Essen. Weil seit Jahren die Zahl der Blutspender zurückgeht, wird fieberhaft versucht Blut künstlich herzustellen. Aber die Blut-Forschung kann noch mehr: Superblut könnte Herzpatienten das Leben retten.
Der medizinische Fortschritt macht vieles möglich: Kranke Organe werden ersetzt, selbst Kunstherzen gibt es schon und Robotter assistieren im Operationssaal. Dagegen wirkt Blutspenden schon fast mittelalterlich. Da Krankenhäuser und der DRK seit Jahren zurückgehende Blutspenderzahlen beklagen, wäre die Herstellung künstlichen Blutes eine Lösung.
„Wunderwerk der Natur“
Paul Rojas hält an der Freien Universität Berlin Seminare zum Thema künstlicher Mensch. „Künstliches Blut herzustellen ist nicht so einfach“, sagt Rojas. „Experimentiert wird schon seit Jahrzehnten. Aber die Natur hat uns da ein Wunderwerk vorgelegt. Bisher wurde noch kein künstlicher Stoff gefunden, der alle Funktionen des Blutes übernehmen kann.“
Eine Hülle für den roten Blutfarbstoff
Bei der Forschung nach künstlichem Blut, wird vor allem beim Hämoglobin, das für den Transport von Sauerstoff verantwortlich ist, angesetzt. „Das Molekül künstlich herzustellen, ist bereits geglückt“, sagt Rojas. Leider reicht das noch nicht, denn reines Hämoglobin ist giftig für den menschlichen Körper. Nur weil es im Blut gebunden ist richtet es keinen Schaden an. Forscher versuchen deshalb einen winzig kleinen Mikrobehälter zu bauen, der als schützende Hülle wirkt - bisher aber ohne Erfolg.
Super-Blut ist in der Testphase
Andere Forscher, wie die Wittener Biotech-Firma Sangui, versuchen dagegen Hämoglobin zu verändern. „Einfach gesagt zerschneiden wir viele Moleküle und fügen es zu einem riesig Großen zusammen. Damit kann das neue Molekül bis zu acht mal mehr Sauerstoff transportieren“, sagt der Geschäftsführer Hubertus Schmelz. Dieses Super-Blut könnte einmal bei Schlaganfall- und Herzinfarktpatienten angewendet werden, um diese schnell mit Sauerstoff zu versorgen. Bis es dazu kommt, dauert es aber noch ein paar Jahre, denn die Testphase läuft noch.
Auch bis Forscher künstliches Blut herstellen können wird noch Zeit vergehen. Bis dahin sind Patienten auf Blutspenden angewiesen. Denn aufgrund der steigenden Anzahl von Operationen ist der Bedarf an Blut heute höher als noch vor zehn Jahren.