Bodo Hombach, Schirmherr des Projektes: „Eine feige und gemeine Krankheit sieht die Rote Karte.“

Denn Darmkrebs hat Vorstufen – Darmpolypen

73 000 Menschen in Deutschland erhalten jährlich die gefürchtete Diagnose Darmkrebs, 27 000 sterben daran. „Dabei ist diese Erkrankung zu fast 100 Prozent vermeidbar“, wie Prof. Michael Betzler erklärt, der Projektleiter der Aktion „1000 Leben retten – Ruhr“ und Ärztlicher Direktor des Essener Alfried Krupp Krankenhauses.

Denn Darmkrebs habe Vorstufen – Darmpolypen. Diese entwickeln sich über mehr als fünf Jahre und können sich danach zu Krebs verändern. Polypen neigen zu Blutungen, die man per Stuhltest nachweisen kann. Der immunologische Stuhlbluttest, der zu Hause durchgeführt werden kann, garantiert eine über 90-prozentige Sicherheit bei der Erkennung von Blut im Stuhl. Er ist keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen.

Die bisherige Zwischenbilanz von „1000 Leben retten – Ruhr“: 21 000 Stuhlbluttests wurden bereits angefordert. Bei 496 Tests wurde Blut im Stuhl entdeckt. Die Betroffenen wurden gebeten, bei einem Arzt eine Darmspiegelung machen zu lassen.