Washington.
Vielen Erblindeten kann nur mit einer Hornhaut-Spende das Augenlicht zurückgegeben werden. Doch die Wartelisten sind lang, denn es gibt viel zu wenig Spender. Eine künstlich hergestellten Hornhaut gibt Betroffenen jetzt Hoffnung.
Alles was wir sehen, wird durch die äußere Hülle des Auges, die sogenannte Hornhaut, aufgenommen. Das durch den Gegenstand reflektierte Licht wird gebündelt. Das entstehende Bild wird über mehrere Stufen bis zum Gehirn geleitet, auf die richtige Größe gebracht und erscheint dann dreidimensional.
Doch ist die Hornhaut verletzt oder durch Infektionen beschädigt, droht Erblindung. Der einzige Ausweg für Betroffene war bisher die Hornhaut-Spende. Jedoch gibt es zu wenig Spenden, weshalb tausende Menschen jedes Jahr vergeblich auf das Organ warten. Abhilfe kann die künstliche Hornhaut schaffen, die amerikanische Forscher jetzt entwickelt haben.
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ornhaut unterstützt Regeneration
In einer ersten Untersuchung an zehn Patienten nahm der Körper das künstliche Produkt ohne Probleme an. „Die Studie zeigt erstmals, dass eine künstlich hergestellte Hornhaut sich mit dem menschlichen Auge verbindet und die Regeneration stimuliert“, sagt May Griffith von der Universität von Ottawa.
Die transparente Hornhaut ist die äußerste Schicht des Auges. Trübungen dieser Cornea sind eine der häufigsten Ursache für den Verlust der Sehkraft, zumal es weltweit an Spenderorganen fehlt. Diesen Mangel könnte die von Griffith entwickelte künstliche Hornhaut beheben.
Keine Abstoßung
Solche Prothesen wurden an der schwedischen Universität Linköping zehn Patienten eingesetzt, die an Hornhauterkrankungen litten. In den folgenden zwei Jahren erneuerten sich die Hornhaut-Zellen bei neun Teilnehmern. Bei sechs der zehn Patienten besserte sich das Sehvermögen. Zudem gab es im Gegensatz zur Transplantation einer menschlichen Hornhaut keine Abstoßungsreaktion des Körpers. Daher mussten die Patienten Immunsuppressiva nicht länger einnehmen, wie die Forscher berichten.
Selbst Tränenflüssigkeit konnte das Auge wieder produzieren. „Mit weiterer Forschung könnte dieser Ansatz das Sehvermögen bei Millionen Menschen wiederherstellen, die auf eine Spenderhornhaut warten“, betont Griffith. (apn)