Neu-Isenburg. Dass pflegende Angehörige oder auch Pflege-Profis gegen Senioren Gewalt anwenden, ist leider keine Seltenheit. Oft sind sie überfordert. Hilfe gibt es für die Opfer kaum. Über das Thema wird oft geschwiegen.
Gewalt gegen alte Menschen ist keine Seltenheit. Besonders Pflegebedürftige bekommen Repressalien zu spüren, meist durch ihre überforderten pflegenden Angehörigen. Mehr als die Hälfte der pflegenden Angehörigen berichten, dass sie binnen eines Jahres selbst gegenüber Pflegebedürftigen gewalttätig wurden, wie die Bundesarbeitsgemeinschaft der Krisentelefone, Beratungs- und Beschwerdestellen für alte Menschen in Deutschland (BAG) aus einer Studie zitiert.
Fünf bis zehn Prozent der älteren Pflegebedürftigen daheim, bis zu 20 Prozent in Pflegeheimen und mindestens jeder Zweite mit Demenz ist Gewalt ausgesetzt, berichtet die "Ärzte Zeitung" unter Berufung auf Professor Rolf Hirsch.
Ein weltweites Problem
Der Gerontopsychiater leitet in Bonn die ehrenamtliche Initiative "Handeln statt Misshandeln". Seiner Erfahrung nach ist Gewalt gegen alte Menschen weltweit ein soziales, gesundheitliches und ökonomisches Problem. Und bislang wurde es vernachlässigt. Das sieht die BAG genau so und fordert deshalb, dass wenigstens jede größere Kommune eine Anlaufstelle für Betroffene von Gewalt im Alter anbieten.
Dies könne laut Hirsch über eine Mischfinanzierung von Kommunen, Wohlfahrtsorganisationen und ehrenamtlicher Beteiligung gewährleistet werden. Bislang steht Betroffenen fast nur der Berliner Krisendienst Pflege in Not mit seinen bundesweit 17 Krisentelefonen zur Verfügung. (mp)