Essen/Düsseldorf. Wenn die Ferien zu Ende gehen, sind die wenigsten Kinder begeistert. Allerdings gibt es einige Kniffe, um sie wieder für die Schule zu motivieren.

Von den freien Tagen, die sich in die Unendlichkeit auszudehnen schienen, sind nur noch wenige übrig geblieben. Und in manchen Familien schauen Sohn und Tochter schon ängstlich auf den Kalender: Oh je, wie viel Zeit habe ich noch, bis die Schule wieder losgeht. . . Schulpsychologen wissen Rat, wenn es darum geht, zu motivieren und Ängste zu nehmen.

Haben Kinder Bedenken vor dem (Wieder-)Beginn der Schule?

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Da gibt es nach der Erfahrung von Experten Unterschiede zwischen Grundschulkindern und Jugendlichen, die auf eine weiterführende Schule gehen: „Die Grundschüler erleben wir in der Regel gut erholt. Sie freuen sich, wenn der Unterricht wieder startet. Sofern sie noch keine demotivierenden Erlebnisse hatten, sind sie wissbegierig und möchten gern wieder mit ihren Klassenkameraden zusammen sein. Denn die sozialen Kontakte spielen neben der Wissensvermittlung ja eine große Rolle“, sagt Anja Niebuhr, Diplom-Psychologin und stellvertretende Leiterin des Zentrums für Schulpsychologie in Düsseldorf. Ältere Schüler müssen es meist mit sich selbst abmachen, dass der Unterricht wieder beginnt: „Sie kennen das ja aus vergangenen Jahren, sind selbst für sich verantwortlich, da können die Eltern nicht viel tun – und die Aussicht, die Freunde zu treffen, ist dann doch meist verlockend.“

Wie können Familien sich vorbereiten?

Vor allem mit Grundschülern sollte man sich ein paar Tage vor Unterrichtsbeginn Zeit nehmen, um den Tornister „aufzumöbeln“. „Ein lustiges Radiergummi, neue Stifte und Hefte reichen meist schon aus, um eine positive Anspannung und Vorfreude zu erreichen“, meint die Schulpsychologin. Wer gemeinsam mit seinen Kindern nachschaue, ob die Grundausstattung für die Schule komplett und frisch eingepackt ist, erleichtere ihnen den Einstieg.

Was tun, wenn es vor den Ferien Schulprobleme gab?

Schüler, die vor den Ferien nur noch missmutig und unlustig zur Schule gingen, sind laut der Expertin nach einer Pause meist wieder ganz anders gestimmt. „Ich höre auch immer wieder von Lehrern, dass die Kinder über die Ferien gereift sind und einen neuen Entwicklungsstand haben“, erzählt Psychologin Niebuhr. Die Probleme, die es im vorangegangenen Schulhalbjahr gab, werden oft nebensächlich und selbst Schüler, die sitzen geblieben sind, empfinden es als Chance, die Klasse zu wiederholen. „Sie stehen erst einmal nicht mehr unter dem Druck, den sie vorher erlebt haben.“

Auf welche Weise können Eltern ihre Kinder motivieren?

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Selbst wenn das vergangene Schulhalbjahr nicht so gut verlief, sollten Eltern laut der Schulpsychologin nicht gleich wieder den Zeigefinger heben und mahnend zurückschauen. „Die Kinder wissen ja, dass es Schwierigkeiten gab. Besser ist es, die Hoffnung und den Glauben an das Kind bestärken und beispielsweise zu sagen: ‘Wir lassen diese Erfahrungen hinter uns und starten wieder mit frischen Kräften. Du machst das schon! Wir unterstützen dich dabei und tun alles dafür, dass es jetzt gut klappt’“, rät Anja Niebuhr. „Zuweilen kann es sinnvoll sein, gemeinsam zu überlegen: ‘Was wollen wir im nächsten Schulhalbjahr anders und besser machen?’“

Wie geht man mit Ängsten um, etwa nach Mobbingerfahrungen oder schlechten Noten?

Eine Möglichkeit bei Stress oder Mobbing wäre es laut Anja Niebuhr, den Kontakt zwischen den Kindern zu stärken – also etwa das Kind einzuladen, mit dem es Probleme gab, und auf diese Weise möglichst vor Schulbeginn die Situation zu entschärfen. „Wenn ein Kind schlechte Noten hatte und sich vor der Schule fürchtet, kann man sagen: ‘Geh erst einmal hin und schau, wie du jetzt zurechtkommst. Und sobald Probleme auftauchen, führen wir ein Gespräch mit der Lehrerin.’“

Wie motivieren sich Lehrer am besten?

Die Schulpsychologin erlebt Lehrende in der Regel als Menschen, die sich verantwortlich für ihre Schüler fühlen und auch in den Ferien mit ihnen beschäftigen – vor allem am Ende, kurz bevor der Unterricht wieder startet. „Wer nach der Pause entkräftet und demotiviert ist, der sollte unbedingt überprüfen, was nicht stimmt und überlegen, was er daran ändern kann. Notfalls mit professioneller Hilfe.“

Wie kommt die Familie gut wieder in den Schulrhythmus?

Ein paar Tage vor Schulstart schon das frühe Aufstehen üben – das ist aus Sicht von Expertin Niebuhr keine gute Idee. „Die Kinder wissen ja, dass es wieder losgeht, da kann man dann ab dem ersten Schultag auf bewährte Rituale zurückgreifen.“ Aus ihrer Sicht ist das auch ein guter Zeitpunkt, um den gemeinsamen Tagesbeginn wieder neu zu gestalten. „Viel zu viele Kinder gehen ohne Frühstück aus dem Haus oder müssen sich selbst ein Brot schmieren. Dabei wäre es doch viel schöner, morgens zusammen mit Vater oder Mutter zehn Minuten am Esstisch zu sitzen. Das könnte man sich vornehmen, statt den Wecker immer so zu stellen, dass das Frühstück zu kurz kommt.“