Ottawa. Bei hoher Luftverschmutzung steige das Risiko einer Blinddarmentzündung. Zu diesem Ergebnis kamen kanadische Forscher nach der Überprüfung von Patientendaten und Messdaten der Umweltverschmutzung.

Dem Team von Gilaad Kaplan sind zunächst Parallelen zwischen der Häufigkeit von Blinddarmentzündungen und dem Industrialisierungsgrad der Gesellschaft aufgefallen. Daraus leiteten die Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen Blinddarmentzündungen und Luftverschmutzung ab.

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts stieg die Häufigkeit von Blinddarmentzündungen in den westlichen Ländern sprunghaft an, fiel aber Mitte des 20. Jahrhunderts ebenso plötzlich wieder ab. Parallel zum Anstieg der Erkrankungen hatte die Industrialisierung der betrachteten Staaten begonnen. Der ebenso auffällige Krankheitsrückgang fiel wiederum chronologisch mit einer Zeit zusammen, in der die Industrieländer verstärkt Maßnahmen zur Luftreinhaltung ergriffen. Die Forscher vermuteten daher einen Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und Blinddarmentzündungen.

Mehr Blinddarmentzündungen im Sommer

Um ihre These zu erhärten, verglichen sie die Aufnahmedaten von 5191 Blinddarmpatienten, die über einen Zeitraum von rund acht Jahren in Calgarys Krankenhäuser eingeliefert wurden. Zusätzlich studierten sie die Messdaten staatlicher Einrichtungen zur Überwachung der Luftverschmutzung. Das Ergebnis zeigte tatsächlich einen leichten Anstieg der Zahl der Blinddarmentzündungen in den Sommermonaten.

Die Argumentationskette der Forscher lautet: Bei gutem Wetter seien die Patienten häufiger draußen gewesen - genau dann sei aber auch die Belastung der Luft mit Luftschadstoffen wie Ozon, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid und Stickstoffdioxid wesentlich höher als in den Herbst- und Wintermonaten. Auch für die überraschende Feststellung, dass Männer häufiger betroffen waren als Frauen, haben die Forscher eine mögliche Erklärung: Diese würden auch beruflich häufiger draußen arbeiten als Frauen. Wie genau die Luftschadstoffe die Blinddarmentzündungen hervorrufen, wissen die Wissenschaftler bislang allerdings nicht zu sagen. (ddp)