Minsk/Regensburg. . Kanzlerin Merkel reist einmal um die halbe Welt und schläft kaum. Am Ende steht ein bisschen Hoffnung für die Ukraine. Müdigkeit kann zu Kompromissen führen, sagt ein Experte.

17 Stunden. So lange haben Angela Merkel, François Hollande, Wladimir Putin und Petro Poroschenko in Minsk verhandelt. 17 Stunden ohne Schlaf, kann das gut gehen? Merkel hat einmal gesagt, sie habe kamelartige Fähigkeiten und könne Schlaf speichern. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur erklärt der Schlafforscher Jürgen Zulley, warum Müdigkeit bei langen Verhandlungen nichts Schlechtes sein muss.

Kann man eine so lange Verhandlung durchstehen, ohne zwischendurch ein Nickerchen zu machen?

Jürgen Zulley: Es gibt sicherlich Menschen, die 17 Stunden durcharbeiten können. Wobei ich aber nicht glaube, dass die bei dem Gipfel alle 17 Stunden voll dabei waren. Ich vermute mal, dass sie sich kurzfristig zurückziehen konnten und die Verhandlungen anderen überlassen haben. Aber es geht schon. Ich nehme mal an, dass es dort auch ziemlich lebhaft zugeht, zumindest zeitweilig. Dadurch kann man besser mit der Müdigkeit umgehen.

Reicht es, sich zwischendurch mal für zehn Minuten auszuklinken?

Jürgen Zulley: Das hängt von der Tageszeit ab. In der Nacht hilft ein kurzes Nickerchen kaum, aber es ist besser als gar nichts. Das sind ja alles Profis. Ich bin sicher, dass die Strategien haben, um damit umzugehen. Was eine große Rolle bei diesen langen Verhandlungen spielt, ist, dass mit der Zeit die Kompromissbereitschaft zunimmt. Je länger man verhandelt, umso eher ist man bereit, aufgrund des eigenen Befindens, der Müdigkeit zu sagen: Machen wir den Kompromiss. Ich glaube, das ist die gute Seite.

Merkel hat einmal gesagt, sie habe kamelartige Fähigkeiten. Auf Vorrat schlafen - geht das?

Jürgen Zulley: Das geht nur sehr begrenzt. Wenn man abends etwas vorhat, kann man nachmittags vorschlafen. Es ist mutig, dass sie sich mit einem Kamel vergleicht, aber der Vergleich hinkt sehr. Man braucht eine gewisse Regelmäßigkeit, man braucht seine Auszeiten. Und den Vergleich Vortanken finde ich hier falsch. Nach wenigen Tagen mit einer solchen Strategie braucht man eine längere Erholungspause. (dpa)