Essen. . Besenreiser sind zwar meist harmlos, aber nicht schön anzusehen. Wer darunter leidet, kann sie entfernen lassen. Wirklich notwendig ist das selten.
Es ist sonnig, es ist warm – da zeigt man gern mal etwas Bein. Aber nicht zu viel, schließlich schimmern da seit einiger Zeit ein paar kleine rötlich-lilafarbene Linien auf den Oberschenkeln. Ja, die Eitelkeit . . . Aber wie entstehen die sogenannten Besenreiser überhaupt und kann man vielleicht etwas dagegen tun? Prof. Markus Stücker, leitender Arzt am Venenzentrum des Katholischen Klinikums Bochum, kennt die Antworten.
Was sind Besenreiser?
Markus Stücker: Bei den feinen Äderchen handelt es sich um kleine Venen mit einem Durchmesser von maximal einem Millimeter, die vorwiegend an den Oberschenkeln auftauchen. Ihr rötlicher bis bläulicher Farbton und ihre oberflächliche Lage lassen sie durch die Haut hindurchscheinen. „Je dunkler die Farbe, desto tiefer und größer die Vene“, sagt Markus Stücker. Wie ein Reisigbesen können sie sich auch über größere Flächen ausbreiten – daher der Name. Abzugrenzen sind sie vor allem von „retikulären Venen“ und von Krampfadern. Retikuläre Venen liegen etwas tiefer als Besenreiser, haben einen Durchmesser von bis zu drei Millimetern und erscheinen grünlich. Krampfadern sind über das Hautniveau erhaben und haben einen Durchmesser von mehr als drei Millimetern.
Wie entstehen Besenreiser?
Stücker: Fälschlicherweise wird oft von „geplatzten Äderchen“ gesprochen. Tatsächlich handelt es sich aber um einen Defekt der Venenklappen, durch den das Blut gestaut wird, was die Adern äußerlich sichtbar macht. „Venen haben die Funktion, Blut von Füßen und Beinen zum Herzen zurückzutransportieren“, so Stücker. „Sie funktionieren wie Steigrohre. Ist nun aber eine Venenklappe defekt, wird aus dem Steig- ein Fallrohr.“ Sind die größeren Venen betroffen, entstehen Krampfadern.
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Handelt es sich um kleine Venen, kommt es zu Besenreisern. Gleicher Mechanismus, aber unterschiedliche medizinische Qualität: Während Krampfadern mitunter Beine und Füße anschwellen lassen und oft behandlungsbedürftig sind, weil sie von Komplikationen wie Venenthrombosen begleitet werden können, stellen Besenreiser als „Mini-Krampfadern“ oft nur ein kosmetisches Problem dar. Verursacht wird der Defekt meist von einer harmlosen angeborenen Bindegewebsschwäche – charakteristisch sind dann halbkreisförmige Muster an der Oberschenkelaußenseite. Es kann aber auch ein anderes, medizinisch relevantes Venenleiden zugrunde liegen, „das ist oft der Fall, wenn die Besenreiser am Unterschenkel, an den Fußknöcheln oder eben sehr ausgedehnt auftreten.“
Kann man vorbeugen?
Stücker: Leider kaum. „Wer ohnehin schon Sport treibt, kann Besenreiser nicht durch mehr Sport verhindern. Wer übergewichtig ist und sich wenig bewegt, hat generell ein höheres Risiko für Venenleiden, so dass sich Sport grundsätzlich positiv auswirken würde“, so Markus Stücker. Dass enge Jeans Besenreiser begünstigen, ist übrigens ein Irrglaube.
Wann müssen Besenreiser behandelt werden?
Stücker: „Besenreiser sind außerordentlich häufig – und sie bilden sich kontinuierlich im Laufe eines Lebens“, sagt Markus Stücker. Obwohl sie meist gesundheitlich unbedenklich sind, kann der Leidensdruck bei Betroffenen so hoch sein, dass auch ohne medizinische Indikation über eine Behandlung nachgedacht wird, etwa die Besenreiser schon aus ein bis zwei Metern Distanz deutlich erkennbar sind.
Bei einer Entfernung aus rein kosmetischen Gründen trägt die Krankenkasse die Kosten nicht. Besteht der Verdacht auf ein anderes zugrundeliegendes Venenleiden, „weil Beschwerden auftreten wie Schwellungen, ein Schweregefühl im Bereich der Unterschenkel, nächtliche Wadenkrämpfe oder weil man schon einmal Krampfadern hatte“, sollte zur Abklärung ein Arzt aufgesucht werden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Stücker: Vor der Behandlung steht eine gründliche Diagnostik mittels Venenfunktionsmessungen und Ultraschalluntersuchungen, um den Auslöser der Besenreiser festzustellen. Gegebenenfalls muss zunächst das ursächliche Venenleiden behandelt werden, bevor die Besenreiser selbst an die Reihe kommen. Mit der Laserbehandlung, der Verödung und der Radiofrequenzbehandlung kommen drei Verfahren in Frage, doch nur die beiden ersten werden standardmäßig genutzt.
Lasertherapie kann helfen
Die sichtbaren Äderchen im Gesicht sind keine Besenreiser sondern eine sogenannte Kupferrose (Rosacea). Meist sind Nasen- und Wangenpartie betroffen, die Entstehung ist bisher ungeklärt.
Hier wird vorwiegend die Lasertherapie zur Behandlung eingesetzt.
„Die Radiofrequenzbehandlung kommt sehr selten und nur bei extrem feinen Besenreisern zum Einsatz“, sagt Markus Stücker. Erste Wahl sei heute die Verödung. Dabei wird ein Medikament in die betroffene Vene gespritzt, die Venenwände verkleben, so dass kein Blut mehr hindurchfließt, und werden vom Körper abgebaut. „Je nach Ausdehnung können mehrere Sitzungen erforderlich sein“, so Stücker. Für eventuell zurückbleibende feinere Besenreiser eignet sich die Laserbehandlung. Sind die Besenreiser auf eine Bindegewebsschwäche zurückzuführen, ist man allerdings nicht vor neu entstehenden gefeit. „Da muss eventuell alle ein bis zwei Jahre nachbehandelt werden.“ Krampfadern wiederum werden mit anderen Verfahren (Schaumverödung, Operation, Katheterverfahren) behandelt.
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Stücker: „Beide Verfahren sind vergleichsweise risikoarm“, sagt Markus Stücker. Dennoch sind zum Beispiel Eisenablagerungen möglich, die sich als rostbraune Verfärbung zeigen, aber mit der Zeit verblassen. Seltener sind Vernarbungen oder neue Besenreiser. Bei Migränepatienten kann die Behandlung aber eine Migräneattacke auslösen.