Essen. Wenn die Welt in Chaos versinkt, muss man die Zufriedenheit im Privaten suchen. So wie unser Autor, der sich über seine neue Morgenroutine freut.
Ist dieses Jahr nicht richtig glatt gestartet? Klar, wir scheinen in einem neuen imperialistischen Zeitalter angekommen zu sein, in dem Grönländer und Kanadier eine Besetzung durch die USA fürchten müssen. Wir erleben, dass ganz rechts außen in der Parteienlandschaft mittlerweile so freigedreht wird, dass „Abschiebetickets“ in Briefschlitze geworfen werden. Und die Algorithmen der uns alle so stark beeinflussenden sozialen Medien promoten immer mehr menschenverachtende Inhalte. Aber wir haben es bei uns zu Hause endlich geschafft, dass es morgens nicht mehr stressig ist! Wenn die Welt in Chaos versinkt, muss man die Zufriedenheit im Privaten suchen.
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Man könnte uns andichten, besonders gut darin zu sein, Neujahrsvorsätze durchzusetzen. Aber meine Frau, die ohnehin nichts von solchen Konventionen hält, kam nur zufällig zum Jahresanfang auf die großartige Idee, dass wir künftig abends alles für den nächsten Tag vorbereiten. Heißt: Klamotten rauslegen, Tasche packen, Frühstücksdosen vorbereiten. Ich weiß, Sie haben jetzt Fragen. Etwa: Warum haben diese Leute zehn Jahre Elterndasein und damit zehn Jahre chaotische Morgenroutinen gebraucht, um darauf zu kommen? Und wird das Frühstück nicht matschig, wenn es schon eine Nacht im Kühlschrank liegt?
Von „Kevin allein zu Haus“ zur entspannten Herzfrequenz
Während ich Frage eins ausweichen möchte, sage ich zu Frage zwei: Die Kinder haben sich nicht beschwert. Und seien wir ehrlich: Kinder essen ihr Pausenbrot, selbst wenn es mit Liebe vorbereitet und mit allerlei Kleinigkeiten angereichert wird, eh fast nie auf. Es sei denn, man würde ihnen ein Pampe-Brot mit Süßaufstrich in die Tupperware legen.
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Den Ärger über die mal wieder nicht vertilgte Frühstücksknifte kann ich herunterschlucken, jetzt, wo ich viel weniger gestresst bin. 2024, und all die Jahre zuvor, war es bei uns wie bei „Kevin allein zu Haus“, wenn dieEltern vor Schreck wach werden und im Eiltempo die Taschen packen. Ein Kind wurde bei uns zwar nie vergessen, dafür passierte es aber vielen anderen Dingen. Jetzt ist 2025, und wir schlendern ganz relaxt durch den Morgen. Wenn die Welt dieses Jahr zugrunde geht, dann habe ich dabei eine entspannte Herzfrequenz.