Berlin. Das Internet erobert die Kinderzimmer, auch die der Jüngsten. Eine Studie zeigt, wie unsicher Eltern sind – aber sie sind in der Verantwortung.

Sie können ihren Namen noch nicht schreiben, aber surfen schon durchs Internet: Bei den Dreijährigen klickt sich jedes zehnte Kind regelmäßig durchs Netz, bei den Sechsjährigen geht bereits jeder Dritte online, bei den Achtjährigen sind es mehr als die Hälfte. In vielen Familien stellt sich schon lange nicht mehr die Frage, ob Kinder ins Internet gehen sollen, sondern nur noch, wie oft und wie lange.

Wie eine neue Studie über „Kinder in der digitalen Welt“ zeigt, sind viele Eltern stark verunsichert: Sie setzen auf die Chancen des Internets – sehen aber auch die Gefahren und fühlen sich selbst oft nicht fit genug im Umgang mit dem Netz.

Schon Kindergartenkinder wissen, wie man ins Internet kommt: Man muss nicht lesen können, man muss bloß den Browser-Button anklicken, die Menüleiste ansteuern und anklicken, was man zuletzt angeschaut hat: ein lustiges Video auf Youtube, zum Beispiel. Insgesamt ist heute bereits ein Drittel aller Kinder zwischen drei und acht Jahren regelmäßig online; je älter sie werden, desto öfter.

Schwesig: Wenn schon Internet, dann auf sicheren Seiten

Für die Studie hatten Forscher des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) und des Heidelberger Sinus-Instituts nicht nur rund 1000 Kinder zwischen sechs und acht Jahren befragt, sondern auch etwa 1800 Eltern mit Kindern zwischen drei und acht Jahren. Bei den Kleinen sind sich die meisten Mütter und Väter noch einig: Im Kita-Alter verbieten noch mehr als 70 Prozent ihren Kindern das Internet. Bei den Achtjährigen sind es nur noch 43 Prozent. Hier wissen viele längst: Verbote lassen sich zwar zu Hause noch relativ sicher durchsetzen, doch sobald die Kinder Smartphones benutzen oder bei Freunden ins Internet dürfen, fehlt die Kontrolle.

„Dass Kinder einen mal austricksen, gehört zum Elternsein dazu“, räumte Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) bei der Vorstellung der Studie ein. „Aber es muss Absprachen geben – genauso wie beim Zähneputzen.“ Ihr eigener Sohn ist acht. „Auch bei Schwesigs stellt sich die Frage: Wie viel Internet ist gut für das Kind?“ Ihre Antwort: Wenn schon Internet, dann zumindest auf sicheren Seiten.

Die meisten Eltern sehen die Verantwortung bei sich

Für viele Mütter und Väter ist es ein tägliches Dilemma: Die meisten wissen genau, dass ihre Kinder in einer Welt zurechtkommen müssen, in der nichts mehr ohne Internet geht. Umgekehrt sehen sie, dass gerade bei den Kleinen die Gefahren des Netzes die Chancen bei weitem überwiegen. Sie spüren jedoch auch den sozialen Druck, der auf Kindern lastet, wenn sie beim digitalen Wettrüsten im Freundeskreis nicht mithalten können. Und sie wissen: Nicht die Kita oder die Schule sind hier in erster Linie in der Pflicht: „Die meisten Eltern sehen die Verantwortung bei sich“, sagt Joanna Schmölz vom DIVSI.

In nahezu allen Familien haben Kinder heute Internetzugang. „Teilhabe ist nicht mehr eine Frage der Hardware“, sagt Schwesig. Sondern eine Frage des Umgangs mit Smartphone, Tablet oder PC. Denn auch das zeigt die Studie: Kinder von bildungsfernen Eltern nutzen das Netz öfter zum Spielen und seltener, um Lernstoff zu finden. Damit aus technischer Teilhabe echte Chancengleichheit wird, sei es wichtig, dass nicht nur Väter und Mütter den Umgang mit dem Internet begleiten würden: „Spätestens in der Schule muss es einen guten PC-Unterricht geben“, fordert Schwesig.

Meinung: Sollen kleine Kinder im Internet surfen?

Pro: Kinder und Internet Contra: Kinder und Internet