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Bei Hüft- und Kniegelenksoperationen gibt es je nach Krankenhaus „alarmierende“ Qualitätsunterschiede. Darauf weist die KKH-Allianz hin. Haben die Krankenhäuser zu wenig Übung?

Die Krankenkasse hat die Komplikationshäufigkeit in 1000 Kliniken untersucht. In einem Viertel der Krankenhäuser traten nach mehr als fünf Prozent der Operationen Komplikationen auf. In 15 Kliniken verlief sogar über die Hälfte der Operationen mit unerwünschten Folgen.

Zu typischen Komplikationen bei Knie- und Hüftgelenkoperationen zählen Thrombosen, anhaltende Schmerzen, Nachblutungen oder Revisionen, also die Notwendigkeit, das künstliche Gelenk auszutauschen. Laut KKH treten Komplikationen besonders häufig bei Hüftgelenksoperationen auf. Die Krankenkasse erklärt das damit, dass Kliniken nur dann Kniegelenksoperationen durchführen dürfen, wenn sie eine Mindestanzahl von 50 Eingriffen im Jahr vorweisen können. Eine solche „Mindestmengenregelung“ fordert die Kasse deswegen auch für Hüftgelenksoperationen, von denen bundesweit etwa 200 000 jährlich durchgeführt werden. Denn: In Häusern mit einer hoher Anzahl von Eingriffen sinke die Rate der fehlerhaften Behandlungen.

„Das ist ein Glaubensstreit“

Auch das Wissenschaftliche Institut (WIdO) der AOK weist in seinem Krankenhausreport 2011 auf die unterschiedliche Qualität bei Hüftgelenksoperationen hin. Das WIdO hat 922 Krankenhäuser untersucht. Bei den besten Kliniken mussten sich demnach nur etwa halb so viele Patienten noch einmal einer Operation unterziehen, wie bei den schlechtesten.

Die Krankenhausgesellschaft NRW hält indes von einer Mindestmengenregelung wenig. Ihr Sprecher Lothar Kratz glaubt nicht daran, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der Zahl der durchgeführten Operationen und ihrer Qualität gibt: „Das ist ein Glaubensstreit.“ Wissenschaftliche Belege existieren dafür in der Tat noch nicht.

Kleinere Krankenhäuser wären in Gefahr

Zudem, warnt Kratz, setzten die Krankenkassen „die Mindestmengenregelung zur Krankenhausplanung“ ein. Werde die Regelung ausgeweitet, könne das zu einer weiteren Ausdünnung der Krankenhauslandschaft führen. Kleinere Häuser, die keine Hüftgelenksoperationen mehr durchführen dürften, weil sie die erforderliche Anzahl von Eingriffen nicht erreichten, könnten in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten.