Essen. Urlaub und trotzdem keine Entspannung. Oft wird man in der freien Zeit krank und kann nicht abschalten. “Leisure Sickness“ heißt dieses Phänomen.

Endlich Urlaub! Doch kaum in den Ferien angekommen, machen sich die ersten Weh-Wehchen bemerkbar. Für viele Arbeitnehmer ist das nichts Ungewöhnliches mehr. "Leisure Sickness" nennt sich diese Krankheit, die immer dann ausbricht, wenn der Körper zur Ruhe kommt.

Der Stress schützt den Körper

Hervorgerufen wird Leisure Sickness durch Stress, den jeder Arbeitnehmer hat. Stressforscher Tim Hagemann von der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld hat sich mit Leisure Sickness auseinandergesetzt und kennt die Vorgänge im Körper: "Der Körper sieht die Arbeit als Herausforderung und schüttet Stresshormone aus. Dabei wird das Immunsystem unterdrückt." Das sei evolutionsbedingt, denn in Stresssituationen konzentriere sich der Körper darauf, Gefahren abzuwenden, anstatt Krankheiten auszubrüten.

Kommt der Körper dann zur Ruhe und entspannt sich, beginne das Immunsystem wieder zu arbeiten. "Alle Krankheitserreger, die sich in der Zwischenzeit im Körper eingenistet haben, werden nun aktiv und vom Immunsystem bekämpft. Dann wird man krank." Dabei muss es nicht immer gleich die große Erkältung sein. "Leisure Sickness zeigt sich auch durch Müdigkeit und Schlappheit, sobald das Immunsystem wieder funktioniert." Jung und Alt, Mann und Frau können von der Krankheit betroffen sein. Also jeder, der Stress ausgesetzt ist.

Entspannt in den Urlaub fahren

Was kann man machen, um Leisure Sickness zu umgehen? Zum Beispiel mehr Zeit einplanen. Dazu rät der wissenschaftliche Leiter der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen Ulrich Reinhardt: „Wer die Koffer erst am Vorabend packt und mit der Reiseplanung erst am Urlaubsort beginnt, kann den Alltag schlechter hinter sich lassen und droht sogar, im Urlaub krank zu werden. Wenigstens drei Tage vor Reisestart sollte man den Alltag langsam ausklingen lassen und in Urlaubsstimmung kommen.“ Und auch nach dem Urlaub rät der Experte einige freie Tage einzuplanen.

Doch Viele machen das nicht. Die gemeinnützige BAT-Stiftung hat repräsentativ über 4.000 Menschen befragt, wie lange sie sich vor der Urlaubsreise frei nehmen. 35 von 100 Befragten haben demnach keinen zusätzlichen Urlaubstag und starten direkt in die Ferien.

Urlaubstage sind oft zu kostbar

Das kennt auch Psychologe Tim Hagemann: "Oft wird am letzten Arbeitstag noch mal extra viel abgearbeitet, um noch vor dem Urlaub alles erledigt zu haben." Da kostbare Urlaubstage oft nicht unnötig genommen werden wollen, rät Hagemann zu einem einfachen Trick, um den Körper an die stressfreie Zeit zu gewöhnen: "An den ersten Urlaubstagen sollte man sich nicht zu viel vornehmen."