Hamburg.

Ein wirksames Mittel gegen Müdigkeit, fehlenden Antrieb und Stress ist regelmäßiges Ausdauertraining. "Bei Ausdauersportarten wie beispielsweise dem Laufen werden Serotonine und Endorphine ausgeschüttet, beides Botenstoffe, die Glücksgefühle freisetzen", sagt Ursula Hildebrandt, Ärztin am Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Sporthochschule in Köln und dort verantwortlich für präventive und rehabilitative Sport- und Leistungsmedizin.

Wer sich regelmäßig drei- bis viermal pro Woche mindestens 30 bis 40 Minuten Bewegung verschafft, wird also nicht nur körperlich fitter und regt seinen Stoffwechsel nachhaltig an, sondern steigert zugleich das seelische Wohlbefinden.

"Wir wissen heute, dass nicht nur die klassischen Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen diese positiven Effekte haben kann", sagt Hildebrandt. "Auch dynamisches Krafttraining wie beispielsweise Bauch-Beine-Po-Kurse helfen gegen Stimmungstiefs." Am besten für Körper und Geist ist eine Kombination aus Ausdauer- und dynamischem Krafttraining.

Sport gegen PMS

"Körperliches Training verbessert aber auch insgesamt das Körpergefühl", sagt Hildebrand. "Wer sich regelmäßig bewegt, fühlt sich straffer, aufrechter, schlanker und kräftiger und meistert den Tag so leichter." Das verbesserte Körpergefühl ist auch ein Grund dafür, wieso regelmäßige Bewegung die Symptome des prämenstruellen Syndroms (PMS) lindern helfen kann. "Wer an PMS leidet, hat beispielsweise mit Völlegefühl, Müdigkeit, vermindertem Selbstwertgefühl oder Depression zu kämpfen", sagt Hildebrandt. "Wer sich kräftig und ausgelastet fühlt, kann mit diesen Symptomen leichter umgehen."

Auch gegen das chronische Erschöpfungssyndrom (CFS - Chronic fatigue syndrome) hilft Sport. Eine Studie stellt nun den bisherigen Umgang mit dem Leiden in Frage, gegen das es keine allgemein anerkannte Therapie gibt: Hilfreicher als sich mit der Erkrankung abzufinden und so gut wie möglich darauf einzustellen, wie es Selbsthilfegruppen raten, könnten demnach Sport und Verhaltenstherapie sein.

"Ich hoffe, mehr Menschen können davon überzeugt werden, dass CFS behandelbar ist und nicht zwangsläufig etwas, woran man sein Leben lang leidet", erklärt der Psychologe Hans Knoop vom CFS-Expertenzentrum im niederländischen Nijmegen, ein Coautor der Untersuchung, die jüngst im Fachblatt "Lancet" veröffentlicht wurde.

In der in Großbritannien durchgeführten Studie wurden mehr als 600 CFS-Betroffene in vier Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe wurde sechs Monate lang ausschließlich mit Medikamenten behandelt, darunter Mittel gegen Schlaflosigkeit oder gegen Schmerzen. Auch die anderen drei Gruppen erhielten diese Mittel, zusätzlich aber wurde den Mitgliedern der einer Gruppe Verhaltenstherapie verordnet, eine andere Gruppe machte Sport, zum Beispiel Walken oder Gymnastik, der letzten Gruppe schließlich wurde empfohlen, die Krankheit zu akzeptieren und so gut wie möglich damit umzugehen (adaptive pacing). Anschließend beobachteten die Forscher die einzelnen Patienten etwa ein Jahr lang, um herauszufinden, ob die jeweilige Behandlung dauerhaft anschlägt.

Als beste Behandlungsmethode erwiesen sich Sport und die Verhaltenstherapie. Gerade diese Methoden waren in der Vergangenheit von Betroffenen immer wieder in Frage gestellt worden: Umfragen zufolge hatten sich CFS-Patienten nach einer Verhaltens- oder Bewegungstherapie oft schlechter als vorher gefühlt. Viele Selbsthilfegruppen hatten deshalb davon abgeraten.

Weitere Forschung angemahnt

Aus der neuen Studie - der größten, die jemals zu CFS durchgeführt wurde - schließen die Wissenschaftler nun, dass Sport und Verhaltenstherapie sehr wohl helfen kann. Allerdings, so betonen sie, hätten auch diese beiden Methoden nur jeweils 60 Prozent der Betroffenen Linderung verschafft - und wie lange diese anhalte, sei noch unklar. "Selbst mit den besten Therapien, die wir haben, können wir vier von zehn Menschen nicht helfen", erklärt Studienleiter Peter White, Professor für Psychologie an der Queen Mary University in London. "Wir müssen mehr tun, um gegenwärtige Behandlungsmethoden zu verbessern."

Die Ursache von einem CFS ist ungeklärt, Auslöser kann, muss aber nicht, eine Virusinfektion sein. Symptome der Krankheit sind unter anderem chronische Müdigkeit und Erschöpfung, Schlaflosigkeit, Gedächtnislücken oder Depressionen. Einige Betroffene klagen auch über Schmerzen zum Beispiel der Muskeln. (dapd)